Einige Wochen nach dem erfreulichen Anruf kam es während einer Ortsbesichtigung zu einem längeren Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Stadt, in dem unter anderem die Preisverleihung & der Ablauf des Abends geplant wurden. Begrüßung, Musik, Laudatio, Musik …. Das Übliche. Die feierliche Konvention. Bloß nichts verkehrt machen. Aber in Ordnung. So ist das eben mit den Feierlichkeiten.

Unter anderem war geplant, ein halbes Dutzend Bilder in den (überaus gewöhnungsbedürftigen) Veranstaltungsraum im. sog. Salzbrunnenhaus zu hängen, damit auch alle Besucher sehen konnten, aus welchem Grund ich zur Ehre des Fritz-Zolnhofer-Preises gekommen war. Außerdem ist es in Sulzbach Tradition, dass sich der Preisträger selbst an diesem Abend dankend äußert. Es war wirklich ein schönes Gespräch, Frau A. ist Kunsthistorikerin, überaus kompetent, sehr engagiert & verfügt über eine sehr große Empathie & ist eine Meisterin ihres Faches.

Ein etwas die Stimmung trübender Knaller stolperte nach etwa einer Stunde ins Gespräch. Der Fluss kam ein wenig ins Stocken, die Mitarbeiterin eröffnete mir, sichtbar verlegen, dass der Preisträger für diese besondere Ehre der Fritz-Zolnhofer-Preises traditionell ein Bild zur Verfügung stellt, also überlässt, unentgeltlich, also schenkt, der Stadt, dem Rathaus, welches der Herr Bürgermeister zusammen mit dem Künstler am Abend der Veranstaltung unter den präsentierten Bildern feierlich auswählt. Man schreitet die ausgestellten Bilder ab & einigt sich auf ein Bild. Natürlich nur mit dem Einverständnis des Künstlers.

Dieses Bild hängt dann üblicherweise für zwei Jahre im Büro des Bürgermeisters, versehen mit einem Hinweisschild, um dann anschließend in den Flur zur sog. Zolnhofer-Ahnengalerie zu wandern, damit geneigte regionale, nationale & internationale Besucher des Rathauses sich auch in Zukunft an den Werken der Preisträger erfreuen können. Dieses Verfahren sei seit 2001, dem Jahr, in dem der Preis zum ersten Mal vergeben wurde, Tradition stillschweigende Praxis des damaligen Kulturamtsleiters, der diesen Preis ins Leben gerufen hatte.

Stillschweigend.

Ich war ein wenig überrascht. Das hatte man wohl vor einigen Wochen vergessen am Telefon zu erwähnen.

Meine Antwort auf dieses ungewöhnliche Ansinnen war ein spontanes & sehr deutliches Nein. Zumal auch in den Unterlagen zum Kunstpreis, die mir in der Zwischenzeit vorlagen, nichts von dieser Praxis erwähnt war. Viele Paragraphen zwar, aber keine Rede von einem Bild, welches stillschweigend im Rathaus verschwindet.

Also kein Kunstpreis, eher ein verdeckter Ankauf? So meine Feststellung.

Trotzdem besuchten wir im Anschluss an das Gespräch die sog. Ahnengalerie im Rathaus & inspizierten auch das Büro des Bürgermeisters (der an diesem Tage krank war). Dort hing tatsächlich ein sehr sehr großes Bild der letzten Preisträgerin. Beim Anblick dieses Bildes wiederholte ich mein Nein, legte ausführlich meine Gründe dar & schlug als Kompromiss vor, eine auf zwei Jahre befristete Leihgabe zur Verfügung zu stellen. In diesem Fall natürlich & ausnahmsweise ohne Honorar.

Für mich war damit die Sache erledigt.

Ein paar Tage später traf ich zufällig während des Wochenendeinkaufs Herrn Dr. O.. Mit Herr Dr. O. bin ich seit 30 Jahren befreundet. Er gratulierte mir zum Preis & eröffnete mir, dass er in seiner Eigenschaft als Leiter der Unternehmenskommunikation der Firma E., welche Sponsor der Preisgeldes des Fritz-Zolhofer-Preises sei, ein kleine Laudatio zur Feierlichkeit beitragen solle.

