papier
Deklination & Konjugation
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 32 x 24 cm
Ich bin nicht religiös, aber zur Zeit befinde ich mich in Exerzitien.
Eine andere Möglichkeit sehe ich gerade nicht.
Dünnes Eis
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 31 x 41 cm
„Früher oder später erfindet jeder eine Geschichte, die er für sein Leben hält“
(Max Frisch zugeschrieben …)
George der Letzte
Ohne Titel („Towar“), 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 29,7 x 21 cm
Grundlage der Serie mit dem Titel „Leading to war“ ist ein Foto mit den Protagonisten der damaligen US-Regierung: George W. Bush, Donald Rumsfeld, Dick Cheney und Condoleezza Rice. Ich habe sowohl dieses Foto als auch die einzelnen Personen immer wieder in mehreren Versionen gemalt und gezeichnet.
Zum besseren Verständnis meiner Motivation dient der folgende Text, den ich aus dem Blog des Journalisten Stefan Niggemeier entnommen habe:
Leading to war
„Leading to war“ ist vielleicht der einfachste Film über den Irak-Krieg. Es gibt keinen Erzähler und keine Schauspieler, keine Reporter vor Ort und keine Undercover-Aufnahmen, keinen Michael Moore, der Passanten und Politiker vorführt. Es gibt nicht einmal eine Dramaturgie jenseits der Chronologie der Ereignisse. Es gibt nur die Fernsehauftritte von George Bush und seinen Mitstreitern, mit denen sie die Nation und die Welt in den Irak-Krieg führen, von Bushs Rede von der »Achse des Bösen« vor dem Kongress am 29. Januar 2002 und bis zum offiziellen Kriegsbeginn am 19 , März 2003.
„Leading to war“ ist sicher einer der wichtigsten Filme über den Irak-Krieg. Er zeigt in erschütternder Klarheit, mit wie viel Kalkül, Konsequenz und Skrupellosigkeit die amerikanische Regierung eine Stimmung schuf, in der der Öffentlichkeit ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen den Irak nicht nur sinnvoll, nicht nur wünschenswert, sondern sogar unvermeidlich schien. Er zeigt, wie sie Lüge auf Lüge stapelten und durch einen nicht enden wollenden Propagandabrei miteinander verbanden. Er zeigt ihre Kunstfertigkeit, mithilfe vager Andeutungen und irreführender Antworten Tatsachen zu verdrehen und nicht existierende Zusammenhänge erscheinen zu lassen. Er zeigt, wie sie mit ihren Lügen und Manipulationen ein Klima aus Furcht und Kriegseuphorie schufen.
Man muss sich manchmal gewaltsam daran erinnern, dass die Verantwortlichen, denen man in diesem Film beim Lügen und Kriegstreiben zusehen kann, nicht das Regime eines Schurkenstaates sind, sondern unsere Verbündeten, demokratisch gewählt, die Führer der freien Welt, die sich in diesem Kampf explizit als Verteidiger des Weltfriedens und der westlichen Zivilisation als Ganzes ausgaben. Und es ist kaum erträglich, sich das anzusehen, und sich daran zu erinnern, dass keiner von ihnen für die folgenschwere Manipulation der Wahrheit zur Rechenschaft gezogen wurde, ja, die wichtigsten immer noch in Amt und Würden sind.
Man muss sich das ansehen und lernen. Einige der Lügen lassen sich erst rückblickend als solche enttarnen. Aber die Rhetorik war damals schon eindeutig. „Wer nicht auf unserer Seite ist, ist unser Gegner — ein Dazwischen gibt es nicht.“ Wie Bush, Powell, Rice, Rumsfeld und die anderen die Öffentlichkeit mit Sprache manipulierten, mal mit der Brechstange, mal subtil, das muss man sich ansehen. Und weiter zeigen. Und daraus lernen.
