Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des KuBa,
die Künstler*:innen des KuBa – Kulturzentrums am EuroBahnhof öffnen ein temporäres KunstKaufHaus und locken mit dieser besonders charmanten Weihnachtsmarkt-Alternative.
Jenseits von Kitsch und Krempel sind in den Fluren des Atelierhauses und auf einer großen Tischtafel eine Mischung aus allem was außergewöhnlich und schön ist: Malerei, Grafik, Zeichnungen, Fotografie, Kunstbücher… zu finden.
Und weil Einkaufen hungrig macht, wird kubatypisch auch für das leibliche Wohl gesorgt. Im KunstKaufHaus-Café wird an beiden Tagen Gebäck, Punsch und Glühwein serviert.
Wer sich selbst und natürlich auch anderen ein Weihnachtsgeschenk machen möchte, ist herzlich in das KunstKaufHaus im KuBa-Atelierhaus eingeladen.
Teilnehmende Künstler:innen:
Julia Aatz
Julia Baur
Mane Hellenthal
Juliana Hümpfner
Leslie Huppert
Petra Jung
Michael Koob
Caroline Koob
Arne Menzel
Dirk Rausch
Armin Rohr
Max Sayed
Martin Steinert
Luise Talbot
Claudia Vogel
Rose Vöhringer
Eva Walker
Ohne Titel, 2021
Bleistift, Monotypie, Linoldruck, Aquarell & Öl auf Papier, 63 x 44 cm
Unikat
Kommendendes Wochenende, am 25. & 26. September, sind wieder die sog. „Tage der Bildenden Kunst“ – offene Ateliers & Galerien in der ganzen Stadt.
Unser Atelierhaus beteiligt sich wie immer kollektiv.
Dieses Jahr zeige ich einerseits eine Reihe von Druckgrafiken, die ich für dieses Wochenende gemacht habe sowie eine Auswahl an kleinen Arbeiten aus den letzten 30 Jahren.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof
Öffnungszeiten:
Samstag: 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Ohne Titel, 2021
Bleistift, Kreide, Frottage & Filzstift auf Papier, 42 x 29,7 cm
Für die Tage der Bildenden Kunst Ende September habe ich nicht übel Lust, wieder ein bisschen zu drucken. Linol schneiden, drucken, monotypisieren, zeichnen …
Dieses Bild ist Teil unseres Projektes „Locked off“. Eine Gemeinschaftsarbeit, eine Collaboration, die in den kommenden Wochen versteigert werden soll. Der Erlös dieser Versteigerung wird zu 100% gespendet an eine soziale Institution, oder einen gemeinnützigen Verein.
Zur Zeit bin ich mit drei Arbeiten in der Ausstellung „Limit 250“ das BBK im Saarländischen Künstlerhaus vertreten.
Wie es sich in Zeiten des Arschlochs Corona gehört, wurde die Ausstellung ordnungsgemäß, nämlich virtuell, am 19. November eröffnet. War eine super Sache. Aber immerhin.
Eine virtuellen Rundgang durch die Ausstellung kann man über diesen Link: „Limit 250“ starten. Am besten abends, ab 18:00 Uhr, gemütlich zu Haus, am Rechner. Ich empfehle dazu ein oder zwei Gläser Côtes du Rhône, während man in aller Ruhe mit den Augen durch die Räume des Künstlerhauses lustwandeln kann.
Kommt trotzdem alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Zwischendurch war die Ausstellung tatsächlich ein paar Tage geöffnet, aber damit ist morgen natürlich auch Schluss. Lockdown.
Danke Du Arschloch Corona!
Anbei der obsolete Text des Künstlerhauses:
Die Verkaufsausstellung „Limit 250“ des BBK ist ab sofort bis zum 23.12.2020 geöffnet!
Wir freuen uns, diese Verkaufsausstellung nun doch kurzfristig öffnen zu dürfen. Dies natürlich unter Einhaltung der aktuellen Hygieneregeln. Maske ist Pflicht, die Besucherzahl begrenzt. Auch wird darauf hingewiesen, dass dies keine allgemein zugängliche Ausstellung ist und nur für Kaufinteressent*innen geöffnet wird. Ein Zugang zu den anderen Ausstellungen ist leider nicht möglich. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag, von 10 bis 18 Uhr.
Bis zum vorerst 10. Januar 2021 können wir Ihnen die anderen Ausstellungen leider nur virtuell anbieten. Aber auch dieser Blick lohnt sich.
Veranstaltungen finden keine statt.
Wir informieren Sie hier immer über den aktuellsten Stand.
Unser Büro ist zu den üblichen Zeiten besetzt.
Meistens arbeite ich in meinem Atelier. Das Atelier ist mein eigentliches Zuhause. Meine Heimat, my home, my castle. So gesehen bin ich meistens im Home. Außerdem telefoniere ich in meinem Atelier mit meiner Galeristin; manchmal empfange und verschicke ich wichtige Mails. Außerdem denke ich viel nach. Was man so alles tut in einem Office. So gesehen bin ich auch immer im Office.
Also im Home-Office.
Malerinnen, Maler, Zeichnerinnen und Zeichner brauchen solche Kategorien aber nicht. Sie sind vierundzwanzig Stunden am Tag im Home-Office-Modus. Egal wo.
Ich denke übrigens ununterbrochen über Bilder nach. Den ganzen Tag. Und nachts träume ich von Bildern.
Das letzte, was mir vom Tag in Erinnerung bleibt, ist ein Bild. Morgens öffne ich die Augen und sehe: ein Bild. Vielleicht das zuletzt gemalte, aber auch Bilder von Kolleginnen oder Kollegen, überhaupt: Bilder! Ich war immer bildergeil.
Oft finde ich mich nach einem Spaziergang im Atelier wieder. Also im Home. Ich weiß nicht, wie ich da hin gekommen bin. Es geschieht automatisch, gedankenverloren. Dann sitze ich auf meinem Stuhl vor der Staffelei und betrachte mir die Ergebnisse der vergangenen Tage. Und denke darüber nach.
Manchmal beginne ich ja mit der Absicht, mit dem Plan, ein erträumtes Bild zu malen. Morgens, kurz nach dem Aufwachen, hatte ich es noch vor Augen. Aber dann ist es irgendwie weg und es wird doch wieder alles anders.
Eigentlich quäle ich mich, während der Pinsel über die Leinwand zieht, wenn ich die weiche, noch feuchte Ölfarbe furche. Es ist ein quälender, ermüdender Prozess. Außerdem ist es stinklangweilig. Gelegentlich sagt jemand: „Ich würde Dir gerne nur einen Tag zugucken, während Du malst.“
Verrückt. Sollen lieber spazieren gehen mit der Geliebten oder mit den Kindern spielen in der Zeit, die Leute.
Ich verbringe mehr Zeit damit, genau diesen Moment vorzubereiten: der Moment, an dem ich den Pinsel über die Fläche der Leinwand führe. Und anschließend denke ich darüber nach. Nachdenken kann lange dauern.
Vielleicht male ich deswegen. Ein Bild nach dem anderen. Damit ich über Bilder nachdenken kann. Nachdenken kann man auch in Pyjamahosen.
Wenn ich mich beim Betrachten eines Bildes freue, ist es meistens fertig. Wenn ein Bild fertig ist, bin ich glücklich. Das Bild überrascht mich und sagt: „Hör auf! Ist gut! Mach Schluss! Geh spazieren mit der Geliebten oder spiele mit den Kindern!“
Dann bin ich erleichtert und denke: „Wie gut, dass Du Dich so gequält hast!“
Vielleicht ist das eine Form der Geisteskrankheit. Ich weiß es nicht. Es ist seltsam, aber es belastet mich nicht. Im Gegenteil.
Zu Pyjamas habe ich eine spezielle Beziehung. Im Sommer trage ich meine Pyjamahosen den ganzen Tag. Gehe damit vor die Tür, einkaufen, spazieren oder auch ins Atelier.
Vor vielen Jahren fand ich in einem Kaufhaus an Kleiderständern lustig karierte, sehr farbenfrohe leichte Sommerhosen. Mit Gummizug und Schnur. Ich dachte: „Wie fein, die Sommermode für Männer dieses Jahr – so fröhlich, so leicht und bunt!“ Ich kaufte gleich drei Stück und trug sie an warmen Tagen. Sie sind sehr bequem, mit weißem Hemd und einem schwarzen Sakko machen sie auf einer Hochzeit oder zu irgendeinem anderen festlichen Anlass mit entsprechend feinem Schuhwerk im Sommer wirklich was daher.
Ich war der Meinung, es mit alltagstauglichen Beinkleidern zu tun zu haben und war sehr beleidigt, wenn mich jemand auf meine „Schlafanzughosen“ ansprach. Verwahrte mich dagegen und protestierte aufs heftigste. Man kann mit den meisten Leuten nicht über Mode diskutieren.
Eine Verkäuferin im gleichen Kaufhaus klärte mich Jahre später auf, als ich wieder mal auf der Suche nach leichten Sommerhosen war. Sie reagierte ein wenig entsetzt, als ich ihr erzählte, dass ich diese Hosen im Sommer tagtäglich trage. „Sie tragen diese Hosen am Tag? In aller Öffentlichkeit?“
In den folgenden Wochen fühlte ich mich zugegebenermaßen etwas unwohl in meinen Sommerhosen auf Grillparties und anderen Feierlichkeiten. Aber das legte sich wieder. Schließlich kombinierte ich sie ja stets mit feinem Hemd und Sakko. Welcher Mann schläft schon in seinen Anzughosen?
Ich pflege diese Tradition, an warmen Tagen lustig karierte, sehr farbenfrohe leichte Sommerhosen zu tragen, bis heute.
Auch das ist vielleicht seltsam, aber es belastet mich nicht. Im Gegenteil.
Allerdings sind es die einzigen Beinkleider, die ich selten im Home-Office trage. Also nicht während der Malerei oder der Zeichnerei im Atelier. Nur ganz abgetragene Modelle schaffen es, noch einen Sommer als Arbeitskleidung herzuhalten. Ich kann mich nur sehr schwer von ihnen trennen, auch, wenn sie schon sehr zerschlissen und komplett mit Farbe versaut sind. Sie sind mir ans Herz gewachsen; es stecken ja auch viele Bilder und Geschichten in diesen Hosen.
Während ich diesen Text schrieb, habe ich übrigens ausnahmsweise mal nicht an das Arschloch Corona gedacht.
Im KunstKaufhaus des KuBa kann man noch Geld vor Weihnachten loswerden.
„Zunächst als Online-Galerie gestartet, zeigt das virtuelle KunstKaufhaus inzwischen über 90 Werke von Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Disziplinen. Die Auswahl reicht von Malerei über Grafik und Fotografie bis hin zu Skulpturen, Objekten und Kunstbüchern.“
Aufgrund der hohen Nachfrage öffnet das KunstKaufhaus für kurze Zeit auch vor Ort. An folgenden Tagen haben Interessierte von 12:00 bis 18:00 Uhr Gelegenheit, sich die Werke in der Kantine des KuBa anzusehen:
Freitag, 11. Dezember
Samstag, 12. Dezember
Freitag, 18. Dezember
Samstag, 19. Dezember
Okay. Ob das Kunstkaufhaus am nächsten Wochenende noch geöffnet sein wird, ist angesichts der aktuellen Situation zu bezweifeln.
Danke, Du Arschloch Corona!
Aber das Ganze funktioniert ja auch online. Fuck you, Du Arschloch Corona!
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
In meinem Atelier zeige ich u. a. – fast schon traditionell – 99 kleine Arbeiten. Ich habe weit ausgeholt, zu sehen sind Arbeiten aus den lezten 30 Jahren. Jede einzelne ist für sage & schreibe 99,- Euro ausschließlich an diesem Wochenende zu erwerben. Die meisten Arbeiten waren bislang noch nicht in einer Ausstellung zu sehen.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof
Öffnungszeiten:
Samstag: 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Ohne Titel, 2019
FineArt-Print auf Hahnemühle William Turner 310g/qm
40 x 40 cm/60 x 60 cm
Handsigniert
Zu Weihnachten aufgelegt: ein FinArt-Print jenes Gemäldes (Link): im Papierformat 40 x 40 cm/60 x 60 cm (Druck ca. 30 x 30 cm/48 x 48 cm), handsigniert.
40 x 40 cm: 150,- Euro
60 x 60 cm: 180,- Euro
Anfragen & andere Fragen beantworte ich gerne per Mail an: art(at)arminrohr.de.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid, ich will Euch erquicken!
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof.
Öffnungszeiten:
Samstag, 28. September, 14:00 – 18:00 Uhr
Sonntag, 29. September, 11:00 – 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Die geschätzte Kollegin Véronique Verdet eröffnet Ihren Süpermarket!
Vom 2. – 23. Dezember gibt es Kunst fürs Fest vom Feinsten & überhaupt noch mehr geschätzten Kolleginnen & Kollegen aus aller Welt! Anbei ein Artikel aus der Saarbrücker Zeitung zum Süpermarket.
Die beteiligten Künstler sind:
Andreas Golczewski (SB)
Andrea Neumann (SB)
Armin Rohr (SB)
Birte Spreuer (SB)
Caro Streck (Gießen)
Claudia Brieske (Berlin)
Claudia Vogel (SB)
Cone The Weird (SB)
Diane Jodes (Luxemburg)
Dirk Rausch (SB(
Hanna Järvenpää (Finnland)
Joni Majer (SB)
Lukas Ratius (SB)
Philipp Majer (SB)
Katja Pudor (Berlin)
Leslie Huppert (SB)
Malgorzata Sztremer (SB)
Martine Glod (Luxemburg)
Mirjam Elburn (Siegen/ NRW)
Natascha Pötz (Berlin)
Paetrick Schmidt (Berlin)
Susanne Ramolla (Potsdam)
Véronique Verdet (SB)
War and Peas (SB)
Eröffnung:
Sonntag, 2. Dezember 2018, 15:00 Uhr
Dauer:
2. bis 23. Dezember 2018
Öffnungszeiten:
Di – Fr 14:00 – 18:00 Uhr
Sa 11:00 Uhr – 18:00 Uhr
Statt über das langweilige Hüttendorf in der Stadtmitte zu laufen & sich über den Gestank von ranzigem, altem Fett, unfassbar schlechtem Glühwein, unerträglicher Musik & allzu viel Enge & Gedrängel zu ärgern: Ein paar Meter weiter könnt Ihr bei einem gepflegten Glas Crémant eintauchen in vorweihnachtliche Stille & Kontemplation & Euch ungehemmt dem Kunstgenuss & -konsum hingeben!
Süpermarket
Bismarckstraße 10 (gegenüber Moderne Galerie)
66111 Saarbrücken
Ohne Titel, 2018
FineArt-Print auf Hahnemühle William Turner 310g/qm, 65 x 40 cm
Handsigniert
Es gibt jetzt endlich einen FinArt-Print jenes Gemäldes: im Papierformat 65 x 40 cm (Druck ca. 51 x 37 cm), handsigniert.
Für 150,- Euro! Solange der Vorrat reicht.
Anfragen & andere Fragen beantworte ich gerne per Mail an: art(at)arminrohr.de.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid, ich will Euch erquicken!
Banksy hat es wieder allen gezeigt. Eigentlich finde ich den Gag gelungen. Noch gelungener finde ich allerdings die Reaktion der Käuferin & das ist dann vielleicht doch das Gegenteil von dem, was Herr Banksy erreichen wollte:
Documenta-Chef Buergel, barfuß in einer großen Pfütze vor Template , sah den Einsturz als „nur konsequent“. „Die Trümmer lassen jetzt jede Menge Assoziationen zu. Und genau das will Kunst ja: anregen.“ Für Köhler habe keine Gefahr bestanden. „Für den Einsturz war ein solches Unwetter nötig, bei dem selbst der mutigste Bundespräsident das Weite gesucht hätte.“ Für den nächsten Tag hatte sich ein Käufer für Template angekündigt. Ai Weiwei zeigte sich direkt nach dem Einsturz dennoch optimistisch:
Damals, nach dem Lesen dieses Artikels, begann ich an Herrn Ai WeiWei & seiner „Kunst“ zu zweifeln. Nicht aber an seinen Fähigkeiten, aus Scheiße Geld zu machen!
Das gibt es nur in der Kunst. Beziehungsweise auf dem Kunstmarkt. Auf dem Kunstmarkt, der sich von der Kunst entkoppelt hat. Artefakte sind nichts weiter als Devotionalen & Trophäen für eine völlig degenerierte Schicht von superreichen Schwachmaten, die für völlig überteuerte Wracks & Ruinen bereit sind, jeden Preis zu zahlen, um ein eigenes Stück vermeintliche Kunstgeschichte zu besitzen!
Vor einigen Jahren fiel eine von mir bemalte & aufgehängte Aludibondplatte aus großer Höhe herunter & riss noch zwei weitere, kleinere Platten mit. Die Platten waren Teil einer Wandinstallation, die ich im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Projektes für eine Institution realisiert hatte. Gott sei Dank war niemand in der Nähe. Die Platten waren völlig verbogen, an einigen Stellen war die Farbe abgeplatzt – hätte zu diesem Zeitpunkt eine Person unter der großen Platte gestanden – immerhin ca. 125 x 250 cm – sie hätte dieser Person wohl den Schädel gespalten.
Ich malte auf eigene Kosten komplett neue Platten & ließ die Platten fachgerecht & wieder auf eigene Kosten von einer Firma aufhängen.
Alles falsch gemacht. Ich hätte die verbeulten & verbogenen Platten wieder aufhängen & eine weitere Rechnung schreiben müssen:
„Hey! Der Preis hat sich soeben verdoppelt! Sie sind jetzt Besitzer eines eigenen Stückes der Kunstgeschichte!“ So geht das in Zukunft!
Ich freue mich auf den Besuch von Freunden, Bekannten, Verwandten & Interessierten. Aber am meisten freue ich mich auf das gemeinsame Kochen mit den Kollegen am Samstagabend in der Küche unseres Atelierhauses. Es gibt Pastis, Pasta & italienischen Rotwein.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof.
Öffnungszeiten:
Samstag, 29. September, 14:00 – 18:00 Uhr
Sonntag, 30. September, 11:00 – 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
„Wenn der Saarbrücker Maler Armin Rohr von kommunalen Galerien oder Kunstvereinen im Bundesgebiet eingeladen wird, um dort auszustellen, bietet er meist an, die Laudatio und die musikalische Umrahmung der Vernissage selbst zu übernehmen. Er spiele zwar kein Instrument, aber er könne singen, erklärt Rohr dann den verdutzten Direktoren. Der halb ironische Vorschlag hat einen ernsten Grund: Für Eröffnungsredner und Musiker haben Kunstvereine und andere öffentliche Institutionen in der Regel ein Honorar vorgesehen, nicht aber für den ausstellenden Künstler.“
„Immerhin bin ich verantwortlich für Konzeption & Thema der Ausstellung, ich rahme Bilder ein, verpacke sie & transportiere sie an den Ausstellungsort, wo ich dann, je nach Umfang der Ausstellung auch schon mal ein paar Tage mit der Installation der Ausstellung beschäftigt bin“, hat Rohr in seinem Internet-Blog die Leistungen umrissen, die er gratis erbringen soll. Dass man ihn statt im Hotel schon mal im Gästezimmer des Kunstvereinsvorstands einquartiert, sei noch das Geringste. Doch selbst um die Kostenerstattung für den Transport seiner Arbeiten per Mietwagen muss er immer feilschen. Ganz zu schweigen von einer Ausstellungsvergütung, einer Vergütung der Nutzung der Werke durch die Aussteller. „Die gibt es gar nicht oder nur hintenrum“, sagt Rohr. Stattdessen heiße es: „Sie können ja hier die Werke verkaufen.“
Weil das KuBa 10 Jahre alt ist & überhaupt zeige ich meinem Atelier 99 kleinere Arbeiten aus den letzten 25 Jahren, jede einzelne ist für 99,- Euro an diesem Wochenende zu erwerben. Und nur an diesem Wochenende. Zeichnungen, kleine Malereien, Ausnahmswaisen, Mischtechniken usw..
Kuratiert hat das Ganze meine Ehefrau & Geliebte Karolina Rohr. Die meisten Arbeiten sind bislang noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof
Öffnungszeiten:
Samstag, 23. September, 14:00 – 18:00 Uhr
Sonntag, 24. September, 11:00 – 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Die KuBa-Edition erscheint anlässlich der 10-Jahr-Feier des KuBa & wird gleichzeitig mit dem traditionellen Herbstsalon eröffnet. Zu sehen & zu kaufen sind Drucke, Unikatauflagen, Fotografien, Serigrafien usw..
Herbstsalon 2017
Eröffnung: 15. September 18:00 Uhr
Ausstellung: 15. September bis 6. Oktober
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, Feiertag 15:00 – 18:00 Uhr
Montags geschlossen
Armin Rohr, Edition 10 Jahre KuBa
Ohne Titel, 2017
Mischtechnik auf Papier, 42 x 29,7 cm
Auflage 7
Privatbesitz
Das KuBa feiert Jubiläum. Vor 10 Jahren wurde die Institution ins Leben gerufen & ist mittlerweile mehr wegzudenken aus Saarbrückens Kulturleben (Seit sieben Jahren bin ich dabei.)
Im Rahmen der 10-Jahr-Feier eröffnet am 15. September der traditionelle Herbstsalon (wo auch die Editonen gezeigt & verkauft werden) mit den Künstlern des KuBa & der Nachbarateliers. Anlässlich des Jubiläums haben fast alle Beteiligten eine kleine Edition aufgelegt: Drucke, Unikatauflagen, Fotografien, Serigrafien usw..
Mein Beitrag zur Edition ist das oben abgebildete Blatt. Eine Mischtechnik – Zeichnung, Linoldruck, Monotypie, Sprühlack & Schablone – in einer Auflage von sieben Stück. Jedes Blatt ein Original. Alle gleich & doch unterschiedlich.
Im Herbstsalon selbst werde ich eine Wandmalerei zeigen, die, wie immer nach der Ausstellung, übertüncht wird.
Im Herbstsalon sind von mir zwei größere Papierarbeiten aus den vergangenen Wochen zu sehen.
Herbstsalon 2017
Eröffnung: 15. September 18:00 Uhr
Ausstellung: 15. September bis 6. Oktober
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, Feiertag 15:00 – 18:00 Uhr
Montags geschlossen
Seit 10 Jahren lagere ich meine Bilder in einem Raum auf den sog. Saarterassen in Burbach. Nun bekam ich die Kündigung. Im Spätsommer muss ich raus – nebst anderen Kollegen, Künstlern & Musikern. Das Gebäude wird saniert & einem andern Zweck zugeführt. Ich bin zugegebenermaßen ein bisschen verzweifelt. Es ist mein persönlicher Supergau.
Jetzt muss ich für die Unmenge an Werk einen adäquaten Lagerraum finden: er sollte nach Möglichkeit ebenerdig begehbar & trocken sein. Heizung & fließendes Wasser brauche ich nicht. Eine Größe von ca. 20 qm sollte, je nach Schnitt, eigentlich ausreichen – bei einer Höhe von ca. 2,50 – 3,00 m. Dachgeschosse oder Kellerräume sind meistens nicht optimal; die großen Bildformate kriege ich nicht immer um die Kurven in engen Treppenhäusern & die Zeichenschränke aus Stahl verdammt schwer über mehrere Stockwerke zu bugsieren.
Mir graut. Mir graut davor, mit diesen unzähligen Bildern, Mappen, Rahmen & tonnenschweren Metallschränken nebst anderen Kleinigkeiten umzuziehen. Nun ja. Ich will nicht jammern. Niemand zieht gerne um, ich weiß.
Seit Jahren überfällt mich beim Betreten dieses Raumes eine gewisse Melancholie, bisweilen auch eine Lähmung. Das Werk wird mir zunehmend zur Last, zumal ich wusste: „Irgendwann musst Du da auch mal wieder raus.“ Das Damoklesschwert schwebte von Anfang an über diesen Räumen.
Wenn jemand um Räume weiß oder gar selbst welche besitzt, die leer stehen, bitte ich um eine Mitteilung.
In meinem Atelier zeige ich 99 Arbeiten aus den letzten 25 Jahren, jede einzelne ist für sage & schreibe 99,- Euro an diesem Wochenende zu erwerben. Und nur an diesem Wochenende. Kuratiert hat das Ganze meine Ehefrau & Geliebte Karolina Rohr. Die meisten Arbeiten sind bislang noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof
Öffnungszeiten:
Samstag: 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Ohne Titel, 1991
Kohle, Buntstift, Tusche auf Papier, ca. 31,5 x 21 cm
Privatbesitz
Eine von 99 Arbeiten aus den letzten 25 Jahren, die an den Tagen der Tage der Bildenden Kunst in Saarbrücken zusehen & natürlich zu erwerben ist. Und nur an diesem Wochenende. Kuratiert hat das Ganze meine Ehefrau & Geliebte Karolina Rohr. Die meisten Arbeiten sind bislang noch nie in einer Ausstellung gezeigt worden.
Tage der Bildenden Kunst im KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof
Öffnungszeiten:
Samstag: 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Sonntag: 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Vor einigen Wochen erreichte mich – nebst ca. 13 weitern Künstlern aus dem Großraum Saar-Lor-Lux – eine Einladung zum ersten Walter-Bernstein-Kunstpreis 2016. Ausgelobt von der Förderstiftung Walter Bernstein.
Mein Beitrag zur Ausstellung ist eine Wandmalerei.
Die „Wand“, an der ich malen durfte, wurde an einem ca. 13 m langen Teil der Rollstuhlrampe, der sich diagonal durch die Halle zieht, mit Rigipsplatten angebaut. Am linken Ende ist die Wand ca. 1,30 m hoch & steigt nach zum rechten Ende allmählich auf ca. 2,00 m an. Ich musste also meistens gebückt arbeiten. Dafür musste ich nicht wie andernorts permanent auf der Leiter stehen.
Die Arbeit ging leicht von der Hand; im Gegensatz zu verschiedenen Wandmalereien der Vergangenheit verzichtete ich diesmal auf Aludibondplatten oder andere Medien wie Zeichnungen & sonstige Applikationen.
Die Arbeit wird nach der Ausstellung deinstalliert. Eine flüchtige Geschichte für die Dauer von sechs Wochen.
Ich hatte einen Termin im Ausstellungsraum der Stadt. Mit eine Vertreterin der Stadt & der Laudatorin. Beim Betreten des Raumes fielen mir sofort die Bilderhängeschienen ins Auge, die die hohen Wände im oberen Drittel zerteilten. Stolz vieler Ausstellungsmacher, Tod aller Ausstellungen. Und einige recht billig aussehende Pressspahnwände, die auf mich den Eindruck von temporärer Improvisation & Verlegenheit machten. Nach kurzer Zeit war klar, dass ich in der Ausstellung die unter anderem geplante Installation mit Aludibondplatten nicht zeigen konnte.
„Hier wird nicht genagelt.“
Nun gut. Dann eben konventionell. Augsburger Puppenkiste. Eine Ausstellung, gefühlt im Stile der Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ich konnte die Vertreterin der Stadt nicht von meinem Konzept überzeugen.
Auf meine Frage, ob denn die Ausstellung versichert sei, antwortete die Vertreterin der Stadt: „Selbstverständlich!“
Kurzes Schweigen. Die Antwort, sinngemäß in etwa so: „Äh, nein, das hat bisher noch kein Künstler gefragt.“
„Dann kann ich hier leider keine Originale hängen. Ich könnte aber zwanzig Farbkopien von Arbeiten in A4 mitbringen anstelle der Original-Bilder.“
Natürlich hübsch gerahmt & selbstverständlich mit den tollen Schnüren an die tollen Schienen gehängt. Dachte ich.
Es folgte ein längeres Gespräch mit dem Ergebnis, dass man sich erst kundig machen müsste & mir in spätestens zwei Tagen das Ergebnis der Erkundungen mitteilen werde.
Nach zwei Tagen erhielt ich eine Mail: „Die Bilder sind nun von Nagel zu Nagel versichert.“
Unser Atelierhaus war auch dabei. Kollektiv. Der Verein organisiert diese zwei Tage für uns Künstler. Wir müssen lediglich die Türen öffnen. Und Kuchen backen. Ums Haus macht sich traditionell ein wenig Volksfeststimmung breit. Es gibt Getränke- & Essensstände; die Mitarbeiter des Vereins verkaufen unseren Kuchen & Kaffee; der Erlös des Verkaufs geht zur Unterstützung an den Verein.
Mehr als 1.500 Menschen besuchten an diesen zwei Tagen das KuBa.
Ich habe kaum Erinnerungen an das Wochenende. Die Stunden rauschten vorbei. Gesprächsfetzen & Gesichter im Stakkato, Krümel aus Erinnnerungen an Freunde oder Fremde. Wie im Rausch dehnten sich die Stunden aus ins Unendliche. Am Ende hatte ich das Gefühl, als sei die Zeit explosionsartig abgefackelt wie ein Feuerwerk. Scheinbar endlose Tage zerbröselten zu winzigen Brosamen.
Außerdem ist man abends heiser.
Aber auch viele der Besucher rauschten vorbei. Zum Beispiel an meiner offenen Ateliertür. Schauten nicht ins Atelier. Eilten einfach vorbei. Nicht nur an meinem Atelier, sondern auch an den Ateliers der Kollegen. Manchmal reckte jemand der Vorbeieilenden den Hals in die Tür. Ein scheuer Rundumblick, grußlos & fahrig.
Flüchtige Blicke von flüchtigen Besuchern streiften auch die Bilder in den Fluren des Atelierhauses. Blicke, die suchen & nicht wirklich finden, nicht finden wollen, nichts sehen oder erkennen. Vielleicht haben sich diese Menschen auch nur verlaufen. Sind zufällig ins Haus gestolpert, hatten die Möglichkeit wahrgenommen, Kaffee zu trinken & Kuchen zu essen, hatten sich in den Weiten der Treppenhäuser & Gänge der unterschiedlichen Stockwerke verirrt & suchten nun verzweifelt den Ausgang. Suchende soll man nicht aufhalten.
Natürlich, es gab es auch mir unbekannte, neugierige Besucher, die sich trauten, ihre Füße in die einzelnen Ateliers zu setzen – abgesehen von den Freunden, Kollegen & Bekannten, die sowieso immer dabei sind. Manche Besucher fotografierten: „So muss es in einem Künstleratelier aussehen!“ Fotografierten mehr als sie guckten. Zum Beispiel den Fußboden, Tische mit Pinseln & zerknautschten, klebrigen Farbtuben & die Schuhe des Malers. Auch Bilder. Aber meistens die Klischees.
Es gab seltsame Begegnungen, merkwürdige Besucher & vor allem denkwürdige Kommentare, die im Kopf haften geblieben sind. Manche habe ich aufgeschrieben:
„Ah ja! Allmählich wird es wieder besser!“
„Können Sie von Ihrer Kunst leben?“
„Wer kauft denn so was? Hier im Saarland? Hier ist doch kein Geld.“
„Haben Sie auch noch einen anderen Beruf?“
„Haben sie Kunst studiert?“
„Und Sie sind … professioneller Künstler?“
„Wie machen Sie diesen Effekt? Wissen Sie, ich male nämlich auch.“
„Darf ich den Fußboden fotografieren? Das ist ja ein richtiges Bild!“
„Das Grün da rechts oben im Bild – irgendwie stört mich das. Ich weiß nicht … Grün gefällt mir nicht als Farbe. Naja, ich habe ja auch keine grünen Kleider“
„Hah! Die fröhliche Unterwasserwelt! Da malt jemand die bunte Koralle, die lustige Qualle & den intelligenten Oktopus! Habe ich recht?“
„Die figürlichen Arbeiten haben mir besser gefallen. Ich kann ja mit abstrakter Kunst eh nichts anfangen. Konnte ich noch nie. Figürliche Kunst finde ich besser. Da sieht man wenigstens, ob jemand was kann!“
„Wie teuer ist so ein Bild? Und wie lange brauchen Sie eigentlich für so ein Bild?“
„Verdienen Sie Geld mit Ihrer Kunst?“
Ich habe nichts verkauft, weder samstags noch sonntags. Gratis-Postkarten gingen weg wie warme Semmeln. „Es geht nicht nur um den Verkauf“, sagte der Kollege. „Du musst Präsenz zeigen.“
„Könnten Sie mir die Karte noch signieren?“
Ich zeigte zwei Tage Präsenz & war anschließend sehr müde.
Es gab aber auch schöne Begegnungen, nachhaltige Gespräche & fruchtbare Diskussionen mit offenen Menschen.
Als Künstler wünscht man sich ja gelegentlich ein Feedback. Keine Streicheleinheiten, keine Lobhudelei. Keine hochwissenschaftliche Laudatio, wie man sie kennt von Vernissagen. Keine oberfächlichen Kommentare bei einem Gläschen Crémant.
Sondern wirklich herausforderdernde Fragen & Gedanken von aufmerksamen Beobachtern.
Aber ich komme auch ganz gut mir mir allein zurecht.
Ohne Titel, 2015
Alkydharz auf Aludibond, 100 x 80 cm
Heute Morgen kurzfristig drei Bilder im Jobcenter umgehängt. Verrückterweise sollten die Arbeiten nämlich installiert werden, bevor die Behörde mit Sack & Pack Einzug hält. Zuerst war ich skeptisch, aber für Situationen wie oben bin ich dann dankbar. Erst das Bild, dann der Ficus benjamina mit dem Sitzmöbel. Eine subtile Collaboration mit der Innenausstatterin. Ausgerechnet mit meinem Selbstporträt. Das ist so schön!
Ohne Titel, 2015
Öl, Alkydharz auf Alidibond, 120 x 100 cm
Seit ein paar Tagen hängen die Bilder im Jobcenter. Das Projekt ist abgeschlossen. Momentan existieren leider nur ein paar verwackelte, aus der Hüfte geschossene Dokumentationsfotos vom Aufbau – so auch der ruhende Bergmann oben.
Eine ausführliche Dokumentation folgt.
Irgendwann.
Wenn ich wieder eine gewisse Ordnung in mein Leben gebracht habe.
Je ohne Titel, 2015
Öl & Alcydharz auf Dibond, unterschiedliche Formate (120 x 100 cm bis 30 x 40 cm)
Schnell noch die meisten Bilder nach dem Hängen fotogfiert – mehr schlecht als recht. Im Atelier war keine Zeit mehr, im Jobcenter ist das Licht leider suboptimal. Irgendwann hole ich das nach. Oder auch nicht. Ja, eher nicht.
Kannte ich bis jetzt nur vom Hörensagen. Betreten habe ich bisher noch keins. Mir war auch nie so richtig bewusst, was in diesen Häusern verhandelt wird.
Vor einiger Zeit lernte ich – es war während der ART Karlsruhe – den Kollegen Mathias Weis kennen. Ich erfuhr nicht nur, dass er ein großartiger Maler ist, sondern auch ein Buch geschrieben hat: „Zwischen Leinwand & Hungertuch“ heißt der Titel.
Weis schrieb dieses Buch sozusagen als Antwort, als Reaktion auf ein Buch der britschen Kunsthistorikerin und Soziologin Sarah Thornton: „Seven Days in the Art World“. Weil er sich in deren Buch – wie gefühlt fünfundneunzig Prozent anderer Künstler – nicht repräsentiert fühlte.
Thornton schreibt über eine Kunstwelt, nämlich die Spitze der Kunstweltpyramide, die ich nicht kenne & auch nicht kennen lernen möchte, die auch nicht meine Kunstwelt ist, nämlich die Kunstwelt der Reichen, Berühmten & Schönen. Künstler, Kuratoren, Sammler & andere wichtige Menschen. Wie auch immer.
Ich habe es nicht gelesen.
Auf Spon ist gerade ein Interview mit Sarah Thonton zu lesen. In ihrem neusten Buch geht sie anscheinend der Frage nach, was einen Künstler in unserer Zeit überhaupt ausmacht. Wer oder was ist ein Künstler. Ich habe nach diesem Interview den Eindruck, dass mich auch dieses Buch nicht sonderlich interessiert. Ich weiß nicht, was einen Künstler ausmacht. Ich will es auch nicht wissen.
Lustig finde ich eine Bildunterschrift in diesem Interview:
„Damien Hirst, vor seinem Gemälde „I Am Become Death, Shatterer of Worlds“: einer der wesentlichsten und bekanntesten Künstler heute“.
Was zum Teufel ist ein wesentlicher Künstler?
Bin ich ein wesentlicher Künstler? Bin ich im Wesentlichen Künstler? Im Wesentlichen bin ich mir fremd, das habe ich bereits herausgefunden.
„Es gibt zwei Möglichkeiten für einen Künstler auf die erste Seite einer Zeitung zu gelangen: Mach einen Haufen Geld oder stirb. Oder töte jemanden …“
Handlungsanweisung zum berühmt werden. In Frau Thorntons Universum gibt es wenig Möglichkeiten. Alternativlos. Auch hier klammert sie anscheinend wieder die vielen unterschiedlichen Lebensentwürfe & Überlebensstrategien der meisten Künstler & Kollegen aus, die ich kenne. Und viele dieser Kollegen machen bei weitem ernsthaftere & bessere Kunst als Herr Hirst. Unter manchmal schwierigen Umständen.
„Stirb oder töte jemanden.“ Die Gedankengänge vieler Soziologen bleiben mir bis heute fremd.
Mathias Weis‘ Kunst- & Gedankenwelt allerdings war mir sofort sehr nahe.
In seinem Buch dokumeniert er chronologisch ein paar Monate aus seinem Leben im Jahr 2013. Ein Tagebuch. Der Leser beobachtet einen Künstler beim Versuch, seinen Alltag & sein Leben als Künstler zwischen Atelier, Auftragsarbeiten, Anträgen für Arbeitslosengeld II, Jobs & Gesprächen mit Kollegen, Ausstellungsbesuchen, Gewinnermittlungen für das Jobcenter zu organisieren. Sehr offen, ehrlich & authentisch.
Jobcenter.
Mathias Weis ist nicht nur ein sehr guter, ernsthafter Maler, sondern auch ein „arrivierter“ (ein merkwürdiges Wort), bekannter Maler – zumindest in der Region in & um Kassel ist er kein Unbekannter. Sein Buch schreibt er aus der Perspektive eines Malers aus dem unterern Teil der Kunstweltpyramide.
Lest das, Künstler! Besser: alle, die Ihr es werden wollt!
Was macht man da so für Kunst, in diesem Jobcenter? Die Kundschaft in diesen Einrichtungen rekrutiert sich ganz sicherlich nicht aus Menschen der obersten Spitze der Pyramide unserer Gesellschaft – was Karriere, Vermögen, Ansehen & wahrscheinlich auch Ausbildung & Beruf betrifft.
Die Kunst sollte also weder provozieren, arrogant & unnahbahr wirken noch mit pädagogisch erhobenem Zeigefinger daherkommen.
Auch keine unaufgeregten Farbtupfer an der Wand. Und nichts was die Architektur aufhübscht oder einfach nur illustriert.
Nach einigen Terminen & Konzepten, Entwürfen & Ideen kristallisierte sich folgender Ansatz heraus: Ich male auf Aludibond, Menschen in unterschiedlichen Tätigkeiten & Berufen, farblich reduziert. Allein Werkzeuge & Umfeld werden ausgespart, verschwinden vorm weißen Hintergrund oder bleiben weiß.
Je nach Motivlage entstehen so manchmal eindeutige, aber auch vielleicht rätselhafte Konstellationen. Sofern beispielsweise die weißen Silouetten von Werkzeugen vor einem Körper zu sehen sind, kann der Betrachter noch Rückschlüsse auf die Tätigkeit ziehen. Aber nicht immer auf den Beruf. Menschen, die auf Bildschirme starren & möglicherweise mit der Computermaus hantieren, sind auch keinem Berufbild mehr zuzuordnen. Wir arbeiten mittlerweile fast alle am Rechner. Ob Politiker oder Hartz4-Empfänger. Oder Künstler.
Die Größe der Platten ist unterschiedlich, zwischen 40 x 30 cm & 120 x 100 cm. Sie werden spielerisch an den Wänden der vier Stockwerke des Jobcenters verteilt. Keinesfalls regelmäßig, in unterschiedlichen Höhen, auf alle Fälle überraschend, unerwartet. Mal einzeln, mal in Gruppen. Die Bilder werden oben & unten jeweils mit zwei sichtbaren Schrauben an der Wand befestigt. Einfach & roh. Der Eindruck von Dekoration soll vermieden werden. Immer & überall. Vor allem nicht dekorativ. Natürlich nicht. Das ist das Totschlagurteil. Dekorativ ist schlimmer als nett.
So ist der Plan.
Eigentlich wollte ich direkt auf die Wand malen, aber wir fanden keine Lösung, die Malerei zu schützen. Nicht, dass ich die Wandmalerei schützen wollte, im Gegenteil, nein, aber man hatte Bedenken. Die Malerei, die ich eigentlich gar nicht schützen wollte, zum Beispiel vor übereifrigen Renovierern oder gar Randalierern & Vandalisten. Den Vorschlag, mit einem gewissen Abstand Plexiglas davor zu schrauben, lehnte ich ab. Das riecht nach wertvoller Kunst. Überhaupt nach Kunst. Dadurch wird ein lapidares Wandbild wertiger als beabsichtigt. So mein Einwand. Wie die Mona Lisa im Louvre. Unter Panzerglas. Unnahbar. Genau diesen Eindruck wollte ich vermeiden. Außerdem habe ich ja dann doch wieder ein Rechteck. Also wieder ein Bild. Horizontale & vertikale Kante.
Die Malerei auf den dünnen Aludibondplatten geht zwar auch mit der Wand eine Verbindung ein, aber je nach Situation & Licht verschmelzen sie mit dem Hintergrund, man fühlt sich an Wandmalerei erinnert.
Einige Wochen nach dem erfreulichen Anruf kam es während einer Ortsbesichtigung zu einem längeren Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Stadt, in dem unter anderem die Preisverleihung & der Ablauf des Abends geplant wurden. Begrüßung, Musik, Laudatio, Musik …. Das Übliche. Die feierliche Konvention. Bloß nichts verkehrt machen. Aber in Ordnung. So ist das eben mit den Feierlichkeiten.
Unter anderem war geplant, ein halbes Dutzend Bilder in den (überaus gewöhnungsbedürftigen) Veranstaltungsraum im. sog. Salzbrunnenhaus zu hängen, damit auch alle Besucher sehen konnten, aus welchem Grund ich zur Ehre des Fritz-Zolnhofer-Preises gekommen war. Außerdem ist es in Sulzbach Tradition, dass sich der Preisträger selbst an diesem Abend dankend äußert. Es war wirklich ein schönes Gespräch, Frau A. ist Kunsthistorikerin, überaus kompetent, sehr engagiert & verfügt über eine sehr große Empathie & ist eine Meisterin ihres Faches.
Ein etwas die Stimmung trübender Knaller stolperte nach etwa einer Stunde ins Gespräch. Der Fluss kam ein wenig ins Stocken, die Mitarbeiterin eröffnete mir, sichtbar verlegen, dass der Preisträger für diese besondere Ehre der Fritz-Zolnhofer-Preises traditionell ein Bild zur Verfügung stellt, also überlässt, unentgeltlich, also schenkt, der Stadt, dem Rathaus, welches der Herr Bürgermeister zusammen mit dem Künstler am Abend der Veranstaltung unter den präsentierten Bildern feierlich auswählt. Man schreitet die ausgestellten Bilder ab & einigt sich auf ein Bild. Natürlich nur mit dem Einverständnis des Künstlers.
Dieses Bild hängt dann üblicherweise für zwei Jahre im Büro des Bürgermeisters, versehen mit einem Hinweisschild, um dann anschließend in den Flur zur sog. Zolnhofer-Ahnengalerie zu wandern, damit geneigte regionale, nationale & internationale Besucher des Rathauses sich auch in Zukunft an den Werken der Preisträger erfreuen können. Dieses Verfahren sei seit 2001, dem Jahr, in dem der Preis zum ersten Mal vergeben wurde, Tradition stillschweigende Praxis des damaligen Kulturamtsleiters, der diesen Preis ins Leben gerufen hatte.
Stillschweigend.
Ich war ein wenig überrascht. Das hatte man wohl vor einigen Wochen vergessen am Telefon zu erwähnen.
Meine Antwort auf dieses ungewöhnliche Ansinnen war ein spontanes & sehr deutliches Nein. Zumal auch in den Unterlagen zum Kunstpreis, die mir in der Zwischenzeit vorlagen, nichts von dieser Praxis erwähnt war. Viele Paragraphen zwar, aber keine Rede von einem Bild, welches stillschweigend im Rathaus verschwindet.
Also kein Kunstpreis, eher ein verdeckter Ankauf? So meine Feststellung.
Trotzdem besuchten wir im Anschluss an das Gespräch die sog. Ahnengalerie im Rathaus & inspizierten auch das Büro des Bürgermeisters (der an diesem Tage krank war). Dort hing tatsächlich ein sehr sehr großes Bild der letzten Preisträgerin. Beim Anblick dieses Bildes wiederholte ich mein Nein, legte ausführlich meine Gründe dar & schlug als Kompromiss vor, eine auf zwei Jahre befristete Leihgabe zur Verfügung zu stellen. In diesem Fall natürlich & ausnahmsweise ohne Honorar.
Für mich war damit die Sache erledigt.
Ein paar Tage später traf ich zufällig während des Wochenendeinkaufs Herrn Dr. O.. Mit Herr Dr. O. bin ich seit 30 Jahren befreundet. Er gratulierte mir zum Preis & eröffnete mir, dass er in seiner Eigenschaft als Leiter der Unternehmenskommunikation der Firma E., welche Sponsor der Preisgeldes des Fritz-Zolhofer-Preises sei, ein kleine Laudatio zur Feierlichkeit beitragen solle.
Ob er wisse, dass die Künstler seid Jahren stillschweigend …? Herr Dr. O. zeigte sich sehr überrascht, ja entsetzt.
Nein, ganz & gar nicht, das sei nicht im Sinne des Unternehmens. Ob er da mal nachhaken solle? Ich wiegelte ab, erzählte vom Gespräch mit Frau A. & meinem Nein & meinte, die Geschichte sei wohl vom Tisch. Erledigt.
Drei Tage vor der Preisverleihung erhielt ich einen Anruf aus dem Sulzbacher Rathaus. Der Bürgermeister bat um ein Treffen, um mich persönlich kennenzulernen & den Ablauf des Abends mit mir durchzusprechen.
Das Gespräch, zu dem die Mitarbeiterin auch anwesend war, begann zunächst etwas hölzern & steif. Floskeln eben, aber eine merkwürdig kühle & fröstelnde Spannung hing in der Luft. Die Stimme des Bürgermeisters war eine Idee zu laut für meinen Geschmack. Es ging im wesentlichen von Anfang an um Kunstpreise, deren Modalitäten & Stipendien & Verpflichtungen, die sich für Künstler aus diese Auszeichnungen ergeben. Ergeben sollten, ergeben könnten. Oder so ähnlich. Ich habe es nicht so richtig kapiert.
Verpflichtungen? Hallo? Ich habe mich um diesen Preis weder beworben noch wusste ich um die seltsamen Sulzbacher Preisvergabetraditionen.
Und es ging auch immer wieder um die Ehre, die einem Künstler zu Teil wird. Und um Dankbarkeit (Welcher ich ja am nächsten Abend in meiner Rede Ausdruck verleihen wollte). Und es ging natürlich irgendwann auch um das Bild, das ich mich weigerte, zur Verfügung zu stellen. Obwohl doch der Preis ein Ehre sei. Also Ehre gegen Bild. Es ging eigentlich überhaupt nur noch um dieses Bild & um meine Haltung & es ging wahrscheinlich darum, mich weich zu kochen. Der Tonfall des Herrn Bürgermeisters wurde unangenehm & lauter; es war nicht sehr schön. Ich fühlte mich mehr & mehr genötigt, blieb aber ruhig & gelassen. Sachlich.
Es war wohl der Versuch, diesen überraschenden Überfall mehr oder weniger auszusitzen. Obwohl ich nicht nur überrascht, sondern mich geradezu überwältigt fühlte. Außerdem dachte ich ständig an die Tasse Kaffee, die ich eingangs abgelehnt hatte. Ob die Milch wohl geschäumt gewesen wäre?
„Nächste Woche hänge ich in die Ahnengalerie ein Schild auf dem steht: Armin Rohr, Preisträger 2015, weigerte sich, der Stadt ein Bild zur Verfügung zu stellen!“
Diesen Gedanken fand ich zugegebenermaßen charmant; ich lobte den Herrn Bürgermeister für diese tolle Idee & blieb bei meinem Nein, trotzdem ich mich mehr & um nicht zu sagen, massiv unter Druck gesetzt sah. Hätte ich doch bloß den Kaffee nicht abgelehnt!
Ein Kompromiss war nicht abzusehen, mein Angebot, der Stadt für zwei Jahre eine Leihgabe zur Verfügung zu stellen, wurde brüsk abgewiesen.
„Leihgabe?!?! Das können Sie haken!“ Haken. Nun gut. Dann hätte mich mir die damit verbundenen Anstrengungen & den lästigen Papierkram mit dem Leihvertrag gespart.
Wasser stand auf dem kleinen Tisch, um den wir uns versammelt hatten, aber totz der Hitze trank ich, glaube ich, nichts. Kaffee hätte ich getrunken. Immer mal wieder zum Luft holen genippt. Die geschäumte Milch gelöffelt. Meine Hüfte schmerzte; ich musste mich dauernd umsetzen.
„Sehen Sie Herr Bürgermeister, Sie bewegen sich da möglicherweise ein wenig in einer Grauzone. Meiner Meinung nach ist das kein Kunstpreis, sondern ein Verdeckter Ankauf. Gewissermaßen ein Tausch …“
Er machte den Eindruck, als ob er jeden Moment mit dem Fuß aufstampfen wollte. Die Mitarbeiterin war blaß.
„Grauzone? Das verbitte ich mir, Herr Rohr, ich bin Jurist! Das hier ist keine Grauzone! Wir arbeiten professionell & rechtlich einwandfrei!“
Surreal, dachte ich. Wo bin ich hier überhaupt? Und der Kaffee …? Eigentlich war ja alles gesagt. Der Herr Bürgermeister bestand auf seinem Bild & ich wollte ihm keins geben. Sinnlose Wiederholungen mit anderen Worten. Ich hatte auch keine Lust mehr, meine Argumente in neuem Gewande vorzuführen. Nachdem ich meine anfängliche Überraschung überwunden hatte, verflog nun mehr & mehr die Spannung. Langeweile & gähnende Leere machte sich breit in meinem überraschten Hirn. Es war ermüdend, ich verlor die Konzentration & schaltete ab.
„Herr Rohr, ich sehe, wir kommen in dieser Sache leider nicht zusammen. Juristisch kann ich da nichts machen, das habe ich prüfen lassen; es ist Ihre Entscheidung! Lassen Sie uns das Ganze morgen Abend professionell durchziehen, damit wir uns noch in die Augen gucken können & dann ist das für mich erledigt!“
Welche Wendung!
Eigentlich war ich kurz davor aufzustehen. Soll er sich seinen Kunstpreis doch irgendwo hinstecken & seine Feier ohne mich machen.
Okay. Professionell durchziehen. Hauptsache, ich hielt irgendwann den Scheck in meinen Händen. Erledigt! Es war mir mittlerweile egal, ob dies der Fritz-Zolnhofer-Kunstpreis oder der Lieschen-Müller-Gedächtnis-Preis war. Und keines meiner Bilder in diesem Rathaus.
Ich bin Künstler, kein Jurist. Juristisch einwandfrei oder nicht, eher hätte ich auf Preis & Geld verzichtet, als nach diesem Überfall ein Gemälde von mir Sulzbacher Rathaus zu wissen.
Dank der professionellen Arbeit der Mitarbeiterin von Herrn Bürgermeister & ihrer sehr persönlichen & einfühlsamen Laudatio wurde es wirklich eine sehr sehr schöne & warme Veranstaltung. Mit schönen Worten & schöner Musik. Alle Beteiligten verhielten sich professionell, obwohl mittlerweile auch die Damen & Herren aus dem Stadtrat von der undankbaren Weigerung des Preisträgers Wind bekommen hatten. Der Herr Bürgermeister blieb nicht sehr lange. Es wurde dann auch noch sehr lustig. Und irgendwann waren alle waren betrunken. Von den Eintrübungen am Vortag war an diesem Abend nichts mehr zu spüren.
Trotzdem wollte ich noch einmal insistieren. Ein paar Tage später schickte ich einen Brief an den Herrn Bürgermeister in Sulzbach (auf den ich bis heute keine Antwort bekommen habe):
Sehr geehrter Herr A.,
weil es nach unserem Gespräch bei mir noch eine Zeit lang rumorte, möchte ich auf diesem Weg noch einmal meinen Standpunkt zum Thema klarstellen.
Es tut mir leid, dass es nun wegen meiner Entscheidung, kein Bild in die Zolnhofer-Ahnengalerie zu hängen, zu dieser bedauerlichen Situation gekommen ist.
Es ist aber auch schade, dass ich mit meiner Haltung (die letztlich nur ein Anliegen ist, für die Lage vieler Kollegen zu sprechen), nicht auf Ihr Verständnis gestoßen bin. Es ist nicht nur mein persönlicher Standpunkt, sondern der Standpunkt aller professionell arbeitender Kollegen und Verbände, mit denen ich seit Jahren wegen solcher Themen im Diskurs bin. Sowohl im saarländischen Künstlerbund, in dessen Vorstand ich einige Jahre mitgearbeitet habe (mit dem ich in dieser Frage auch Rücksprache hielt) als auch im BBK werden Sie in dieser Frage der „stillschweigenden Bilder-Überlassens“ kein Verständnis finden.
Möglicherweise steckt ja hinter der Idee der Ahnengalerie ein gut gemeinter Gedanke. Aber gut gemeint ist, wie so oft und auch in diesem Fall, eben nicht gut gemacht. Nur, weil seit Jahren die Kolleginnen und die Kollegen stillschweigend und zähneknirschend diese Praxis mitgetragen haben, heißt das nicht, sie hätten das mit Freuden getan. Im Gegenteil.
Auch der Sponsor des Preises, die Firma E., vertreten durch Herrn Dr. O., reagierte mit großer Verwunderung und versicherte mir, dass diese Praxis ganz und gar nicht im Sinne des Unternehmens sei.
Mir stellt sich auch bei dieser Diskussion u. a. die Frage, um was für ein „Bild“ es sich wohl handeln könnte. Darf ich es wagen, eine kleine Arbeit zu geben mit dem Risiko, dass man diese Arbeit dann geringschätzt? Oder erwartet man eine ebenso große und großzügige Geste von mir? Hält mein Bild allein durch seine Größe den Vergleich mit den Vorgängern überhaupt stand? Etwa eine A4-Papierarbeit von mir gegen die Leinwand meiner Vorgängerin? Wie sähe das aus? Vielleicht eher wie eine Provokation? Disqualifizierte ich mich als etwa Pfennigfuchser oder Geizhals? Gar als undankbar und kleinlich?
Ich glaube, genau so würde es gesehen. Egal, für welches Bild ich mich entscheide: Dieses Bild unterliegt in Zukunft einer Wertung – unabhängig vom künstlerischen Wert.
So ist es nämlich auch genau dieser schwammige „Bildbegriff“, bei dem es dem Künstler obliegt, eine Auswahl zu treffen, der bei mir Unbehagen und Druck verursacht. Ich fühlte mich in der Tat genötigt. Dieses Gefühl überwiegt und überlagert leider die damit verbundene Ehre. Aus meiner Sicht diskreditiert das den Preis in jeder Beziehung.
Es geht nicht nur um die Frage, was rechtlich einwandfrei ist oder nicht. Hier geht es um eine moralische Frage. Nicht alles was legal ist, ist legitim und ohne Jurist zu sein: die schwammige Formulierung „ein Bild“ ist wahrscheinlich alles andere als rechtlich und juristisch einwandfrei. Denn ein Bild hat einen Wert, der mit Geld zu beziffern ist. Mein Finanzamt weiß das sehr genau. Ein Bild ist nicht nur ein Stück Papier oder Leinwand mit Farbe beschmiert, was zufällig und achtlos irgendwo in einem Lager rumsteht.
Aus unzähligen Gesprächen mit Kollegen, Ausstellungsmachern, Kuratoren, Kunstvereins-vorständen und Studenten sah ich mich geradezu verpflichtet, auch in diesem Fall meine Haltung als professionell arbeitender Künstler zu vertreten.
Ein Bild ist nicht einfach etwas, was ich mir aus dem Ärmel schüttele. Es ist die Summe aus Erfahrungen, Zweifeln und Selbstzweifeln, mitunter ein Kampf und meistens steht der Geldpreis eines Bildes ohnehin in keinerlei Relation zu dem zeitlichen und geistigen Aufwand, den ich dafür aufgewendet habe. Davon abgesehen: Es stecken keineswegs nur Handwerk und zeitlich messbarer Aufwand in meiner Arbeit, sondern immer auch Emotionen und meine persönliche Geschichte.
Ohne Zweifel: Ich fühlte mich geehrt. In meiner Heimatstadt ausgezeichnet zu werden mit dem Fritz-Zolnhofer-Preis – schön und gut, aber: in aller Regel ist ein Kunstpreis mitnichten verbunden mit stillschweigenden Verpflichtungen und Forderungen, sei es ein Bild zur Verfügung zu stellen oder sich einzubringen in die Kultur einer Stadt.
Vielmehr sind der Fritz-Zolnhofer-Preis sowie der Preisträger eine supertolle Image-Werbung für die Stadt Sulzbach. Je bekannter der Preisträger, desto imageträchtiger und -fördernder.
Die Auszeichnung einer Künstlerin oder eines Künstlers fällt auf die Stadt zurück und ehrt sie, bringt sie ins Gespräch, steigert und fördert ihr Ansehen. Die Zeitungsartikel im Zusammenhang mit dem Preis sind kostenlose Werbung. Das ist der Deal. Aus diesem Grund wurde ich doch auch von einer Jury ausgewählt: damit sich die Stadt Sulzbach mit meinem Namen schmückt.
Auch ein Bild in der Zolnhofer-Ahnengalerie ist eine Ehre. Aber es ist und war, in der derzeitigen Praxis, leider nur ein Tausch oder ein verdeckter Ankauf. Ich erhalte ein Preisgeld im Tausch gegen ein Bild. Im Falle meiner Vorgängerin heißt das: Sie erhielt ein Preisgeld von
2.600,- Euro und gab ein Bild im gleichen Wert für die Galerie. Auch wenn die gut gemeinte Idee anfangs genau dies nicht bedacht hat. Dieses Verfahren hat einen negativen Beigeschmack.
„Dann gibt der Künstler halt irgendein Bild“ – ich kenne das aus der Vergangenheit aus anderen Kontexten. Genau dadurch fühle ich meine Arbeit gering geschätzt. Der gut gemeinte Gedanke ist nichts anderes als eine Abwertung meiner Arbeit und vor allem des Preises.
Ein Bild stellt für mich jenseits jeglichen künstlerischen Wertes natürlich ganz unromantisch und unsentimental eine Ware und so bares Geld dar. Die Künstlerin hätte also auch 2.600 Euro an die Wand nageln können. Warum meine Vorgänger ein Bild hergegeben haben, weiß ich nicht. Aus Unwissenheit? In Unkenntnis der Sachlage? Etwa aus Angst?
Professionelle Künstler versuchen, vom Verkauf ihrer Bilder ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Bild, welches in der Ahnengalerie hängt, ist weg vom Kunstmarkt. Ich kann es nicht mehr verkaufen. Ich verliere den Geldwert des eingetauschten Bildes im Tausch gegen die Ehre. Dann ist mir die Aussicht auf Geld lieber als die Ehre, weil ich damit meine Familie ernähren & meine Miete bezahlen kann.
Ich weiß von Kolleginnen und Kollegen, dass es wohl in der Vergangenheit üblich war, nach einer Ausstellung im Salzbrunnenhaus dem Kulturamt der Stadt, vertreten durch Herrn Dr. S., in aller Regel ein Bild zu überlassen. Auch diese Vorgehensweise für halte ich für fragwürdig.
Künstler bereiten sich auf Ausstellungen oft monatelang vor. Sie erstellen Konzepte, transportieren und hängen die Bilder, sind während der Vernissage anwesend, sie bauen 4 Wochen später alles wieder ab. Sie erbringen permanent Leistungen, für die sie nicht bezahlt werden.
Der BBK kämpft seit Jahren für eine Ausstellungsvergütung beziehungsweise für ein Ausstellungshonorar für Künstler, und das ist genau das Gegenteil der Praxis einer Bildüberlassung.
