über die arbeit
„All you Zombies”
Ohne Titel („Petra“), 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 30 x 40 cm
Der Titel: „All you Zombies“ – bezieht sich auf eine Skulptur von Robert Longo, die ich zum ersten Mal auf der Documenta 8 in Kassel gesehen habe; ich fand die Arbeiten von Longo damals ziemlich schräg. Leider habe ich keine bessere Abbildung im Netz gefunden … hier noch …
Line: „Malst du neuerdings Zombies?“
Ich: „Nein – wieso?“
Line: „Na, hübsch ist das ja nicht gerade!“
Ich: „Oh – du meinst Petra …“
Über Malerei
Manchmal, während des Arbeitens – ich sage jetzt nicht, während des Malens – gehen mir Fragen durch den Kopf; zum Beispiel:
„Wann findet Malerei eigentlich statt?“ oder „Wann ist Malerei?“
Ist Malerei eine Tätigkeit?
Ist Malerei das Ergebnis einer Tätigkeit?
Ist schon die Vorbereitung zu dieser Tätigkeit Malerei?
Ist das Nachdenken über diese Tätigkeit auch Malerei? Ist etwa das Erzählen über das Nachdenken Malerei?
Ist das Nachdenken, Erzählen & Reden über das Ergebnis dieser Tätigkeit – also über ein Bild – auch Malerei?
Welche Tätigkeit meinen wir überhaupt? Beginnt Malerei mit dem Zeitpunkt, wo der mit Farbe getränkte Pinsel die Leinwand berührt & dauert so lange, bis sämtliche Farbe auf der Leinwand verschmiert ist? Oder beginnt Malerei schon mit dem Mischen von Farbe auf der Palette, auf einem Stück Pappe oder auf dem Fußboden vor der Leinwand? Oder mit dem Nachdenken, mit dem Vordenken, mit dem Planen und Entwerfen, mit dem Verwerfen?
Beim Reinigen der Pinsel denke ich nach. Ich sitze am Waschbecken, betrachte das Ergebnis meiner Arbeit und während des Betrachtens male ich weiter – vor meinem geistigen Auge – so sagt man. Ist das Malerei? Pinsel waschen, nachdenken?
Sind es die Pausen? Die Pausen zwischen dem Mischen der Farbe und dem Auftragen der Farbe? In diesen Pausen denke ich auch über Malerei nach. Über Bilder. Über gemalte Bilder – von mir gemalte Bilder. Oft sitze ich längere Zeit in meinem Malerstuhl im Atelier – vor einem Bild oder der weißen Wand – und stelle mir Bilder vor, die ich malen werde.
Aber auch Bilder, die andere vor mir gemalt haben.
Andere wie Vermeer, Velasques; manchmal Munch. Auch Mantegna. Nie über Kandinsky. Über Kandinskys Malerei denke ich nicht nach. Surrealismus ist eine Strömung, durch die ich auch geschwommen bin. Aber mittlerweile habe ich mich schon lange in anderen Einfüssen getrocknet. Hockney. