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Kunstding
Ich kokettiere gerne.
Oft sage ich: „Ich bin kein Künstler. Ich bin Maler.“ Das trifft den Nagel eher auf den Kopf.
Eigentlich ist es mir auch egal, was ich bin. Ich definiere mich über das, was ich tue.
Malen. Zeichnen.
Mein Leben lang malte & zeichnete ich. Das mag ein Fehler gewesen sein. Ich wollte nie Künstler werden. Im Gegensatz zu den meisten meiner Zeitgenossen, die als Kinder bestimmt genau so viel oder so wenig malerten wie ich, hörte ich eben damit nie auf. Bis zum heutigen Tag. So einfach ist das.
Als ich mit dem Studium der Malerei begann, hatte ich keine Vorstellung vom „Beruf“ des Künstlers. Möglicherweise habe ich auch noch heute keine Vorstellung. An der Hochschule hatten viele Kommilitonen Vorstellungen. Nicht alle betreiben heute noch die Kunst.
Manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich eher meine Zeit mit umständlichen Vorbereitungen vertrödele. Mit umständlichen Vorbereitungen auf ein Künstlerleben. Ich stehe permanent in Startlöchern. Wie auch immer dieses Leben dann auch aussehen mag.
Malgründe vorbereiten, Bleistifte spitzen, Farben anrühren – alles nur Vorbereitungen. Und wenn ein Bild fertig ist, bereitest Du eine Ausstellung vor. Aber Bilder werden ja nie fertig. Das habe ich auch gelernt. Das ewige Bild.
Ich bin anspruchslos. Gebt mir Raum, Zeit, Papier & Bleistift & lasst mich ansonsten in Ruhe!
Ich liebe ich Actionfilme. Ich lese gerne Krimis. Ich habe einen Hang zu Profanem & Banalem. Viele meiner Freunde, Bekannten oder Verwandte sind weder Künstler, noch an Kunst interessiert. Geschweige denn würden sie Kunst kaufen. Ein ehemaliger Freund war Autoverkäufer. Ich habe niemals ein Auto bei ihm gekauft.
Ich mag Ballett. Und die Musik von Shostakovich – den verehre ich sehr. Vor allem seine Streichquartette. Unglaubliche Musik!
Überhaupt kam ich sehr spät mit der zeitgenössischen Kunst in Berührung. Ich klebte ja sehr lange an Surrealismus, Impressionismus & – wie man so schön sagt – den alten Meistern. Und nun stecke ich mittendrin.
Schon seltsam.
Mann mit Hund
Spaziergänge sind Arbeit, Arbeit ist inspirierend.
Heute spazierte ich in der Gegend um den Tabaksweiher, wo ich diesen Mann mit dem Hund traf. Manchmal ist es tatsächlich so, wie Herr Picasso angeblich einst gesagt haben soll: „Ich suche nicht, ich finde.“ Aber bei mir ist das in aller Regel umgekehrt. Ich finde nicht, ich suche.
Ich suche, um etwas zu finden, was ich untersuche, um etwas herauszufinden.
Meistens finde ich dann etwas, aber es ist wie mit dem verdammten Higgs-Boson: Es durchzuckt mich wie ein Blitz & dann ist es wieder weg.
Georg
Ohne Titel („Georg“), 2004
Acryl, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm
Privatbesitz
Georg hat mein Porträt der Hl. Edith Stein in der Kapelle der katholischen Hochschulgemeinde an der Uni in Saarbrücken gesehen.
Daraus entstand dieses Porträt von Georg. Weil er auf hohe Berge klettert, habe ich in den Hintergrund einen Teil des K2 (Godwin Austen) in Pakistan gemalt.
1996 (König)
Ohne Titel („Stylit“), 1996
Öl auf Pressspahn, 122 x 105 cm
Privatbesitz
Gelegentlich versuche ich, Ordnung in die vergangenen Jahre zu bringen. Regelmäßig scheitere ich. Ordnung ist ziemlich abstrakt. Eine Möglichkeit, Dinge zu sortieren & zu kategorisieren oder in eine Linie zu bringen. Am nächsten Tag ist man wieder unzufrieden mit den neuen Kategorien & Schubladen & richtet andere neue ein. Außerdem ist Ordnung ein Relationsbegriff. Es geht immer noch eine Spur chaotischer.
Tröstlich.
Es bleibt beim Versuch, bei dem aber immer wieder Ergebnisse der Vergangenheit in die Gegenwart gespült werden.
Zum Beispiel jene Arbeit aus 1996.
Nachtrag: 2013 wird alles anders!
Plan
Ab Freitag, dem 7. Dezember 2012, male ich abstrakt. Oder zumindest ungegenständlich.
Das ist der Plan.
Bis gestern glaubte ich noch ein Konzept zu haben …
Nachtrag: Ein Fest
Während ich in Crailsheim meine Ausstellung aufgebaut habe, wurde im Saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken die Gruppenausstellung „Ein Fest“ des Saarländisches Künstlerbundes eröffnet, der ich aus diesem Grund leider nicht beiwohnen (beiwohnen ist wirklich ein schönes Wort in diesem Zusammenhang) konnte. Es gibt auch keine Ausstellungsansichten zu sehen. Ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Einzig der Aussschnitt eines Zeitungsartikels aus der Saarbrücker Zeitung bezeugt meine Teilnahme – nebst 42 weiteren Kolleginnen & Kollegen.
Mein Beitrag zu der Ausstellung war jenes Bild vom März diesen Jahres.
Die Ausstellungseröffnung war am 10. Oktober; die Ausstellung läuft noch bis zum 25. November.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Wiepersdorf
Ohne Titel, 2012
Bleistift, Ölkreide auf Papier, 21 x 29,7 cm
Privatbesitz
Den August verbringe ich hier. Arbeisaufenthalt. Vier Wochen Zeit, um mich neu zu sortieren. Am Ende der Welt.
Wo die Bäume so schön im Gras stehen.
Stühle Zeichnen
Ohne Titel, 2012
Bleistift auf Papier, ca. 29,7 x 21 cm
Während des Workshops zeichneten wir auch Stühle. Stühle – im Gegensatz zu Menschen – halten die länger still. Was die Sache keineswegs einfacher macht, denn auch bei Stühlen neigt der Mensch dazu, das zu zeichnen, was er weiß (oder glaubt zu wissen) – und nicht das, was er sieht.
Es geht also darum, hinzusehen. Und dann zu zeichnen. Und dann wieder hinsehen.
Immer wieder neu.
In situ
Ohne Titel, 2012
Öl auf Leinwand, 100 x 130 cm
Stadt Saarbrücken
Noch steht eine Restrolle mit grober Leinwand in der Ecke des Ateliers. Auch diese Arbeit ist auf diesem groben Zeugs gemalt. Es funktioniert nicht mehr. Mich nervt mittlerweile die Struktur & das Eigenleben, das diesem Material inne wohnt.
Merkwürdig, wie sich Vorlieben ändern.
Heimat auf Münzen
Ohne Titel, 2011
Bleistift, Buntstift, Frottage, Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm
Die Ludwigskirche in zwei Euro. Wusste ich bis dato auch nicht. Ich habe die Münze allerdings wieder in den Geldkreislauf eingespeist.
Seite 82
Toll!
Ein Bild von mir als Teil einer Krimihandlung! Darauf muss man erst mal kommen!
„Steinreich“ heißt der saarländische Krimi von Karin Mayer und Lisa Huth.
Und der ist nicht nur toll, weil ich auf Seite 82 und auf Seite 143 erwähnt werde.
Sondern überhaupt. Mögen sie steinreich werden!
Toll!
Versager
Ohne Titel („Kohlkopf“), 2011
Bleistift in Skizzenbuch, ca. 21 x 13 cm
Hopplahopp im Vorbeigehen ging heute nicht. Kommt aber manchmal vor. Sollte eine Mütze vor komplexer Raumsituation werden. Aber Herbstzeit ist ja bekanntlich Kohlzeit. Rosenkohl, Rotkraut, Weißkraut, Kohlrabi oder Wirsing. Zum Beispiel. Ich mag ja sehr die Krautwickel, wie sie meine Mutter zubreitete. Dazu gab ’s Salzkartoffeln.
Baukultur
Der vierte Pavillon am 5. September 2011
Drei Jahre alt ist diese Stellungnahme von Prof. Michael Braum, dem
Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur
zum sog. vierten Pavillon:
„Das neue, für sich gesehen durchaus interessante Haus nimmt dem vorhandenen Ensemble die ‘Luft‚ die es zur Entfaltung seiner architektonischen Qualität dringend benötigt.“ Den Satz fand ich in einem leider nicht mehr existierenden Artikel auf der Seite der Bundesstiftung Baukultur.
Nicht abwegig: Streetart
Ecke MainzerStraße/Bleichstraße
Anonym, Ohne Titel, 2011
Teer in Teer
An der Römerbrücke
Anonym, Ohne Titel, 2011
Teer in Teer
Momentan überall in der ganzen Stadt & darüber hinaus. Großartige Straßenkunst.
Siehe auch: hüttigweiler, rand of the city of (zu nicht abwegig) bei Klaus Harth
Nicht abwegig: Nebenrechnung
Anonym, Ohne Titel, 2011
Kugelschreiber auf gefalztem Papier, ca. 21 x 14,7 cm
Nebenrechnungen. Etwas tun & anschließend abkaken. Oder in Frage stellen. Anzweifeln. So wie den z. B. Einkaufszettel …
Und Twombly.
Mein Hobby ist übrigens Rechnungen schreiben. Ich komme nur so selten dazu.
Fragen
aus: Meine einsamen Performances:
„In Kisten starren“, Juni 2011
In der Ausgabe 26/2011 vom 24. Juni 2011 des FORUM – WOCHENMAGAZINS beantwortete ich einen Fragebogen. Steht leider nicht online.
Dann halt eben so:
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Irdisches Glück ist nicht vollkommen. Dafür fehlt es ihm einfach an Dauer.
Ihr Traum vom Glück?
Eine gelungene Zeichnung.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Eine misslungene Zeichnung.
Ihr liebster Romanheld/Ihre liebste Romanheldin?
Bunny Munro aus Nick Caves Roman „Der Tod des Bunny Monroe“.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Alle großen Gescheiterten.
Ihr Lieblingsheld/Ihre Lieblingsheldin in der Wirklichkeit?
Meine Frau und meine Kinder.
Ihr Lieblingsmaler/Ihre Lieblingsmalerin?
Der Urheber der ältesten Höhlenmalereien in der Chauvet-Höhle in der Ardèche.
Ihr Lieblingskomponist?
Shostakovich.
Ihre Lieblingsblume?
Die Pusteblume.
Ihr Lieblingstier?
Der Schabrackentapir.
Ihr Lieblingsschriftsteller/Ihre Lieblingsschriftstellerin?
Momentan lese ich Houellebecqs „Karte und Gebiet“.
Ihr Lieblingsbuch?
Der Diercke Weltatlas.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Die Fähigkeit, sich selbst zu ertragen.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Die Fähigkeit, mich auf Dauer zu ertragen.
Ihre Stärke?
Für ein gutes fünfgängiges Menü brauche ich mittlerweile kein Kochbuch mehr.
Ihre Schwäche?
Beim Anblick eines Bildes von z. B. Vermeer, Dürer oder Velázquez werde ich schwach.
Was sind Ihre liebsten Beschäftigungen?
Malerei und Zeichnung.
Wo möchten Sie leben?
Im Hier und Jetzt.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Der oder das, der ich bin. Gelegentlich Colin Firth. Er spielte Jan Vermeer in Peter Webbers Fim „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ & durfte Scarlett Johannsson alias Griet malen. Worauf ich sehr neidisch bin.
Wen möchten Sie gerne persönlich kennenlernen?
Lady Gaga.
Was würden Sie tun, wenn Sie Bundeskanzler/Bundeskanzlerin wären?
Ich würde malen, zeichnen und spazieren gehen mit meiner Familie.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Die Fantasielosigkeit körperlicher Gewalt.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Die Beckerrolle.
Ihre derzeitige Geistesverfassung?
Eine Gratwanderung.
Ihr Motto?
Aufstehen. Immer wieder.
SHA
Ein Wochenende in Schwäbisch Hall, um Schwäbisch Hall & um Schwäbisch Hall herum. In der Kunsthalle Würth sahen wir eine Übersicht über die Arbeiten von Niki de Saint Phalle, von der mich die frühen Arbeiten sehr beeindruckten. Im Übrigen ist die Architektur der Kunsthalle selbst großartig.
Außerhalb der Kunsthalle gab es viel Halbseidenes. Schwäbisch Hall ist ein malerisches Städtchen mit viel Fachwerk, aber sehr schön, weshalb ich es nicht fotografierte. Manchmal fühlte ich mich in meine Kindheit versetzt, besonders wenn ich an Türgriffen aus den 50ern wackelte.
Abbau
Vor der Fahrt bemerkte ich Licht, welches sich zeichnete. Irgendwo in Saarbrücken. Weststadt.
Wieder irgendwo in Bonn. Südstadt. Danach baute ich die Ausstellung ab. Nicht alle Bilder brachte ich nach Hause. Was eigentlich überaus erfreulich ist. Man beachte den vorbeifliegenden Vogel am oberen Bildrand. Auch dies ist ein Erfolgserlebnis.
Kränehähn: Rosa Beton
Der vierte Pavillon. So wie es bis jetzt aussieht: eine konventionelle langweilige Architektur. Leider. Da hätte man sich mehr Mut gewünscht. Vielleicht eine Art Ufo, gestrandet an den Gestaden der Stadt am Fluss. Ist ja immerhin ein Landesmuseum & kein Hochbunker.
Aber, wie sagt man so schön: viele Köche verderben den Brei!
Das Licht der Abendsonne streicht den Beton an einer Ecke rosa. Für ein paar Minuten wenigstens ein Ereignis, welches den Kubus der grauen Konvention entreißt.
Rosa.
Im Tempel
Ohne Titel, 2011
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 19 cm
Mit den Studierenden zeichneten wir heute in der Europa-Galerie. Die Europa-Galerie ist Teil der alltäglichen Begrausamung der Bürger unserer Stadt. Eine sog. Shoppingmall. Nervige Musik dringt in jede noch so entlegene Ecke, alles ist in Bewegung, Hektik, Nervosität, die Augen wissen nicht, wohin sie schauen können, um sich ein wenig auszuruhen. Reizüberflutung. Außerdem viele unnötige Shops. Billiger, langweiliger Scheiß, den kein Mensch braucht. Manche gaukeln Niveau & Qualität vor. Schlechte Cafés, Fastfood-Restaurants. Die meisten Menschen stört das alles offensichtlich nicht, sie sind immun gegen das Grauen. Wahrscheinlich sind es Cyborgs, Außerirdische oder bezahlte Statisten. Oder Masochisten. Oder einfach nur abgestumpfte Mitmenschen, die freiwillig in die Hölle gehen.
Zum Zeichnen also ideale Voraussetzungen. Nach vier Stunden sind alle reif für eine Traumatherapie.
Aber die Zeichnungen sind gut geworden.
