Die meisten Ufo-Sichtungen mache ich im Winter; das letzte Mal erschienen die Raumschiffe vor zwei Jahren. Meistens tauchen sie vor meinem Atelierfenster auf. Leise & unspektakulär. Wir beobachten uns gegenseitig. Wenn ich das Fenster öffne, um ihnen zu zurufen, verschwinden sie – von einem auf den anderen Moment. Scheue Wesen. Mir scheint, als wäre nur ich in der Lage, sie wahrzunehmen.
Heute sah nur ein Raumschiff, aber es war wunderschön. Es erstrahlte in warmem & kaltem Licht. Ich fühlte mich leicht & frei. Kein Geräusch war zu hören, die Zeit stand still.
Irgendwann Mitte März meldete sich das Arschloch Corona wieder. Von einem auf den anderen Moment. Mit Gliederschmerzen, außerdem fühlte ich mich fiebrig, kaputt & zerschlagen. Keine Ahnung, woher der Scheiß das Arschloch dieses Mal kam. Drei Tage ab ins Bett, danach noch zwei Tage rumeiern zwischen Bett & Bettkante. In der Zeit keinen Kontakt mit der Geliebten & Ehefrau, die sich jeden Morgen fleißig testete, aber nicht positiv werden wollte. Ich war eine Woche isoliert, in Quarantäne, mit Maske in der eigenen Wohnung. Wir gingen uns außerhalb meines Zimmers meiner Zelle aus dem Weg. Nach sieben Tagen konnte ich mich freitesten. Zwar immer noch ein wenig angeschlagen, rekonvaleszent, aber am Ende der zweiten Woche einigermaßen hergestellt. Ich habe das Arschloch Corona wieder besiegt. Das Supermanngefühl, das ich nach der überstandenen ersten Infektion hatte, wollte sich aber dieses Mal nicht mehr so recht einstellen. Vielleicht weil mir das Arschloch Corona mittlerweile egal ist, vielleicht, weil der Krieg versucht, sich in meinem Kopf breit zu machen, vielleicht aber auch, weil wir seit Wochen zu sehr mit dem Umzug in eine neue Wohnung beschäftigt waren – im gleichen Haus, kleiner, & mit weniger Zimmern, aber dafür mit einem Balkon zur Ostseite & einem Balkönchen zur Westseite. Also keine andere Stadt, keine andere Straße, kein anderes Haus. Eigentlich locker.
Schon Anfang des Jahres begannen wir mit Ausmisten, Verkaufen, Wegschmeißen & Verschenken von Mobiliar, Büchern, CDs – weiß der Geier. Immer sammelt sich alles an. Unnützes Zeug. Wie von alleine wuchert es in jedem Zimmer, in jedem Schrank, in jedem Regal. Niemand weiß am Ende, woher es kommt. Genau wie das Arschloch Corona.
Und dann mussten noch die alte Wohnung streichen, während gepackte Kisten & zusammengefaltete Möbel planlos & chaotisch in den Räumen transportbereit im Weg standen, mit Folie bedeckt, von einem Zimmer ins andere verschoben. Am Ende die ganzen Kleinigkeiten, der Kram, Geschichten in Form von Gegenständen, Nippes an Wänden, Regalen & Kommoden, für die es keine Kisten gibt. Dinge, die kein Mensch braucht, aber mit jder irgendwelche Erinnerungen verbindet. Erinnerungen, jahrelang nicht präsent & werden wieder ins Gedächtnis gespült. Manchmal sind es auch nur kleine Zettel, Einkaufs- & Notizzettel & Gegenstände, Spielzeug, deren Geschichte ich vergessen habe. Aber ich habe sie trotzdem sehr lieb.
Ich will das alles eigentlich nicht mehr. Streichen, umziehen, alles wieder auspacken, einsortieren. Der ganze Scheiß. Bis alles wieder ausgepackt ist, seinen Raum, seinen Ort gefunden hat & aufgebaut ist. Vielleicht den Schrank doch 10 cm nach links & das Regal ins andere Zimmer. Aber okay. Das ist wie eine Ausstellung aufbauen; jetzt sind wir halt ein paar Tage Installationskünstler. Alles muss neu strukturiert werden. Vor allem die Küche. Jahrelang hat alles funktioniert, war alles eingespielt, die meisten Dinge & Gegenstände hatten ihren festen Platz. Und nun muss die ganze Wohnung neu gedacht werden. Aber allmählich geht es wieder. Ein Kraftakt.
Jetzt geht die Sonne in der Küche auf; das ist wunderschön, morgens draußen zu sitzen mit einem Kaffee & über die neuen, anderen & die alten Geräusche im Innenhof nachzudenken. Und abends mit Pastis & mit Blick in die Kastanienbäume gegenüber. Rechts das Museum, dahinter das Schloss. Ähnlich wie früher, trotzdem anders, ein paar Meter nach rechts verschoben ein Stockwerk höher.
Noch hängt nichts an den Wänden. Das ist sehr seltsam. Aber auch beruhigend. Auch das ist wie ein Neuanfang. Neues Zeugs an neuen Wänden. Ich habe gewisse Hemmungen den ersten Nagel reinzuhauen. Wie vor einer weißen Leinwand, einem weißen Blatt Papier. Apropos. Ja, das geht jetzt auch wieder weiter, das muss ja weitergehen. Wozu macht man das schließlich alles. Es wird auch weitergehen. So vieles geht einfach weiter, trotz der deprimierenden Stimmung allerorten.
Zwischendurch habe ich gezeichnet. Dunkle Zeichnungen.
Was wäre das alles, das ganze Leben, all das Schöne, das Bittere, das Unsagbare, ohne die Zeichnerei?
Meistens arbeite ich in meinem Atelier. Das Atelier ist mein eigentliches Zuhause. Meine Heimat, my home, my castle. So gesehen bin ich meistens im Home. Außerdem telefoniere ich in meinem Atelier mit meiner Galeristin; manchmal empfange und verschicke ich wichtige Mails. Außerdem denke ich viel nach. Was man so alles tut in einem Office. So gesehen bin ich auch immer im Office.
Also im Home-Office.
Malerinnen, Maler, Zeichnerinnen und Zeichner brauchen solche Kategorien aber nicht. Sie sind vierundzwanzig Stunden am Tag im Home-Office-Modus. Egal wo.
Ich denke übrigens ununterbrochen über Bilder nach. Den ganzen Tag. Und nachts träume ich von Bildern.
Das letzte, was mir vom Tag in Erinnerung bleibt, ist ein Bild. Morgens öffne ich die Augen und sehe: ein Bild. Vielleicht das zuletzt gemalte, aber auch Bilder von Kolleginnen oder Kollegen, überhaupt: Bilder! Ich war immer bildergeil.
Oft finde ich mich nach einem Spaziergang im Atelier wieder. Also im Home. Ich weiß nicht, wie ich da hin gekommen bin. Es geschieht automatisch, gedankenverloren. Dann sitze ich auf meinem Stuhl vor der Staffelei und betrachte mir die Ergebnisse der vergangenen Tage. Und denke darüber nach.
Manchmal beginne ich ja mit der Absicht, mit dem Plan, ein erträumtes Bild zu malen. Morgens, kurz nach dem Aufwachen, hatte ich es noch vor Augen. Aber dann ist es irgendwie weg und es wird doch wieder alles anders.
Eigentlich quäle ich mich, während der Pinsel über die Leinwand zieht, wenn ich die weiche, noch feuchte Ölfarbe furche. Es ist ein quälender, ermüdender Prozess. Außerdem ist es stinklangweilig. Gelegentlich sagt jemand: „Ich würde Dir gerne nur einen Tag zugucken, während Du malst.“
Verrückt. Sollen lieber spazieren gehen mit der Geliebten oder mit den Kindern spielen in der Zeit, die Leute.
Ich verbringe mehr Zeit damit, genau diesen Moment vorzubereiten: der Moment, an dem ich den Pinsel über die Fläche der Leinwand führe. Und anschließend denke ich darüber nach. Nachdenken kann lange dauern.
Vielleicht male ich deswegen. Ein Bild nach dem anderen. Damit ich über Bilder nachdenken kann. Nachdenken kann man auch in Pyjamahosen.
Wenn ich mich beim Betrachten eines Bildes freue, ist es meistens fertig. Wenn ein Bild fertig ist, bin ich glücklich. Das Bild überrascht mich und sagt: „Hör auf! Ist gut! Mach Schluss! Geh spazieren mit der Geliebten oder spiele mit den Kindern!“
Dann bin ich erleichtert und denke: „Wie gut, dass Du Dich so gequält hast!“
Vielleicht ist das eine Form der Geisteskrankheit. Ich weiß es nicht. Es ist seltsam, aber es belastet mich nicht. Im Gegenteil.
Zu Pyjamas habe ich eine spezielle Beziehung. Im Sommer trage ich meine Pyjamahosen den ganzen Tag. Gehe damit vor die Tür, einkaufen, spazieren oder auch ins Atelier.
Vor vielen Jahren fand ich in einem Kaufhaus an Kleiderständern lustig karierte, sehr farbenfrohe leichte Sommerhosen. Mit Gummizug und Schnur. Ich dachte: „Wie fein, die Sommermode für Männer dieses Jahr – so fröhlich, so leicht und bunt!“ Ich kaufte gleich drei Stück und trug sie an warmen Tagen. Sie sind sehr bequem, mit weißem Hemd und einem schwarzen Sakko machen sie auf einer Hochzeit oder zu irgendeinem anderen festlichen Anlass mit entsprechend feinem Schuhwerk im Sommer wirklich was daher.
Ich war der Meinung, es mit alltagstauglichen Beinkleidern zu tun zu haben und war sehr beleidigt, wenn mich jemand auf meine „Schlafanzughosen“ ansprach. Verwahrte mich dagegen und protestierte aufs heftigste. Man kann mit den meisten Leuten nicht über Mode diskutieren.
Eine Verkäuferin im gleichen Kaufhaus klärte mich Jahre später auf, als ich wieder mal auf der Suche nach leichten Sommerhosen war. Sie reagierte ein wenig entsetzt, als ich ihr erzählte, dass ich diese Hosen im Sommer tagtäglich trage. „Sie tragen diese Hosen am Tag? In aller Öffentlichkeit?“
In den folgenden Wochen fühlte ich mich zugegebenermaßen etwas unwohl in meinen Sommerhosen auf Grillparties und anderen Feierlichkeiten. Aber das legte sich wieder. Schließlich kombinierte ich sie ja stets mit feinem Hemd und Sakko. Welcher Mann schläft schon in seinen Anzughosen?
Ich pflege diese Tradition, an warmen Tagen lustig karierte, sehr farbenfrohe leichte Sommerhosen zu tragen, bis heute.
Auch das ist vielleicht seltsam, aber es belastet mich nicht. Im Gegenteil.
Allerdings sind es die einzigen Beinkleider, die ich selten im Home-Office trage. Also nicht während der Malerei oder der Zeichnerei im Atelier. Nur ganz abgetragene Modelle schaffen es, noch einen Sommer als Arbeitskleidung herzuhalten. Ich kann mich nur sehr schwer von ihnen trennen, auch, wenn sie schon sehr zerschlissen und komplett mit Farbe versaut sind. Sie sind mir ans Herz gewachsen; es stecken ja auch viele Bilder und Geschichten in diesen Hosen.
Während ich diesen Text schrieb, habe ich übrigens ausnahmsweise mal nicht an das Arschloch Corona gedacht.
Früher konnten wir auf dem sog. Treidelpfad, der parallel zur Saar verläuft, einfach mal so mit dem Fahrrad von Saarbrücken nach z. B. Sarreguemines (Saargemünd) fahren. Ich kenne das überhaupt nicht anders. Es war schon immer so.
Wegen des Arschlochs Corona ist jetzt erst einmal bis auf weiteres hinter der Schleuse in Güdingen Schluss. Die Grenze ist wieder sichtbar die Grenze. Nix bienvenue, nix willkommen.
Merde!
Aus Solidarität mit meine französischen Freundinnen & Freunden trinke ich täglich ein Glas Pastis.
„Á votre santé, mes frères et soeurs en France! A bientôt!“
Wenn ich aus meinem dreckigen Atelierfenster schaue, sehe ich manchmal dieses fantastische Licht. Und die Ufos am Himmel. Dann rufe ich: „Nehmt mich mit! Fucking Außerirdische! Ich will auf einen anderen Planeten!“
Seit der Eröffnung Mitte November strömen Menschenmassen ins neue Museum. Der Eintritt ist bis zum Ende des Jahres frei. Um die Kunst im Inneren zu sehen, muss man täglich mindestens eine Viertel Stunde in der Schlange stehen. Wenn es dunkel wird, sehe ich von unserem Wohnzimmerfenster aus die Arbeit von Michel Majerus.
Versuch, wie ein Künstler zu gucken. Nicht, dass alle Künstler so gucken! Im Gegenteil! Es gibt liebenswerte Künstlerkolleginnen & Künstlerkollegen, die ich sehr mag & deren Arbeit ich außerordentlich schätze & die auch ganz lieb gucken. Aber ich kenne einige, die ihrem Tun & Treiben zusätzlich einem mit wichtigem, bräsigen Gesichtsausdruck Gewicht & Ernsthaftigkeit verleihen möchten. Lustigerweise oft konkrete Künstler, aber da auch eher die älteren Semester. Vielleicht war das ja nach dem Krieg eine Zeit lang Pflichtfach auf manchen Akademien oder Hochschulen.
Die Tage übrigens fiel mir ein Büchlein von Herr Raimer Jochims mit dem Titel „Farbe Sehen – Arbeitsnotizen 1973-1994 “ in die Finger. Die ersten malerischen Arbeiten auf Spanplatten von Herrn Jochims sah ich Mitte der Achtziger. Fand ich eigentlich ganz gut.
An der FH in Saarbrücken hielt er damals irgendwann einen Vortrag, über Zeichnung, soweit ich mich erinnern kann. Sowohl die aus meiner Sicht anämischen Zeichnungen als auch der ganze Vortrag beeindruckte mich nicht nachhaltig. Es kamen mir sogar Zweifel an Herrn Jochims & die Art wie er über die Zeichnerei sprach. Seine Arbeiten gefielen mir nach dem Geschwurbel überhaupt nicht mehr. Hätte er besser mal geschwiegen.
Und nun das Büchlein.
Darin schreibt er seltsame Dinge. Zum Beispiel: „wenn ein bild fleisch, knochen, blut, nerven, haut und hoden hat, dann ist es ein bild der kraft
18.11.86“
Gut, das war 1986. Da konnte man vielleicht so etwas nicht nur denken, sondern auch schreiben. Heutzutage würden einem die Hoden als Bild der Kraft um die Ohren geschlagen. Zurecht, wie ich finde.
Oder: „wer ein bild von mir kauft, bezahlt das objekt und erhält das bild gratis dazu
20.2.85“
Oder: “vergewaltigung der farbe in der malerei ist bild und ästhetisches fest der vergewaltigung von empfindung, gefühl, leben
9.2.80“
Oder: „viele von menschen hergestellte objekte und kunstwerke sind überkoloriert, farblich übespannt und energetisch gelähmt
20.1.92.“
Oder: „überenergetische bilder kommen aus überreiztheit und bewirken überreizung
26.4.91“
Oder: „maler, deren verhältnis zur farbe nicht durch liebe bestimmt ist, tragen zur weltvergrauung, zu erstickung des lebens und des sehens bei
1.2.91“
Oder: „kaum ein maler, der heute als führend gilt, arbeitet aus der farbe heraus, aus der substanz des lebens.
7.3.90“
Oder: „seit 23 Jahren lehrtätigkeit und kein student, der wirklich farbe sehen konnte: die form, das maß, den raum, die bewegungswerte und gar den schwingungsausgleich.
sehen heißt wahrnehmen, imaginieren, realisieren. einige kamen dem sehen nahe, aber soweit ich sie kenne, ist keiner zur vollen farbwahrnehmung durchgedrungen.
und doch waren es gute leute, einige sehr begabt, und ganz wenige spirituell begabte darunter. gesunde spiritualität und volle entwicklung der sinnlichkeit gehören zusammen.
ich mag und mochte sie gern, einige sehr. sie haben mir viel gegeben von ihrer jugendlichen vitalität, mit ihrem suchen und staunen und dem tapferen ertragen meiner bohrenden fragen und provozierenden äußerungen.
einige haben sich gegen mich gestellt; sie bleiben negativ an mich gebunden. ich habe meine Bindung an sie abgeschüttelt.
bisher studierten bei mir schätzungsweise zwischen 80 und 100. was die farbe betrifft, nicht die malerei, so war die bilanz unbefriedigend. aber ich bin sicher, dass dieses konzept weitergeführt wird. dann werde ich wahrscheinlich nicht mehr leben.