In der Anlage habe eine kopierte Broschüre des BBK beigefügt. Es handelt sich um die „Leitlinien zur Vergütung von Leistungen Bildender Künstlerinnen und Künstler im Rahmen von Ausstellungen“.
Von daher sehe ich für die Zukunft des Zolnhofer-Preises zwingend die Notwendigkeit, eine eindeutige Ausschreibung festzulegen. Beispiele für faire und für beide Seiten befriedigende Modalitäten gibt es wie Sand am Meer.
Die Möglichkeit, den mit insgesamt 2.600 Euro dotierten Fritz-Zolnhofer-Preis zu splitten – auf ein Preisgeld von X Euro sowie den Ankauf eines Werkes – schmälert den Preis. Das ist aus meiner Sicht keine gute Option. Dazu müsste das Preisgeld höher sein. Außerdem müsste man sich im Vorfeld auf den Wert des Ankaufs verständigen, damit der Künstler auch genau weiß, welche Summe damit verbunden ist.
Erfahrungsgemäß findet man für jede Regelung, die für Künstler mit Geldverlust, viel Arbeit, viel Leistung verbunden ist, immer Kandidaten, die noch was drauflegen würden (zugegebenermaßen meistens Hobbykünstler oder auch junge, unerfahrene Künstler). Inwiefern diese Kollegen meinen, professionell zu handeln, lasse ich mal dahingestellt.
Nicht zuletzt aus dem Grund, weil die Tendenz zur Selbstausbeutung in der Kreativbranche bekanntermaßen sehr hoch ist, rate ich daher von einer solchen Lösung ab.
Besser scheint mir, über das Anwerben von Sponsoren einen zusätzlich Ankauf zu ermöglichen. Nur so werden sich auch renommierte Kollegen an einer solchen Ausschreibung beteiligen. Und nur renommierte Kolleginnen und Kollegen bringen den Preis, bringen die Stadt und das Image der Stadt nach vorn.
Und zwar bedingungslos!
Der Vorschlag einer kleinen Dokumentation über den Preisträger ist gefallen. Auch das steigert den Wert des Preises. Eine sehr gute Idee!
Wichtig aus meiner Sicht wäre eine Webseite, etwa eine Unterseite der Stadt, die die Preisträger der Vergangenheit vorstellt – nebst Vita und Werkbeispielen. Zur Zeit muss ich mir, sofern ich das will, die Namen mühsam im Netz zusammenklauben. Und ich finde bei weitem nicht alle aus den letzten Jahren.
Über die zukünftige Gestaltung der Ahnengalerie muss man sich in Zukunft ein anderes Konzept überlegen. Wenn kein Geld für einen Ankauf da ist, muss man leider ohne Bilder leben. Von der Kollegin Andler-Laurenz hängt – warum auch immer? – ein Porträtfoto in der Galerie. Auch das ist eine Möglichkeit. Eine Leihgabe für den Zeitraum von beispielsweise zwei Jahren, die an einem repräsentativen, öffentlichen Ort hängt, würde ich weder haken, noch vom Tisch wischen. Aus meiner Sicht ist das eine schöne Geste.
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal herzlich für die feierliche Preisverleihung bedanken. Sie war würdevoll, dem Rahmen angemessen, voller Wärme und nicht zuletzt durch die Rede und die Moderation von Frau A. eine tolle Feier. Die Arbeit von Frau A., von Anfang an, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Höchst professionell – meinen Respekt!
Hier hatte ich wirklich das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt und geehrt wird. Zumindest für die Dauer dieser Feier waren meine alltäglichen künstlerischen Selbstzweifel und Kämpfe auf ein Minimum geschrumpft.
Ich hoffe, mit meinen Ausführungen meine Haltung einigermaßen verständlich gemacht zu haben und hoffe außerdem, auch in Zukunft weiterhin ein würdiger Preisträger für die Stadt Sulzbach zu sein.
Mit freundlichem Gruß
Armin Rohr, Saarbrücken, 7. April 2015
Fazit:
Bilder verschenkte & verschenke ich, wann & wo ich will. Seit Jahren, immer mal wieder. Für Spendenaktionen, Geburtstage, an Weihnachten oder auch zu anderen Anlässen. Aus Dankbarkeit. Oder weil ich gerade kein Geld für ein Hochzeitsgeschenk hatte.
Liebe Künstlerinnen, liebe Künstler, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, gebt keine Bilder für Kunstpreise oder Ausstellungen oder als Bezahlung für Leistungen, die andere erbringen & für die angeblich kein Geld da ist – für nichts & wieder nichts!
Sagt einfach „Nein!“ zur Selbstausbeutung.
Den Zolnhofer-Kunstpreis habe ich aus meiner Vita gestrichen.
Im letzten Oktober erhielt ich über eine Kollegin den Hinweis zu einer Ausstellung in China. Das Art Museum in Qingdao rief auf zur Teilnahme an der „2014 Qingdao International Watercolor Biennial Exhibition“. Ich bewarb mich sehr kurzfristig mit vier Arbeiten, die auch tatsächlich für die Ausstellung ausgewählt wurden (Die Ausstellung lief von 12. Dezember 2014 bis zum 28. Februar 2015). Zur Eröffnung waren die Teilnehmer eingeladen: Flug, Spesen, Übernachtung wären vom Organisator übernommen worden, aber da alles sehr kurzfristig war & ich für diese Zeit schon viel um die Ohren hatte, musste ich leider absagen.
Noch während der Ausstellung, Mitte Dezember, kam eine Anfrage des Museums. Man wollte eine Arbeit ankaufen. Ob ich damit einverstanden wäre. Natürlich hatte ich nichts dagegen einzuwenden. Ein Ankauf eines Museums? Auch noch in China? Großartig!
Der Kaufvertrag lag ein paar Tage nach der Anfrage in meinem elektronischen Postfach.
Das Museum wollte witzigerweise bis dato nicht wissen, wie viel meine Arbeiten kosteten. Man teilte mir lediglich mit, dass alles ausreichend versichert sei. Der Preis für die Arbeit war einfach im Kaufvertrag vom Museum festgelegt worden, ohne mich vorher zu fragen. Diese Tatsache irritierte mich zunächst sehr; aber der Kaufpreis war aber überaus großzügig bemessen. Er überstieg sogar den Wert einer meiner Zwei-Meter-Leinwände. Was mich noch mehr irritierte. Mit chinesischen Gepflogenheiten & Geschäftsmodalitäten bin ich nicht vertraut. Möglicherweise handelte es sich aber auch um einen Druckfehler oder einfach einen Irrtum.
Ich druckte den Kaufvertrag sofort aus, unterschrieb ihn, als er noch halb im Drucker hing, scannte ihn ein & schickte das PDF per Mail ans Museum zurück.
Am letzten Tag des letzten Jahres war eine erschien eine größere Summe aus China auf meinem Konto. Anscheinend erhielt ich das für meinen Flug & den Aufenthalt eingeplante Geld, welches ich ja nun nicht in Anspruch genommen hatte, zusätzlich zum Preis des Bildes. Oder so. Egal. Ich habe es bis heute nicht verstanden. Die Kinder, die Ehefrau & ich freuten uns über diesen unverhofften Geldsegen & verprassten alles innerhalb der nächsten Tage. So hielten wir es schon immer. Außerdem war ja ein paar Tage vorher Weihnachten & wir hatten noch keine Geschenke.
Heute kam eine Kiste aus China. Vermutlich handelt es sich um die drei anderen Arbeiten der mittlerweile zu Ende gegangenen Ausstellung.
Ich habe nicht hineingeschaut & die Kiste ungeöffnet ins Lager gestellt.
Wahrscheinlich werde ich sie zu Lebzeiten auch nicht mehr öffnen; möglicherweise aber irgendwann einmal in einer Ausstellung zeigen. Ungeöffnet. Zusammen mit dieser Geschichte. Oder einer ähnlichen.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Seit letzter Woche ist es offiziell: Am 27. März erhalte ich den Fritz Zolnhofer Preis der Stadt Sulzbach. Was mich natürlich sehr freut. Um so mehr, weil ich von dem Vorschlag nichts wusste & ich per Anruf über den Preis informiert wurde. Außerdem gibt es Kohle & das ist ja wohl das Wichtigste überhaupt bei so einer Kunstpreisgeschichte!
In Sulzbach verbrachte ich den größten Teil meiner Jugend. Meine Eltern bauten hier Mitte der Siebziger Jahre ein Haus. Damals schien Sulzbach durchaus attraktiv. Eine Mittelstadt & irgendwie einigermaßen lebendig.
Wenn ich heute durch die Hauptstraße in Sulzbach fahre, um meine Mutter zu besuchen, überfällt mich eine große Traurigkeit. Um nicht zu sagen, ich werde depressiv & eine großes Vakuum macht sich in meinem Malerkopf breit. Alle Farben verschwinden, es wird erst grau & dann ist da so eine Art Nebel. Stille.
Die meisten der Ladenlokale & ehemaligen Kneipen & Cafés in der Hauptstraße stehen leer. Vieles wirkt marode, krank & überholt. Arm. Nichts bewegt sich hier. Ein Organismus, der bei lebendigem Leib verwest. Das Tal des Todes. Ich will nicht hierher, nicht freiwillig, es ist deprimierend, es zieht mich runter, sogar wenn die Sonne scheint, aber meine liebe, in die Jahre gekommene Mutter wohnt noch in Sulzbach. Natürlich gibt es auch hier wie überall die ehemaligen & aktuellen, aber grausamen „Neubaugebiete“ am Rand, am „Speckgürtel“ & manchmal wird auch hier komischerweise immer noch was gebaut.
In ihrer Spießigkeit & Muffigkeit können diese städtebaulichen Verirrungen & architektonisch-ästhetischen Grausamkeiten allerdings nicht über die Probleme der Region hinwegtäuschen. Hässliche potemkinsche Viertel, farbenfrohe Jägerzaunidyllen, vor allem sonntags & schaurig still & deprimierend (wie überall in D).
Ich verbrachte hier einen Teil meiner Jugend. Möglicherweise war das alles damals schon zu ahnen – gespürt habe ich es nicht. Es gab eine funktionierende Infrastruktur, Geschäfte & Vereine. Allerdings bevorzugte ich schon in dieser Zeit die große Stadt oder auch Dudweiler, die Nachbarstadt gen Westen, die heute wohl nicht minder mit dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit kämpft. Außer einem provinziellen Kino geizte Sulzbach ansonsten mit Reizen für mich. Es war sterbenslangweilig.
In den meisten Häusern unseres ehemaligen Neubauviertels wohnen ältere & alte Menschen; kaum jüngere Familien mit Kindern. Viele Witwen. Die oberen Stockwerke verwaist, Rolläden ganzjährig geschlossen. Früher gab es hier mehr Kinder als Erwachsene.
Ich verbrachte die meiste Zeit auf dem Tennisplatz unweit meines Elternhauses. Tennisplätze sehen überall gleich aus.
Im alten sog. Knabenrealgymnasium, welches vor einigen Jahren aufwändig umgebaut & restauriert wurde, findet man nun einen Konzertsaal & Ausstellungsräume, die Aula, welche abwechselnd vom ortsansässigen Kunstverein, der rührigen Musikschule & der Stadt bespielt werden. Eine Knospe inmitten ehemaligen Grüns. Aber ringsherum stirbt alles seit Jahren ab. Sulzbach steht hier nicht allein für eine Tendenz, die wohl auf lange Sicht unvermeidlich & nicht zu stoppen ist.
Und hier also verbrachte der Maler Fritz Zolnhofer seine Kindheit. Nicht einmal direkt in Sulzbach, sondern in den heutigen Stadtteilen Schnappach & Altenwald. Ein saarländischer Lokalmatador.
Im Saarland ist Fritz Zolnhofer durchaus kein Unbekannter. In meiner Erinnerung sind es in erster Linie die dunklen, düsteren Bilder aus dem Bergarbeitermilieu. Genrestudien. Sein Vater war Bergarbeiter. Und natürlich Landschaften. Geprägt & gezeichnet von der Kohle- & Stahlindustrie. Im Saarländischen Künstlerlexikon findet man einige dieser typischen Bilder Zolnhofers.
Ich mochte die Malerei von Zolnhofer eigentlich nie, auch der Preis wird daran nichts ändern.