Die Autoren formulieren es so:
„Leading to war“ is also intended as a historical record for future generations, who will not have had firsthand experience of the precise, incremental steps taken by the government in presenting its case for war.“
Der Film von Regisseur Barry J. Hershey und den Produzenten Lewis D. Wheeler und Beth Sternheimer soll die größtmögliche Verbreitung finden. Es gibt ihn mit Untertiteln in 17 Sprachen. Man kann ihn sich einfach kostenlos online ansehen oder herunterladen oder für 10 Dollar als DVD kaufen.
Auf der Homepage zum Film finden sich nicht nur ausführliche Gegenüberstellungen der Behauptungen der amerikanischen Regierung mit den Tatsachen, sondern auch die vollständigen Transkripte der Ansprachen und Interviews, aus denen die Zitate im Film stammen, so dass sie sich im Kontext bewerten lassen.
„Leading To War“ zeigt in 72 Minuten, wie die amerikanische Regierung die Nation nicht fahrlässig, sondern systematisch in einen Krieg geführt hat, der nach konservativen Schätzungen 100.000 Menschenleben und allein die USA 500 Milliarden Dollar gekostet hat. Es ist wichtig zu wissen, wie sie das gemacht hat.
Quelle:
„leading to war“ von Stefan Niggemeier/
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Ohne Titel („Henri über Barack“), 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 29,7 x 21 cm
Privatbesitz
„Der Maler, der ein Gesicht mit wenigen Strichen in der Geschwindigkeit trifft, muss unstreitig in dem Gesicht mehr sehen als ich, ob er gleich wenn er es mir erklären will, weil er nur Worte gebrauchen kann, die alle schon gestempelt sind, weiter nichts sagt als ich auch.“
[F 768]
aus: Lichtenberg Sudelbücher, herausgegebenvon Franz H. Mautner, Insel Taschenbuch
Der Nachbar
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell, 40 x 30 cm
Sonntag Morgen ging die Sonne auf gegenüber Nachbars Haus.
Es war nicht nur dieser Vorgang, der mich bewog, die Hauswand abzulichten.
Mich faszinierte eher das: Als hätte jemand während des Mauerns spontan entschieden, wo eine z.B. nun die Öffnung für ein Fenster, für eine Tür oder für die Glasbausteine sitzen. Kaum Wiederholungen. Ohne Bauplan oder Architekten. Eingebung. Zufall.
(Ich bin ja ein großer Fan von Zufall.)
Das hat viel Ähnlichkeit mit meiner Arbeitsweise.
Ich war noch nie in Nachbars Haus, obwohl wir schon 10 Jahre Nachbarn sind. Der Nachbar & seine Frau sind beide weit über 80 Jahre & arbeiten immer das ganze Jahr über im Garten. Kartoffeln, Salat, Sonnenblumen. Und ein bisschen grüne Wiese, Tannen.
Außerdem hört man immer die Kuckucksuhr.
Gestern Mittag erzählte mir K., dass der Nachbar nun gestorben sei.
Dienstag schon. Wir haben uns immer gegrüßt, aber nie miteinander gesprochen.
Variation vom Ende der Vorstellung
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell, 29,7 x 21 cm
Velasquez, Diego Velasquez, habe ich den schon mal erwähnt?
Mimesis
Ohne Titel („Katja & Diana“), 2008
Bleistift, Aquarell, 29,7 x 21 cm
K.: „Wer soll das sein?“
Ich: „Katja & Diana.“
K.: „Kannst Du auch Himpel & Pimpel nennen!“
Ich: „Wieso?“
K.: „Erkennt doch kein Mensch.“
Ich: „Na, hier sowieso nicht – die leben doch in der Ukraine …“
K.: „Muss man die deswegen so zeichnen?“
Den Fremden
Henri Rohr/Armin Rohr
Ohne Titel, 2008
Tinte, Bleistift auf billigem Papier, ca. 21 x 29,7 cm
Begegnungen auf dem Frühstückstisch;
Stillleben mit Wasserflasche, Apfelsaftflaschen, Zitronenlimonadeflasche, Zuckerdose (angedeutet), Kaffetasse (angedeutet), Brotkorb mit Croissant & Laugenteilchen (angedeutet) & Alien mit Panzerfaust
Morgenschatten
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Kreide, Öl auf Papier, 31 x 41 cm
Heute Morgen: Blick aus dem Küchenfenster (Richtung Norden); Nachbars Schafe blökten noch nicht, anderen Nachbars Rasenmähertraktorungetüm schlief noch in der Garage; aus dem Kindergarten war noch kein Geschrei zu vernehmen; die Schatten wanderten – wie üblich – sehr schnell …
Erste Golf-Zeichnung
Ohne Titel („Towar“), 2008
Bleistift, Öl auf Papier, 41 x 31 cm
Privatbesitz
George W. Bush: „I think playing golf during a war just sends the wrong signal“
Sonntags-Gedanken
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Öl auf Papier, 30 x 24 cm
Im Jahr 2007 begann ich auf unterschiedlichen Plattformen zu„bloggen“.