8.12.90“
Oder: „die farbe ist der gott des sehens
14.6.93“
JESSES!
Ich mag ja Humor. Noch mehr mag ich Menschen, die bei aller Ernsthaftigkeit ihres Tuns & Seins mit einer Prise Selbstironie einen gewissen Abstand zu Ihrem Tun & Sein bewahren. Humor & Selbstironie vermisste ich bei der Lektüre dieses Büchleins komplett. Da schmerzt wirklich jede Zeile während des Lesens.
Selten las ich größeren Sermon als diese sog. Arbeitsnotizen von 1973 – 1994. Pseudointellektuell, pseudophilosophisch, kryptisch, esoterisch, selbstherrlich, selbstverliebt, selbstgerecht. Grauenhaft! Ichichich! Meine Malerei, meine Arbeit, meine Kunst, meine Erkenntnis! Und: meine Farbe! Herrn Jochims Erkentnisse über Form und Farbe scheinen ihm das Maß aller Dinge. Und wenn Wahres zwischen den Zeilen schimmert, so entpuppt es sich nach wiederholtem Lesen als Allgemeinplatz.
„wenn man nichts im dunkeln sieht, sehe ich das dunkel
5.1.91“
BOAH! Menno!
Ein Superkünstler mit super Erkenntnissen! Herr Jochims will gewichtig & wichtig daherkommen & wirkt einfach schwerfällig & belanglos. Das Verschwurbelte als Methode, Worthülsen zu verbergen. Funktioniert aber nicht. Es ist einfach nur grausam. Und ermüdend langweilig. Gähn!
Nach der Lektüre – zugegebenermaßen konnte ich irgendwann auch nicht mehr weiterlesen – war ich lange Zeit traumatisiert. Auf Texte dieser Art reagiere ich mittlerweile mit einem anaphylaktischen Schock; mein Therapeut hat mir dringlichst angeraten, Arbeiten von Herrn Jochims nicht mehr anzusehen, weder in Büchern, noch im Netz – geschweige denn im Original. Schriften von Herrn Jochims soll ich in Zukunft großräumig umfahren.
An diese Ratschläge werde ich mich in Zukunft halten, nicht zuletzt, um nicht für den Rest des Lebens mit einem Künstlergesicht durch die Welt gehen zu müssen.
Seit 10 Jahren lagere ich meine Bilder in einem Raum auf den sog. Saarterassen in Burbach. Nun bekam ich die Kündigung. Im Spätsommer muss ich raus – nebst anderen Kollegen, Künstlern & Musikern. Das Gebäude wird saniert & einem andern Zweck zugeführt. Ich bin zugegebenermaßen ein bisschen verzweifelt. Es ist mein persönlicher Supergau.
Jetzt muss ich für die Unmenge an Werk einen adäquaten Lagerraum finden: er sollte nach Möglichkeit ebenerdig begehbar & trocken sein. Heizung & fließendes Wasser brauche ich nicht. Eine Größe von ca. 20 qm sollte, je nach Schnitt, eigentlich ausreichen – bei einer Höhe von ca. 2,50 – 3,00 m. Dachgeschosse oder Kellerräume sind meistens nicht optimal; die großen Bildformate kriege ich nicht immer um die Kurven in engen Treppenhäusern & die Zeichenschränke aus Stahl verdammt schwer über mehrere Stockwerke zu bugsieren.
Mir graut. Mir graut davor, mit diesen unzähligen Bildern, Mappen, Rahmen & tonnenschweren Metallschränken nebst anderen Kleinigkeiten umzuziehen. Nun ja. Ich will nicht jammern. Niemand zieht gerne um, ich weiß.
Seit Jahren überfällt mich beim Betreten dieses Raumes eine gewisse Melancholie, bisweilen auch eine Lähmung. Das Werk wird mir zunehmend zur Last, zumal ich wusste: „Irgendwann musst Du da auch mal wieder raus.“ Das Damoklesschwert schwebte von Anfang an über diesen Räumen.
Wenn jemand um Räume weiß oder gar selbst welche besitzt, die leer stehen, bitte ich um eine Mitteilung.