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Stipendien & Preisen. Einerseits beteilige ich mich in aller Regel schon seit Jahren nicht an Ausschreibungen oder am allgemeinen Aufenthaltsstpendiums-Tourismus. Eigentlich gar nicht. Einschlägige Magazine & Gazetten, in denen man sich über derlei Dinge informieren könnte, lese ich nicht. Ich verbringe meine Zeit nicht gern mit dem Schreiben von Bewerbungen & dergleichen müßiger Tätigkeiten. In meiner Vergangenheit gab es einige Preise & Auszeichnungen, die aber meistens das Ergebnis von Zufällen oder zufälligen Begegnungen waren, wundersame Fügungen eben & nicht das Ergebnis planvollen, strategischen Vorgehens.
So auch in diesem Fall. Man fühlt sich geehrt, erhält ein Preisgeld – wie ich hörte, steuerfrei – & im März 2016 werde ich in den Räumen der „Aula“ anlässlich des Preises ausstellen.
Update:
Gerade erfahren, dass ENOVOS Hauptsponsor des Preises ist. Und auch die Volkbank sponsert.
Einmal, vor längerer, vor sehr langer Zeit, hatte ich eine Ausstellung in einem sehr kleinen Kunstverein in einer sehr tiefen Provinz.
Der Leiter des Kunstvereins sagte:
„Wir haben schöne Räume. Stammpublikum. Aber verkauft wird in aller Regel nur, wenn ein Lokalmatador ausstellt. Und auch da eher selten. Wir leben in einer armen Region. Früher haben wir viel verkauft. Aber die Zeiten haben sich verändert. Alles ist schlechter geworden. Die Leute geben weniger Geld für Kunst aus.“
Spontan überlegte ich mir, meine Arbeiten etwas günstiger anzubieten. Genauer gesagt, um die Hälfte günstiger. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich ritt. Außerdem geben die Leute immer mehr aus für Kunst. Auktionsrekorde allerorten. Nun ja. Halt nicht in der tiefen Provinz. Und dass sich die Zeiten ändern ist auch keine bahnbrechende Erkenntnis.
Möglicherweise dachte ich, ich könnte auf diese Weise eher was verkaufen. Überhaupt mal was verkaufen. In einem kleinen Kunstverein. In der Provinz. Kleine Preise für eine arme Gegend, um so einen Teil meiner Kosten einzuspielen. Bescheuert.
Ein Test.
Die Vernissage war gut besucht. Das Publikum interessiert & informiert. In kleinen Kunstvereinen ist das Publikum meistens interessiert & informiert. Auch in der Provinz.
Eine auffällig kostümierte ältere Dame mit einem ungewöhnlichen Hut, Modell Ascot, stand vor einer kleinen Leinwand. Andächtig, nachdenklich. Ein wenig affektiert, mit der Preisliste durch die Luft fächernd.
Zuerst dachte ich: „Künstlerin! Oder vielleicht Leiterin der Kinder- & Jugendmalschule vor Ort?“
Der Leiter des Kunstvereines stellte mich vor. Frau M., eine wichtige Persönlichkeit der Stadt. Sehr „kunstaffin“. Mitglied des Kunstvereins. Sammlerin. Sie verwickelte mich sofort in ein Gespräch über den ungewöhnlichen Kolorit meiner Arbeiten, im Besonderen aber jener Arbeit, vor der wir gerade standen. Die irgendeine Seite in ihr zum Schwingen & Klingen brachte, die sie anrührte, die Erinnerungen weckte. Sie geriet heftig ins Schwärmen, beschrieb Form & Komposition in ausladenden Gesten, beschrieb den Platz in ihrer Wohnung, wo meine Arbeit ihrer Meinung nach hängen sollte. Müsste.
Unbedingt.
Allein – mein Preisniveau sei zu hoch, zu hoch für die Region, zu hoch für den Kunstverein, ja, auch zu hoch für sie. Meine Arbeiten seien: teuer. Ob man da etwas am Preis machen könnte.
Wer mich kennt, weiß um meine höfliches, freundliches Wesen. Auch wenn ich sehr sehr verärgert war & lieber ohne genau dieses dämliche Gespräch in einer Ecke gestanden hätte, das bunte Treiben beobachtend & vor allen Dingen meinen Wein genießend. Stressfrei.
Ich erzählte etwas über die im Preis seienden Mehrwertsteuer, die von mir getragenen Transportkosten, den Anteil des Geldes, welches der Kunstverein im Falle eines Verkaufes erhält.
Und so weiter. Sinnlose Begründungen. Energie-, Zeit- & Luftverschwendung. Ich sagte, dass man da nichts am Preis machen könnte, weil die Bilder ihren Preis wert seien. Preiswert. Also das Gegenteil von teuer.
Was bedeuted überhaupt teuer? Teuer in Bezug auf was? In Bezug auf eine Currywurst um die Ecke? Oder etwa in Bezug zu einem neuen Porsche oder einer Bulthaupt-Küche, einen Neo Rauch oder einen Gerhard Richter? Teuer in Bezug auf den roten Hut auf dem Kopf der kunstaffinen wichtigen Persönlichkeit & Sammlerin? Teuer? Zum Teufel! Teuer ist ein Schimpfwort! Dachte ich.
Nein. Nichts sei am Preis zu machen. Gar nichts. Grundsätzlich. Von meinem „Test“ erwähnte ich nichts.
Ja, so sei das mit den Künstlern. Könnten nicht vom Verkauf leben, aber kein Wunder. Die wenigsten seien Geschäftsleute.
„Ihre Haltung imponiert mir. Vielleicht überlegen Sie sich es ja noch einmal im Lauf der Ausstellung. Dauert ja noch ein bisschen.“
Ich habe mir nichts überlegt, bewahrte meine Haltung. Verkauft habe ich auch nichts an diesem Abend. Und auch nicht im Verlauf der folgenden Wochen.
Ja, so ist das mit den sehr kleinen Kunstvereinen in sehr tiefen Provinzen.
Die Dame mit dem ungewöhnlichen Hut habe ich nie mehr gesehen.
Ohne Titel („Matti“), 2004
Kugelschreiber auf Banane, ca. 25 cm
Wir waren spazieren. Irgendwo in der Provence. Während einer kleinen Rast auf die Banane meines Freundes Matthias gezeichnet. Relativ nachhaltige Kunst. Eine schnelle Zeichnung auf eine Banane, wird dann sehr zeitnah in einem Abfalleimer entsorgt. Ich werde mal mit meinem zuständigen Bananenhändler sprechen. An einem Vormittag zeichne ich auf Bananen, die dann mit einem Aufschlag verkauft werden. Vielleicht porträtiere ich die Bananenkäufer.
Was mich natürlich sehr gefreut hat. Wirklich sehr.
Anbei das Interview (Für die Saarbrücker Hefte: Bernd Nixdorf).
SH: Warum sind Sie Künstler geworden?
AR: Ich habe immer gemalt und gezeichnet. Und nie damit aufgehört. Allerdings war mir lange Zeit nicht klar, was ich damit anfangen kann.
Also begann ich ein Studium. Grafik-Design. Ohne zu wissen, auf was ich mich da wirklich einlasse. Das war die falsche Entscheidung.
Nach einigen Semestern merkte ich, dass mein Herz für die Freie Malerei schlug. Einen Abschluss machte ich trotzdem, mit viel Widerwillen, um dann einige Jahre später an der HBK in Saarbrücken Malerei zu studieren.
Das war die richtige Entscheidung.
SH: Gibt es ein Kunstwerk, das für Sie von besonderer Bedeutung ist?
AR: Spontan denke ich an den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar. Eine Abbildung dieses Werkes habe ich zum ersten Mal gesehen, als ich bei Oskar Holweck in der Grundlehre war.
Allein dieses Foto fand ich damals schon unglaublich beeindruckend, geradezu aufwühlend und ergreifend.
Aber es sind eher einzelne Künstler, die für mich von Bedeutung sind, als einzelne Werke. So zum Beispiel Vermeer, Dürer, Velásquez, Goya, Munch. Unter den lebenden Zeitgenossen fällt mir da Hockney ein.
Mit Kandinsky konnte ich noch nie was anfangen.
SH: Denken Sie viel über Ihre eigene Kunst nach? Verändert das Ihre Arbeit?
AR: Eigentlich denke ich ständig über meine Arbeit nach. Sobald ich die Augen aufschlage & sehe. Irgendetwas regt mich an, eine Farbe, ein Schatten, eine Linie. Licht. Aber auch, wenn ich die Augen schließe und träume. Vor Ausstellungen male ich nachts träumend an angefangenen oder geplanten Bildern weiter.
Seit Jahren trage ich eine Kamera & einen Skizzenblock mit mir. Dinge, Menschen oder Situationen, die ich fotografiere oder skizziere, vieles was ich wahrnehme hat mit meiner Arbeit zunächst nichts zu tun, fließt aber irgendwann in meine Bilder ein. Oder auch nicht.
Es kann eine Einstellung aus einem banalen Action-Film sein. Oder auch nur ein Satz aus einem Buch.
Im Ergebnis zeigt die Malerei meine Haltung zur Welt; möglicherweise ist sie eine Methode, die Welt zu verstehen. Oder auch ein Werkzeug, die Welt zu beobachten, ohne sie zunächst einmal in gut und böse oder schwarz und weiß zu werten. Ich versuche zumindest, mich einer Wertung zu enthalten.
Was treibt mich an, in Bildern zu denken & diese zu malen?
Ich habe keine andere Sprache, in der ich mich ausdrücken kann. Ich weiß nicht, über was ich schreiben könnte und ein Musikinstrument spiele ich auch nicht. Ich denke über die Welt in Bildern nach. Ich beobachte die Welt, ich bin ein ein Teil dieser Welt. In meiner Malerei transformiere ich diese Beobachtungen und Erfahrungen.
Bilder sind für mich keine wiedergebenden, sondern gestaltende, Gestalt gebende Instanzen.
Möglicherweise dokumentiere ich in meinen Bildern einen fortwährenden
„Selbstvergewisserungsprozess”.
Das macht die Sache natürlich ein bisschen schwierig. Ich verfolge kein klar umrissenes Konzept. Ich gehe auch nicht nach einem geheimen Plan vor. Vieles entwickelt sich spontan. Eine Reise ohne Kompass, ein Weg mit vielen Abzweigungen. Möglicherweise springe ich deswegen auch immer mal wieder zwischen Abstraktion und Figuration. Nicht alles lässt sich immer auf eine bestimmte Weise sagen.
SH: Hat Kunst einen gesellschaftlichen, politischen Auftrag? Wenn ja, welchen?
AR: Mit Zuordnungen dieser Art tue ich mich schwer. Ich weiß nicht, welche Aufträge die Kunst im allgemeinen oder auch im besonderen hat. Darüber habe ich ehrlich gesagt auch nie nachgedacht.
Und wenn ja, gibt es dann so viele Aufträge, wie es Künstler gibt? Ich gebe meiner Kunst keinen Auftrag. Ich tue meine Arbeit. Male, zeichne, von Bild zu Bild. Das ist mein Auftrag.
Natürlich möchte ich nicht nur wahrgenommen werden, als jemand, der schöne Bilder mit schönen Farben malt. Das wäre zu wenig. (Aber was sind schon schöne Farben?)
Es gab Phasen, da hatten meine Bilder einen stärkeren, gesellschaftskritischen Impetus. Zumindest war das mein Fokus. Es hatte viel mit meiner damaligen persönlichen und privaten Situation zu tun. Daraus allgemein gültige Bilder zu malen, war eine Herausforderung. Ich glaube, das wurde hier und da auch manchmal so wahrgenommen.
Das waren dann sehr schöne Momente.
In aller Regel wird man ja eher missverstanden, was aber nicht weiter schlimm ist.
Die Menschen bringen ihre unterschiedlichen Erfahrungshorizonte in die Betrachtung von Bildern ein. Ich möchte niemandem etwas vorschreiben oder gar ein Rezept in die Hand drücken.
Ai Weiwei ist ja zur Zeit der „Vorzeigepolitkünstler“. Ich habe die Ausstellung in Berlin nicht gesehen, aber ich bin mir sicher, dass seine Person bekannter ist als sein Werk. Das Werk verschwindet hinter der politischen Figur. Er bedient möglicherweise unsere Vorstellungen und Klischees von politischer Kunst, vom politischen Künstler. Aber eigentlich es ist egal, was er macht. Niemand interessiert sich für die Qualität seiner Arbeit (Was ist überhaupt Qualität in diesem Zusammenhang?). Ist es wirklich politische Kunst? Er selbst nennt sich ja einen Aktivisten. Was würden die Installationen und Objekte erzählen, wüsste man weder etwas über den Urheber noch über die Umstände ihrer Produktion?