Für eine Serie von Arbeiten suchte ich einen Präsentationsraum außerhalb meiner (mittlerweile nicht mehr exitierenden) Webseite & stieß über einen Artikel in der Zeit auf das mir damals unbekannte Phänomen „Blog“.
Ich stellte ein paar Wochen lang fast täglich eine Arbeit ins Netz.
Eigenartig, die Verbindung von Überschrift & Bild & Bild & Text & Link & den ganzen anderen Möglichkeiten, die ich nicht nutze, weil es so uferlos erscheint & man selbst so begrenzt ist, & ich blieb bei dieser merkwürdigen Angewohnheit, mich weiterhin fast täglich auf diese Weise zu äußern.
Sie ist ein Teil meiner alltäglichen Beschäftigungen geworden wie Essen, Trinken, Verdauen, das Malen & Zeichnen & der ganze andere erfreuliche oder unangenehme Rest meines Lebens.
Allerdings stehe ich noch am Anfang.
Das Blog verfolgt keinen Zweck. Es verfolgt kein Ziel. Es ist einfach da.
Wenn ich auch anfangs einen Beweggrund hatte, nämlich den, der Dokumentation, so habe ich diese Motivation mittlerweile aus den Augen verloren. Möglicherweise dokumentiert es mittlerweile eher den Prozess einer Suche, einer Suche nach Bildern; es dokumentiert vielleicht auch eine Entwicklung meiner Arbeit, es macht Veränderungen, Brüche & auch das Gescheiterte sichtbar.
Andererseits dokumentiert es auch, dass ich überhaupt arbeite. Und natürlich auch, an was ich gerade arbeite. Es dokumentiert, dass da irgendwo jemand sitzt & irgendetwas macht.
So gesehen ist es ein Beleg meiner täglichen Arbeit, was wiederum auch ein Zweck sein könnte, aber das ist nicht mein Anliegen.
Einige Arbeiten sind möglicherweise von allgemeinem Interesse, andere sind sehr persönlich. Daraus könnte man schließen, dass es das ein oder andere über mich & meine inneren Befindlichkeiten zu erfahren gibt. Das könnte durchaus sein – es ist sogar sehr wahrscheinlich – war aber auch nicht der Zweck.
Manchmal schreibe ich auch ein paar Zeilen. Zweckfrei. Durch den Kopf geschossenes.
Ich tue es einfach. Was sollte es gebracht haben? Ich weiß es nicht.
Auf alle Fälle macht es die Suche nach (zu malenden & zu zeichnenden) Bildern nicht einfacher.
Möglicherweise hat es etwas verändert – meine Sicht auf meine Arbeit oder die Sicht anderer auf meine Arbeit.
Möglicherweise bringt es dem ein oder anderen Besucher etwas, manche sind ja regelrechte Wiederholungstäter.
Es ist zu früh, eine Bilanz zu ziehen; ich stehe ja noch am Anfang …
Souvenir aus Berlin
Ohne Titel, 2008
Bleistift auf Papier, 21 x 29,7 cm
Hobbyshop
Wilhelm Rüther
Kollwitzstr. 54
10405 Berlin-Prenzlauer Berg