Ob er wisse, dass die Künstler seid Jahren stillschweigend …? Herr Dr. O. zeigte sich sehr überrascht, ja entsetzt.

Nein, ganz & gar nicht, das sei nicht im Sinne des Unternehmens. Ob er da mal nachhaken solle? Ich wiegelte ab, erzählte vom Gespräch mit Frau A. & meinem Nein & meinte, die Geschichte sei wohl vom Tisch. Erledigt.

Drei Tage vor der Preisverleihung erhielt ich einen Anruf aus dem Sulzbacher Rathaus. Der Bürgermeister bat um ein Treffen, um mich persönlich kennenzulernen & den Ablauf des Abends mit mir durchzusprechen.

Das Gespräch, zu dem die Mitarbeiterin auch anwesend war, begann zunächst etwas hölzern & steif. Floskeln eben, aber eine merkwürdig kühle & fröstelnde Spannung hing in der Luft. Die Stimme des Bürgermeisters war eine Idee zu laut für meinen Geschmack. Es ging im wesentlichen von Anfang an um Kunstpreise, deren Modalitäten & Stipendien & Verpflichtungen, die sich für Künstler aus diese Auszeichnungen ergeben. Ergeben sollten, ergeben könnten. Oder so ähnlich. Ich habe es nicht so richtig kapiert.

Verpflichtungen? Hallo? Ich habe mich um diesen Preis weder beworben noch wusste ich um die seltsamen Sulzbacher Preisvergabetraditionen.

Und es ging auch immer wieder um die Ehre, die einem Künstler zu Teil wird. Und um Dankbarkeit (Welcher ich ja am nächsten Abend in meiner Rede Ausdruck verleihen wollte). Und es ging natürlich irgendwann auch um das Bild, das ich mich weigerte, zur Verfügung zu stellen. Obwohl doch der Preis ein Ehre sei. Also Ehre gegen Bild. Es ging eigentlich überhaupt nur noch um dieses Bild & um meine Haltung & es ging wahrscheinlich darum, mich weich zu kochen. Der Tonfall des Herrn Bürgermeisters wurde unangenehm & lauter; es war nicht sehr schön. Ich fühlte mich mehr & mehr genötigt, blieb aber ruhig & gelassen. Sachlich.

Es war wohl der Versuch, diesen überraschenden Überfall mehr oder weniger auszusitzen. Obwohl ich nicht nur überrascht, sondern mich geradezu überwältigt fühlte. Außerdem dachte ich ständig an die Tasse Kaffee, die ich eingangs abgelehnt hatte. Ob die Milch wohl geschäumt gewesen wäre?

„Nächste Woche hänge ich in die Ahnengalerie ein Schild auf dem steht: Armin Rohr, Preisträger 2015, weigerte sich, der Stadt ein Bild zur Verfügung zu stellen!“

Diesen Gedanken fand ich zugegebenermaßen charmant; ich lobte den Herrn Bürgermeister für diese tolle Idee & blieb bei meinem Nein, trotzdem ich mich mehr & um nicht zu sagen, massiv unter Druck gesetzt sah. Hätte ich doch bloß den Kaffee nicht abgelehnt!

Ein Kompromiss war nicht abzusehen, mein Angebot, der Stadt für zwei Jahre eine Leihgabe zur Verfügung zu stellen, wurde brüsk abgewiesen.

„Leihgabe?!?! Das können Sie haken!“ Haken. Nun gut. Dann hätte mich mir die damit verbundenen Anstrengungen & den lästigen Papierkram mit dem Leihvertrag gespart.

Wasser stand auf dem kleinen Tisch, um den wir uns versammelt hatten, aber totz der Hitze trank ich, glaube ich, nichts. Kaffee hätte ich getrunken. Immer mal wieder zum Luft holen genippt. Die geschäumte Milch gelöffelt. Meine Hüfte schmerzte; ich musste mich dauernd umsetzen.

