fotografie
Invasion
Blick aus dem Fenster der Galerie des Atelierhauses Richtung Osten.
Der Himmel ist mit Raumschiffen übersät!
Lautlos & still verharren sie schwebend an einer Stelle.
Wenn ich das Licht im Atelier aus mache, verschwinden sie von einer auf die andere Sekunde. Ein Sprung in den Hyperraum? Ich habe keine Erklärung für das Verhalten.
Entwurf
Während der Mittagspause in der Gemeinschaftsküche des Atelierhauses entstand dieses Modell einer Skulptur zur Gestaltung einer Verkehrsinsel irgendwo im Großraum Saarbrücken.
Falsches Verständnis
Obiges Beispiel wäre natürlich auch eine Idee, mit Raum umzugehen – wenn auch eine blödsinnige. Zumindest im Kontext der Mülltrennung. Mehr als ärgerlich.
„Ich arbeite mit dem Raum“ war eine häufige Antwort auf die Frage: „Was machst Du so, künstlerisch?“ von Studierenden, die alles andere, nur nicht Malerei studierten.
Damals, während meines Studiums, an der HBK.
Außerdem sollte man nach Möglichkeit authentisch arbeiten & authentisch sein.
Authentizität ist Käse.
Nicht abwegig: M. C. Escher
Verspätetes Plätzchenbacken bei der kranken Mutter. Über den Mürbeteig von der Figur-Grund-Wahrnehmung zu M. C. Escher.
Störung
Oben: Der Himmel über Herbitzheim. Mücken feiern die deutsche Einheit.
Mitte & unten: Herbitzheim liegt im saarländischen Bliesgau. Nur mal so am Rande.
Tage der Bildenden Kunst: Präsenz
„Kollege Arne Menzel zeigt Präsenz“
Hier geht es zur Homepage von Arne Menzel.
Letztes Wochenende waren die Tage der Bildenden Kunst.
Unser Atelierhaus war auch dabei. Kollektiv. Der Verein organisiert diese zwei Tage für uns Künstler. Wir müssen lediglich die Türen öffnen. Und Kuchen backen. Ums Haus macht sich traditionell ein wenig Volksfeststimmung breit. Es gibt Getränke- & Essensstände; die Mitarbeiter des Vereins verkaufen unseren Kuchen & Kaffee; der Erlös des Verkaufs geht zur Unterstützung an den Verein.
Mehr als 1.500 Menschen besuchten an diesen zwei Tagen das KuBa.
Ich habe kaum Erinnerungen an das Wochenende. Die Stunden rauschten vorbei. Gesprächsfetzen & Gesichter im Stakkato, Krümel aus Erinnnerungen an Freunde oder Fremde. Wie im Rausch dehnten sich die Stunden aus ins Unendliche. Am Ende hatte ich das Gefühl, als sei die Zeit explosionsartig abgefackelt wie ein Feuerwerk. Scheinbar endlose Tage zerbröselten zu winzigen Brosamen.
Außerdem ist man abends heiser.
Aber auch viele der Besucher rauschten vorbei. Zum Beispiel an meiner offenen Ateliertür. Schauten nicht ins Atelier. Eilten einfach vorbei. Nicht nur an meinem Atelier, sondern auch an den Ateliers der Kollegen. Manchmal reckte jemand der Vorbeieilenden den Hals in die Tür. Ein scheuer Rundumblick, grußlos & fahrig.
Flüchtige Blicke von flüchtigen Besuchern streiften auch die Bilder in den Fluren des Atelierhauses. Blicke, die suchen & nicht wirklich finden, nicht finden wollen, nichts sehen oder erkennen. Vielleicht haben sich diese Menschen auch nur verlaufen. Sind zufällig ins Haus gestolpert, hatten die Möglichkeit wahrgenommen, Kaffee zu trinken & Kuchen zu essen, hatten sich in den Weiten der Treppenhäuser & Gänge der unterschiedlichen Stockwerke verirrt & suchten nun verzweifelt den Ausgang. Suchende soll man nicht aufhalten.
Natürlich, es gab es auch mir unbekannte, neugierige Besucher, die sich trauten, ihre Füße in die einzelnen Ateliers zu setzen – abgesehen von den Freunden, Kollegen & Bekannten, die sowieso immer dabei sind. Manche Besucher fotografierten: „So muss es in einem Künstleratelier aussehen!“ Fotografierten mehr als sie guckten. Zum Beispiel den Fußboden, Tische mit Pinseln & zerknautschten, klebrigen Farbtuben & die Schuhe des Malers. Auch Bilder. Aber meistens die Klischees.