Anknüpfungspunkt
Ohne Titel („Brüderchen & Schwesterchen“), 2010
Öl auf gefundenem Papier, ca. 46,7 x 42 cm
Manchmal gerät man aus dem Takt & sucht man vergebens nach dem Rhythmus. Dann muss man eben innehalten & lauschen. Irgendwann kommt er & stellt sich wieder ein; möglicherweise ein wenig anders als vorher. Macht aber nichts.
Das Leben ist nicht immer nur Walzer.
Prinzip
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Öl auf weggeworfenem, wiedergefundenem & gerissenem Papier, ca. 23 x 30 cm
KuBa. Ich ziehe wieder um. Aus dem sehr kleinen in ein größeres Atelier. Gleiches Stockwerk, Zwei Türen weiter.
Außerdem bin ich vieler Dinge & Umstände überdrüssig. Aber ich kann mich an diesem Papier da oben erfreuen.
Nein, ich habe keinen Grund zu klagen. Im Gegenteil. Es geht mir sehr gut.
Ich würde nur gerne wieder ein wenig mehr zeichnen & malen. Wenn ich davon nicht eine gewisse Dosis bekomme, werde ich sehr merkwürdig.
Deswegen habe ich Weichen gestellt. Bald wird hier wieder mehr passieren.
Im Museum
Foto vom 06.10.2010, 20:07:27 Uhr: Fensterreihe des Saarlandmuseums mit Wachmann & Wilhelm Lehmbrucks „Mädchenkopf auf schlankem Hals“.
Ohne Titel (Wilhelm Lehmbrucks „Mädchenkopf auf schlankem Hals“), 2010
Kreide, Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 18,1 cm
(Auf der Skizze zu sehen: Die Büste von Wilhelm Lehmbruck im Saarlandmuseum mit Blick auf die Baustelle am Vierten Pavillion)
Ohne Titel („Demo: Situation im Museum“), 2010
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 18,1 cm
Zeichnen im Museum. Eine großartige Erfahrung. Zum Beispiel: Ein zeichnender Student in der Zeichnung eines Kommilitonen vor einem Porträt eines Künstlers der Neuen Sachlichkeit neben einer Skulptur …
Samstagsaquarell
Ohne Titel, 2010
Aquarell auf Papier, 40 x 30 cm
Begonnen vor einigen Wochen, heute zu Ende gebracht.
Aber auch das Wetter schlägt allmählich um Richtung kalt & unfreundlich. Morgens auf dem Fahrrad frieren Dir die Finger ab, die Dunkelheit überholt das Licht. Unsicherheit bahnt sich ihren Weg.
Wenn die Blätter von den Bäumen gegenüber alle gefallen sind, sehe ich weiter.
Gute Voraussetzungen für die Arbeit?
Einzig
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 19 cm
Gestern auf der Intensivstation:
Die Lungenbeatmungsmaschine oder so am Nachbarbett zeichnete zusammen mit der Atmung eines Patienten wunderschöne Kurven auf einen Bildschirm. Ständig musste ich auf diesen Bildschirm gucken. Und zum ersten Mal die Erkenntnis: Jeder Atemzug ist einmalig! Einmalig tief, einmalig lang … kein Atemzug gleicht dem anderen. Selbst die Pausen zwischen zwei Atemzügen: immer unterschiedlich lang. Oder kurz. Es gibt keine Regelmäßigkeit. Keine Wiederholungen. Jede Kurve, jeder Gipfel, jedes Tal ist einzigartig!
Regelmäßigkeit ist eine unglaubliche Erfindung. Regelmäßigkeit ist was völlig Abstraktes. Ist in der Natur überhaupt nicht vorgesehen. Bestenfalls Annäherungen an Regelmäßigkeiten. Wir versuchen unser Leben, Regelmäßigkeiten zu unterwerfen & dabei vergessen wir, dass wir allein von den Abweichungen der Regel bestimmt werden. Das Straucheln, Stolpern, das aus-der-Bahn-geworfen-werden …
Jeder Augenblick ist einzigartig.
Genießt ihn!