Bildende Kunst sollte im besten Fall zur Bildung beitragen. Eine Anleitung zum Sehen oder auch eine Möglichkeit, über uns und die Welt nachzudenken in Form von Bildern.
SH: Was ist für Sie gute Kunst?
AR: Gute Kunst haut mich um. Raubt mir die Sprache. Verschlägt mir den Atem.
Anfang des Jahres war ich im Frankfurter Städel in der großen Dürer-Ausstellung. Ein paar Tage lang war ich wie paralysiert. Was soll man nach solchen Bildern noch malen? Diese unfassbare handwerkliche Qualität, diese wahnsinnige Kreativität, dieser Erfindungsreichtum. Und das vor 500 Jahren!
Letztes Jahr in Köln: David Hockney! Stundenlang bin ich um die Bilder geschlichen und habe versucht, sie förmlich über die Augen in in mein Hirn zu saugen! Ein Genuss! Und auch hier, diese schier unendliche Menge an Ideen und Einfällen, diese Kraft! Immer noch, in diesem Alter! Und diese Leichtigkeit!
SH: Vergessen Sie manchmal die Kunst?
AR: Die Kunst vergessen? Die Malerei? Das Zeichnen? Der Geruch von Ölfarbe? Geht das überhaupt?
Ich war mein Leben lang bildergeil. Ich denke in Bildern, ich träume von Bildern. Ich kann mich berauschen an Bildern. Nicht nur an meinen eigenen, im Gegenteil, meistens sind es die Bilder von anderen, die meine Welt bereichern.
Und auch nicht immer Malerei. Fotografie, Film oder eine Skulptur, eine Plastik. Gerne auch ein guter Comic.
So etwas kann man nicht vergessen.
SH: Was wären Sie geworden, wenn Sie kein Künstler wären?
AR: Ich kann mir nichts anderes vorstellen.
Nachtrag: Die Ausstellung von Herrn Ai Weiwei im Berliner Martin-Gropius-Bau habe ich mittlerweise gesehen. Mein Gefühl hat sich bestätigt.
Die Texte & Erläuterungen (Begründungen?) zu den einzelnen Werken in der Ausstellung fand ich oft deutlich besser als die künstlerische Umsetzung. Manches Konzept fand ich wiederum so gut & schlüssig, dass man auf die Arbeit verzichten konnte. Da war allein meine Vorstellung schon wesentlich besser.
Einen erhellenden Blick auf die Ausstellung fand ich übrigens bei Castor & Pollux.
Architekur, Flure & Räume sind entsprechend ihrer früheren Bestimmung stinklangweilig (warum eigentlich?) & so ziemlich das Gegenteil vom Klischee des fürstlichen, kathedralhohen & weiten Künstlerlofts in einer ehemaligen Industriebrache in Berlin oder NYC.
Zu den diesjährigen Tagen der Bildenden Kunst wollte ich wenigstens einen Teil des Flures, den Zugang zu meinem Atelier mit einer Wandmalerei aufhübschen. Die Geschichte ist noch nicht ganz fertig, fehlen noch ein paar gerahmte Zeichnungen, vielleicht werde ich auch noch das ein oder andere Detail in der Malerei überarbeiten.
Tage der Bildenden Kunst in Saarbrücken
Samstag, 27. September, 14 bis 18 Uhr
Sonntag, 28. September, 11 bis 18 Uhr
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
„Es scheint an der Zeit, aufzuhören von „dem Kunstmarkt“ zu sprechen. Man spricht ja auch selten vom Lebensmittelmarkt. Es gibt Biobauern, und es gibt Nestlé. Es gibt Volker Diehl, und es gibt Larry Gagosian. Es gibt den Kunsthandel, und es gibt die Kunstindustrie, in deren Konzernen sich Kapital und Macht inzwischen ähnlich konzentrieren wie in der Musik- und der Filmindustrie. Und so wie Konzerne Märkte monopolisieren und junge Marken aufkaufen, greifen die sogenannten Megagalerien Künstler ab, die von kleineren Konkurrenten über Jahre aufgebaut wurden – mit dem Unterschied, dass diese ihnen freiwillig zulaufen; dass es für die Aufbauarbeit keine Verträge gibt und schon gar keine Ablösungssumme.“
Sowohl in Crailsheim als auch in Norden hielt ich meine Einführung selbst. Was dem Umstand geschuldet war, dass die Rede jeweils mit einem Honorar bezahlt wurde.
Auf musikalische Umrahmungen oder Untermalungen verzichte ich ja schon länger während meiner Eröffnungen. Stattdessen biete ich den Veranstaltern an, selbst ein Lied zu singen. Ich habe zwar keine musikalische Ausbildung & betätige mich auch sonst nicht als Performer, aber für musikalische Umrahmungen oder Untermalungen während einer Ausstellungseröffnung gibt es meistens einen Etat in Kunstvereinen oder öffentlichen Institutionen. Das ist natürlich richtig, aber ungerecht. Dem Künstler gegenüber. Finde ich.
Für meine Leistungen als Künstler, die ich für eine Ausstellung erarbeite, hat mir noch niemand freiwillig ein Honorar angeboten. Immerhin bin ich verantwortlich für Konzeption & Thema der Ausstellung, ich rahme Bilder ein, verpacke sie & transportiere sie an den Ausstellungsort, wo ich dann, je nach Umfang der Ausstellung auch schon mal ein paar Tage mit der Installation der Ausstellung beschäftigt bin.
Manchmal schreibe ich einen Pressetext; ich bin dafür verantwortlich, dass Texte & Bilder für Einladungkarten, Plakat oder Webseite pünktlich geliefert werden.
Wenn die Arbeiten hängen, tippe ich im Vorbeigehen sosolala eine Versicherungs- & Preisliste. Außerdem bin ich während der Vernissage anwesend, was ja bekanntlich Schwerstarbeit ist, denn während sich alle anderen langsam & allmählich bei einem Wein oder Prosecco entspannen, muss ich wachsam & konzentriert sein. Meistens werde ich vorher genötigt, für die Presse vor einem Gemälde zu posen, um der bescheuerten Zeitungsfoto-Konvention zu genügen. Dabei darf man natürlich nicht schwanken oder mit glasigen Augen ins Objektiv starren. Macht keinen guten Eindruck.
Einige Wochen später baue ich alles wieder ab & ein, verspachtele schön die Löcher in den Wänden & fahre die Bilder wieder nach Hause. Manchmal klebe ich einen Kaugummi an eine unscheinbare Stelle im Raum & stelle mir vor, dass er in einigen Jahren immer noch da ist – aber unentdeckt. Oder zeichne etwas mit schwarzem Edding oder Jaxon-Kreiden auf die Fliesen der Herrentoilette. Dabei lächle ich.
Und so weiter.
All diese Leistungen werden in aller Regel nicht honoriert.
Die Bedingungen, das äußere Umfeld, in dem eine Ausstellung stattfindet, sind natürlich unterschiedlich, je nach Museum, Kunstverein oder auch einer städtischen Galerie sind die Institutionen mal mit mehr oder meistens mit weniger Geld ausgestattet.
Für eine Rede & eine musikalische Umrahmung sind meistens Gelder vorhanden. Ein Etat für Transport ist selten. Wenn nicht, biete ich eben an, zu reden & zu singen. Denn mit dem Rede- & Gesangeshonorar kann ich meistens einen Teil des Transports finanzieren, wenn er nicht im Etat des Veranstalters drin ist. Bisher haben die Veranstalter auf meine Einlage verzichtet & das für die musikalische Umrahmung eingeplante Geld meistens auf den Transport umgelegt. Das heißt, ich zahle den Transport der Bilder aus meiner Tasche.
In Crailsheim & Norden waren die Bedingungen sehr unterschiedlich. Aber sie waren in beiden Fällen stimmig & akzeptabel.
Auch das Thema der Übernachtung war in beiden Fällen, wenn auch unterschiedlich, zu meiner vollsten Zufriedenheit geregelt. Es entsatnden keine Kosten. Manchmal muss man halt ein bisschen verhandeln oder pokern.
Während des Ausstellungsaufbaus wurde ich kulinarisch sehr verwöhnt, was mir persönlich sehr wichtig ist, denn mit einem guten Essen im Bauch geht mir die Arbeit leichter von der Hand. In beiden Institutionen wurde ich warm empfangen & tatkräftig unterstützt. Die Zusammenarbeit gestaltete sich unkompliziert & alles in allem hat es Spaß gemacht.
Ich arbeite nämlich nicht nur des Geldes wegen.
Tatkräftige Unterstützung & Hilfe während des Aufbaus ist nicht zu unterschätzen, gibt es doch Institutionen, wo lediglich jemand mit einem Schlüssel kommt, um die Tür aufzusperren, vor der man schon einige Zeit im Regen wartete. Anschließend steht der Künstler dann mehr oder weniger alleine in den Räumen, die er bespielen soll. Abends legt er sich in das Bett des Hotelzimmers, das er gebucht hat & auch aus eigener Tasche zahlt, einsam, Lichtjahre entfernt vom Ausstellungsort & von den Liebsten daheim & singt & weint sich leise in den Schlaf.
Man muss natürlich wissen, dass in öffentlichen Galerien, kleineren Kunstvereinen oder auch kleineren städtischen Galerien wenig bis gar nichts verkauft wird (Diese Erfahrung habe ich auch in meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied im Saarländischen Künstlerhaus gemacht – welches ich übrigens an dieser Stelle uneingeschränkt als Ausstellungsort empfehlen kann. Die Bedingungen dort sind nämlich – aus meiner Sicht – ungewöhnlich gut – im Gegensatz zur Webseite, die leider ungewöhnlich schlecht ist.)
Das Publikum ist meistens sehr interessiert & auch gut informiert. Das macht die Gespräche während der Eröffnung kurzweilig. In acht nehmen muss man sich allerdings vor regionalen Künstlergrößen, die sich unaufgefordert in Gespräche einmischen & ihre bunten Visitenkärtchen mit der aktuellen Homepage verteilen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Künstler es gibt.
„Wissen Sie, ich male ja auch“.
Natürlich gibt es auch Orte oder auch Unorte, an denen man unbedingt ausstellen möchte. Sei es des Ortes wegen, sei es der Ausstellung wegen oder sei es auch nur, weil ein ganz bestimmtes Projekt verwirklicht & gezeigt werden will. Ohne irgendwelche Etats. Oder man wird eingeladen. Von Freunden. Bei Freunden. Da freut man sich natürlich & fährt hin. Mit einem Auto voller Bilder. Aber das ist natürlich was anderes.
Künstlerische Arbeit wächst & gedeiht wo sie will. Und wo sie wachsen & gedeihen muss.
Aber Bilder auszustellen in der Hoffnung, sie zu verkaufen, ist noch keine Geschäftsidee. Auch Musiker & Redner werden schließlich nicht engagiert mit der Aussicht auf Zuhörer, die möglicherweise irgendwann eine Platte oder eine Rede kaufen wollen. Ich entgegne den Leuten immer, wenn sie mir kleinlaut sagen, dass ich ja die Möglichkeit habe, die Bilder auch zu verkaufen: „Ich will ja nix verkaufen!“
Ich plädiere hier nicht unbedingt für ein allgemeines Ausstellungshonorargesetz oder für eine Ausstellungsvergütung, wie es schon seit langem von Künstlern & deren Berufsverbände gefordert wird. Eher vielleicht für ein Honorar für meine Leistungen. Verkäufe sind dann so eine Art Sahnehäubchen.
Unterschiedliche Orte & Institutionen, unterschiedliche Bedingungen. Die Frage, ob ich mich als Künstler darauf einlasse, muss ich mir jedes mal selbst stellen & beantworten.
Vor allem: Man hüte sich vor all zu großer Selbstausbeutung. Das ist auf die Dauer nicht gut fürs Gemüt & die innere Befindlichkeit!
Das Leben ist schön!
(Nachtrag: In Crailsheim „ging was“, wie man so unter Kollegen sagt. Also tatsächlich ein Erfolg.)
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!