Es gab seltsame Begegnungen, merkwürdige Besucher & vor allem denkwürdige Kommentare, die im Kopf haften geblieben sind. Manche habe ich aufgeschrieben:
„Ah ja! Allmählich wird es wieder besser!“
„Können Sie von Ihrer Kunst leben?“
„Wer kauft denn so was? Hier im Saarland? Hier ist doch kein Geld.“
„Haben Sie auch noch einen anderen Beruf?“
„Haben sie Kunst studiert?“
„Und Sie sind … professioneller Künstler?“
„Wie machen Sie diesen Effekt? Wissen Sie, ich male nämlich auch.“
„Darf ich den Fußboden fotografieren? Das ist ja ein richtiges Bild!“
„Das Grün da rechts oben im Bild – irgendwie stört mich das. Ich weiß nicht … Grün gefällt mir nicht als Farbe. Naja, ich habe ja auch keine grünen Kleider“
„Hah! Die fröhliche Unterwasserwelt! Da malt jemand die bunte Koralle, die lustige Qualle & den intelligenten Oktopus! Habe ich recht?“
„Die figürlichen Arbeiten haben mir besser gefallen. Ich kann ja mit abstrakter Kunst eh nichts anfangen. Konnte ich noch nie. Figürliche Kunst finde ich besser. Da sieht man wenigstens, ob jemand was kann!“
„Wie teuer ist so ein Bild? Und wie lange brauchen Sie eigentlich für so ein Bild?“
„Verdienen Sie Geld mit Ihrer Kunst?“
Ich habe nichts verkauft, weder samstags noch sonntags. Gratis-Postkarten gingen weg wie warme Semmeln. „Es geht nicht nur um den Verkauf“, sagte der Kollege. „Du musst Präsenz zeigen.“
„Könnten Sie mir die Karte noch signieren?“
Ich zeigte zwei Tage Präsenz & war anschließend sehr müde.
Es gab aber auch schöne Begegnungen, nachhaltige Gespräche & fruchtbare Diskussionen mit offenen Menschen.
Als Künstler wünscht man sich ja gelegentlich ein Feedback. Keine Streicheleinheiten, keine Lobhudelei. Keine hochwissenschaftliche Laudatio, wie man sie kennt von Vernissagen. Keine oberfächlichen Kommentare bei einem Gläschen Crémant.
Sondern wirklich herausforderdernde Fragen & Gedanken von aufmerksamen Beobachtern.
Aber ich komme auch ganz gut mir mir allein zurecht.
Holland
In Middelburg gab es grünes Wasser zu sehen. Ansonsten habe ich keine Erinnerungen mehr an dieses Städtchen. Es war hektisch & laut, viel Betrieb; irgendwo trank ich einen Cappuccino, der nicht schmeckte.
Konzept
Montags abends leite ich einen VHS-Kurs. Immer wenn ich zur Toilette gehe, mache ich ein oder zwei Fotos. Aber ich bin ja leider kein Konzeptkünstler.
Nicht abwegig: Absichtslosigkeit
Unbekannter Urheber
Ohne Titel, 2015
Mischtechnik auf Arbeitsplatte, ca. 50 x 70 cm
Stand heute in dem Gebäude, wo sich mein Bilderlager befindet. Eine wunderschöner Arbeitstisch. Von oben fotografiert. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen; schöner kann man es nicht wollen. Wie so oft.
Das Fehlen jedweder Absicht scheint manchmal eine gute Voraussetzung für eine gelungene Malerei zu sein.
Bubblegum-Painting
Das Bubblegum-Dripping vorm Eingang des Primark in Saarbrücken.
Ein Work in Progress. Gemacht von ganz ganz vielen Menschen. In Saarbrücken findet man überall Kaugummiflecken. Aber vorm Eingang des Primarks tritt dieses Phänomen dermaßen gehäuft auf wie sonst nirgends in der Stadt.
Die Unesco sollte es aufnehmen in ihre Welterbeliste. Vielleicht wird es auch outgesourcter Bestandteil der nächsten Documenta.
Ich weiß nicht, ob sich die Menschen vorm Betreten oder nach dem Besuch ihrer Kaugummis entledigen. Oder ob besonders viele Menschen nur zufällig im Vorbeigehen ihre Kaugummis gerade hier ausspucken.
Es ist auf alle Fälle ein Zeichen. Es ist auffällig. Es ist nicht schön.
Es ist Kunst.
Kreise zeichnen
Mercedes-Sprinter-Zeichnung. Saarbrücken, entstanden am 30. Januar auf dem Parkplatz vorm E-Haus.
Mercedes-Sprinter-Zeichnung. Saarbrücken, entstanden am 31. Januar auf dem Parkplatz hinterm KuBa.
In Ermangelung eines Skizzenbuches zeichnete ich vor einigen Tagen während zweier Kunsttransporte mit einem Mercedes-Sprinter Kreise in den Schnee auf dem Parkpaltz hinterm KuBa. Die Zeichnungen sind mittlerweile nicht mehr zu sehen. Temporär & ephemer. Wie man so sagt.
Nicht abwegig: Flüchtige Vanillekipferl
Während des Backens auf den Spuren von z. B. Peter Roehr gewandelt. Nicht ganz so subjektiv, eher expressiv. Aber zumindest minimalistisch & seriell.
Such die Kunst!
Jean Marie Mauclet (Nancy, Frankreich), 1978
Grauer Granit (Fichtelgebirge)
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
Karl Prantl (Wien, Österreich), 1978
Sieben Stelen
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
In der Tat eine großartige Idee, die seinerzeit ins Leben gerufen & umgesetzt wurde. Kunst besetzt den öffentlichen Raum. Aber mittlerweile haben einige Werke von damals kongeniale, installative Erweiterungen erfahren. In aller Stille. Der öffentliche Raum, die Stadt oder auch Wirte angrenzender Lokalitäten besetzen & verändern die Kunst & ihre ursprüngliche Intention. Mülleimer, Kneipenbestuhlung, Poller, Absperrpfosten & anderes Mobiliar stehen einträchtig neben den Werken von damals, die auf diese Weise leise aus der Wahrnehmung & dem Bewusstsein verschwinden.
Ein gelungenes Beispiel für den Umgang, die Akzeptanz & überhaupt, ja, die völlige Assimilation von Kunst in öffentlichen Räumen in unserer Gesellschaft, wie ich finde.