„Sehen Sie Herr Bürgermeister, Sie bewegen sich da möglicherweise ein wenig in einer Grauzone. Meiner Meinung nach ist das kein Kunstpreis, sondern ein Verdeckter Ankauf. Gewissermaßen ein Tausch …“

Er machte den Eindruck, als ob er jeden Moment mit dem Fuß aufstampfen wollte. Die Mitarbeiterin war blaß.

„Grauzone? Das verbitte ich mir, Herr Rohr, ich bin Jurist! Das hier ist keine Grauzone! Wir arbeiten professionell & rechtlich einwandfrei!“

Surreal, dachte ich. Wo bin ich hier überhaupt? Und der Kaffee …? Eigentlich war ja alles gesagt. Der Herr Bürgermeister bestand auf seinem Bild & ich wollte ihm keins geben. Sinnlose Wiederholungen mit anderen Worten. Ich hatte auch keine Lust mehr, meine Argumente in neuem Gewande vorzuführen. Nachdem ich meine anfängliche Überraschung überwunden hatte, verflog nun mehr & mehr die Spannung. Langeweile & gähnende Leere machte sich breit in meinem überraschten Hirn. Es war ermüdend, ich verlor die Konzentration & schaltete ab.

„Herr Rohr, ich sehe, wir kommen in dieser Sache leider nicht zusammen. Juristisch kann ich da nichts machen, das habe ich prüfen lassen; es ist Ihre Entscheidung! Lassen Sie uns das Ganze morgen Abend professionell durchziehen, damit wir uns noch in die Augen gucken können & dann ist das für mich erledigt!“

Welche Wendung!

Eigentlich war ich kurz davor aufzustehen. Soll er sich seinen Kunstpreis doch irgendwo hinstecken & seine Feier ohne mich machen.

Okay. Professionell durchziehen. Hauptsache, ich hielt irgendwann den Scheck in meinen Händen. Erledigt! Es war mir mittlerweile egal, ob dies der Fritz-Zolnhofer-Kunstpreis oder der Lieschen-Müller-Gedächtnis-Preis war. Und keines meiner Bilder in diesem Rathaus.

Ich bin Künstler, kein Jurist. Juristisch einwandfrei oder nicht, eher hätte ich auf Preis & Geld verzichtet, als nach diesem Überfall ein Gemälde von mir Sulzbacher Rathaus zu wissen.

Dank der professionellen Arbeit der Mitarbeiterin von Herrn Bürgermeister & ihrer sehr persönlichen & einfühlsamen Laudatio wurde es wirklich eine sehr sehr schöne & warme Veranstaltung. Mit schönen Worten & schöner Musik. Alle Beteiligten verhielten sich professionell, obwohl mittlerweile auch die Damen & Herren aus dem Stadtrat von der undankbaren Weigerung des Preisträgers Wind bekommen hatten. Der Herr Bürgermeister blieb nicht sehr lange. Es wurde dann auch noch sehr lustig. Und irgendwann waren alle waren betrunken. Von den Eintrübungen am Vortag war an diesem Abend nichts mehr zu spüren.

Trotzdem wollte ich noch einmal insistieren. Ein paar Tage später schickte ich einen Brief an den Herrn Bürgermeister in Sulzbach (auf den ich bis heute keine Antwort bekommen habe):

Sehr geehrter Herr A.,

weil es nach unserem Gespräch bei mir noch eine Zeit lang rumorte, möchte ich auf diesem Weg noch einmal meinen Standpunkt zum Thema klarstellen.

Es tut mir leid, dass es nun wegen meiner Entscheidung, kein Bild in die Zolnhofer-Ahnengalerie zu hängen, zu dieser bedauerlichen Situation gekommen ist.

Es ist aber auch schade, dass ich mit meiner Haltung (die letztlich nur ein Anliegen ist, für die Lage vieler Kollegen zu sprechen), nicht auf Ihr Verständnis gestoßen bin. Es ist nicht nur mein persönlicher Standpunkt, sondern der Standpunkt aller professionell arbeitender Kollegen und Verbände, mit denen ich seit Jahren wegen solcher Themen im Diskurs bin. Sowohl im saarländischen Künstlerbund, in dessen Vorstand ich einige Jahre mitgearbeitet habe (mit dem ich in dieser Frage auch Rücksprache hielt) als auch im BBK werden Sie in dieser Frage der „stillschweigenden Bilder-Überlassens“ kein Verständnis finden.

Möglicherweise steckt ja hinter der Idee der Ahnengalerie ein gut gemeinter Gedanke. Aber gut gemeint ist, wie so oft und auch in diesem Fall, eben nicht gut gemacht. Nur, weil seit Jahren die Kolleginnen und die Kollegen stillschweigend und zähneknirschend diese Praxis mitgetragen haben, heißt das nicht, sie hätten das mit Freuden getan. Im Gegenteil.

Auch der Sponsor des Preises, die Firma E., vertreten durch Herrn Dr. O., reagierte mit großer Verwunderung und versicherte mir, dass diese Praxis ganz und gar nicht im Sinne des Unternehmens sei.

Mir stellt sich auch bei dieser Diskussion u. a. die Frage, um was für ein „Bild“ es sich wohl handeln könnte. Darf ich es wagen, eine kleine Arbeit zu geben mit dem Risiko, dass man diese Arbeit dann geringschätzt? Oder erwartet man eine ebenso große und großzügige Geste von mir? Hält mein Bild allein durch seine Größe den Vergleich mit den Vorgängern überhaupt stand? Etwa eine A4-Papierarbeit von mir gegen die Leinwand meiner Vorgängerin? Wie sähe das aus? Vielleicht eher wie eine Provokation? Disqualifizierte ich mich als etwa Pfennigfuchser oder Geizhals? Gar als undankbar und kleinlich?

Ich glaube, genau so würde es gesehen. Egal, für welches Bild ich mich entscheide: Dieses Bild unterliegt in Zukunft einer Wertung – unabhängig vom künstlerischen Wert.

So ist es nämlich auch genau dieser schwammige „Bildbegriff“, bei dem es dem Künstler obliegt, eine Auswahl zu treffen, der bei mir Unbehagen und Druck verursacht. Ich fühlte mich in der Tat genötigt. Dieses Gefühl überwiegt und überlagert leider die damit verbundene Ehre. Aus meiner Sicht diskreditiert das den Preis in jeder Beziehung.

Es geht nicht nur um die Frage, was rechtlich einwandfrei ist oder nicht. Hier geht es um eine moralische Frage. Nicht alles was legal ist, ist legitim und ohne Jurist zu sein: die schwammige Formulierung „ein Bild“ ist wahrscheinlich alles andere als rechtlich und juristisch einwandfrei. Denn ein Bild hat einen Wert, der mit Geld zu beziffern ist. Mein Finanzamt weiß das sehr genau. Ein Bild ist nicht nur ein Stück Papier oder Leinwand mit Farbe beschmiert, was zufällig und achtlos irgendwo in einem Lager rumsteht.

Aus unzähligen Gesprächen mit Kollegen, Ausstellungsmachern, Kuratoren, Kunstvereins-vorständen und Studenten sah ich mich geradezu verpflichtet, auch in diesem Fall meine Haltung als professionell arbeitender Künstler zu vertreten.

Ein Bild ist nicht einfach etwas, was ich mir aus dem Ärmel schüttele. Es ist die Summe aus Erfahrungen, Zweifeln und Selbstzweifeln, mitunter ein Kampf und meistens steht der Geldpreis eines Bildes ohnehin in keinerlei Relation zu dem zeitlichen und geistigen Aufwand, den ich dafür aufgewendet habe. Davon abgesehen: Es stecken keineswegs nur Handwerk und zeitlich messbarer Aufwand in meiner Arbeit, sondern immer auch Emotionen und meine persönliche Geschichte.

Ohne Zweifel: Ich fühlte mich geehrt. In meiner Heimatstadt ausgezeichnet zu werden mit dem Fritz-Zolnhofer-Preis – schön und gut, aber: in aller Regel ist ein Kunstpreis mitnichten verbunden mit stillschweigenden Verpflichtungen und Forderungen, sei es ein Bild zur Verfügung zu stellen oder sich einzubringen in die Kultur einer Stadt.

Vielmehr sind der Fritz-Zolnhofer-Preis sowie der Preisträger eine supertolle Image-Werbung für die Stadt Sulzbach. Je bekannter der Preisträger, desto imageträchtiger und -fördernder.

Die Auszeichnung einer Künstlerin oder eines Künstlers fällt auf die Stadt zurück und ehrt sie, bringt sie ins Gespräch, steigert und fördert ihr Ansehen. Die Zeitungsartikel im Zusammenhang mit dem Preis sind kostenlose Werbung. Das ist der Deal. Aus diesem Grund wurde ich doch auch von einer Jury ausgewählt: damit sich die Stadt Sulzbach mit meinem Namen schmückt.

Auch ein Bild in der Zolnhofer-Ahnengalerie ist eine Ehre. Aber es ist und war, in der derzeitigen Praxis, leider nur ein Tausch oder ein verdeckter Ankauf. Ich erhalte ein Preisgeld im Tausch gegen ein Bild. Im Falle meiner Vorgängerin heißt das: Sie erhielt ein Preisgeld von
2.600,- Euro und gab ein Bild im gleichen Wert für die Galerie. Auch wenn die gut gemeinte Idee anfangs genau dies nicht bedacht hat. Dieses Verfahren hat einen negativen Beigeschmack.

„Dann gibt der Künstler halt irgendein Bild“ – ich kenne das aus der Vergangenheit aus anderen Kontexten. Genau dadurch fühle ich meine Arbeit gering geschätzt. Der gut gemeinte Gedanke ist nichts anderes als eine Abwertung meiner Arbeit und vor allem des Preises.

Ein Bild stellt für mich jenseits jeglichen künstlerischen Wertes natürlich ganz unromantisch und unsentimental eine Ware und so bares Geld dar. Die Künstlerin hätte also auch 2.600 Euro an die Wand nageln können. Warum meine Vorgänger ein Bild hergegeben haben, weiß ich nicht. Aus Unwissenheit? In Unkenntnis der Sachlage? Etwa aus Angst?

Professionelle Künstler versuchen, vom Verkauf ihrer Bilder ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Bild, welches in der Ahnengalerie hängt, ist weg vom Kunstmarkt. Ich kann es nicht mehr verkaufen. Ich verliere den Geldwert des eingetauschten Bildes im Tausch gegen die Ehre. Dann ist mir die Aussicht auf Geld lieber als die Ehre, weil ich damit meine Familie ernähren & meine Miete bezahlen kann.

Ich weiß von Kolleginnen und Kollegen, dass es wohl in der Vergangenheit üblich war, nach einer Ausstellung im Salzbrunnenhaus dem Kulturamt der Stadt, vertreten durch Herrn Dr. S., in aller Regel ein Bild zu überlassen. Auch diese Vorgehensweise für halte ich für fragwürdig.

Künstler bereiten sich auf Ausstellungen oft monatelang vor. Sie erstellen Konzepte, transportieren und hängen die Bilder, sind während der Vernissage anwesend, sie bauen 4 Wochen später alles wieder ab. Sie erbringen permanent Leistungen, für die sie nicht bezahlt werden.

Der BBK kämpft seit Jahren für eine Ausstellungsvergütung beziehungsweise für ein Ausstellungshonorar für Künstler, und das ist genau das Gegenteil der Praxis einer Bildüberlassung.

In der Anlage habe eine kopierte Broschüre des BBK beigefügt. Es handelt sich um die „Leitlinien zur Vergütung von Leistungen Bildender Künstlerinnen und Künstler im Rahmen von Ausstellungen“.

Von daher sehe ich für die Zukunft des Zolnhofer-Preises zwingend die Notwendigkeit, eine eindeutige Ausschreibung festzulegen. Beispiele für faire und für beide Seiten befriedigende Modalitäten gibt es wie Sand am Meer.

Die Möglichkeit, den mit insgesamt 2.600 Euro dotierten Fritz-Zolnhofer-Preis zu splitten – auf ein Preisgeld von X Euro sowie den Ankauf eines Werkes – schmälert den Preis. Das ist aus meiner Sicht keine gute Option. Dazu müsste das Preisgeld höher sein. Außerdem müsste man sich im Vorfeld auf den Wert des Ankaufs verständigen, damit der Künstler auch genau weiß, welche Summe damit verbunden ist.

Erfahrungsgemäß findet man für jede Regelung, die für Künstler mit Geldverlust, viel Arbeit, viel Leistung verbunden ist, immer Kandidaten, die noch was drauflegen würden (zugegebenermaßen meistens Hobbykünstler oder auch junge, unerfahrene Künstler). Inwiefern diese Kollegen meinen, professionell zu handeln, lasse ich mal dahingestellt.

Nicht zuletzt aus dem Grund, weil die Tendenz zur Selbstausbeutung in der Kreativbranche bekanntermaßen sehr hoch ist, rate ich daher von einer solchen Lösung ab.

Besser scheint mir, über das Anwerben von Sponsoren einen zusätzlich Ankauf zu ermöglichen. Nur so werden sich auch renommierte Kollegen an einer solchen Ausschreibung beteiligen. Und nur renommierte Kolleginnen und Kollegen bringen den Preis, bringen die Stadt und das Image der Stadt nach vorn.

Und zwar bedingungslos!

Der Vorschlag einer kleinen Dokumentation über den Preisträger ist gefallen. Auch das steigert den Wert des Preises. Eine sehr gute Idee!

Wichtig aus meiner Sicht wäre eine Webseite, etwa eine Unterseite der Stadt, die die Preisträger der Vergangenheit vorstellt – nebst Vita und Werkbeispielen. Zur Zeit muss ich mir, sofern ich das will, die Namen mühsam im Netz zusammenklauben. Und ich finde bei weitem nicht alle aus den letzten Jahren.

Über die zukünftige Gestaltung der Ahnengalerie muss man sich in Zukunft ein anderes Konzept überlegen. Wenn kein Geld für einen Ankauf da ist, muss man leider ohne Bilder leben. Von der Kollegin Andler-Laurenz hängt – warum auch immer? – ein Porträtfoto in der Galerie. Auch das ist eine Möglichkeit. Eine Leihgabe für den Zeitraum von beispielsweise zwei Jahren, die an einem repräsentativen, öffentlichen Ort hängt, würde ich weder haken, noch vom Tisch wischen. Aus meiner Sicht ist das eine schöne Geste.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal herzlich für die feierliche Preisverleihung bedanken. Sie war würdevoll, dem Rahmen angemessen, voller Wärme und nicht zuletzt durch die Rede und die Moderation von Frau A. eine tolle Feier. Die Arbeit von Frau A., von Anfang an, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Höchst professionell – meinen Respekt!

Hier hatte ich wirklich das Gefühl, dass meine Arbeit geschätzt und geehrt wird. Zumindest für die Dauer dieser Feier waren meine alltäglichen künstlerischen Selbstzweifel und Kämpfe auf ein Minimum geschrumpft.

Ich hoffe, mit meinen Ausführungen meine Haltung einigermaßen verständlich gemacht zu haben und hoffe außerdem, auch in Zukunft weiterhin ein würdiger Preisträger für die Stadt Sulzbach zu sein.

Mit freundlichem Gruß

Armin Rohr, Saarbrücken, 7. April 2015

Fazit:

Bilder verschenkte & verschenke ich, wann & wo ich will. Seit Jahren, immer mal wieder. Für Spendenaktionen, Geburtstage, an Weihnachten oder auch zu anderen Anlässen. Aus Dankbarkeit. Oder weil ich gerade kein Geld für ein Hochzeitsgeschenk hatte.

Liebe Künstlerinnen, liebe Künstler, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, gebt keine Bilder für Kunstpreise oder Ausstellungen oder als Bezahlung für Leistungen, die andere erbringen & für die angeblich kein Geld da ist – für nichts & wieder nichts!

Sagt einfach „Nein!“ zur Selbstausbeutung.

Den Zolnhofer-Kunstpreis habe ich aus meiner Vita gestrichen.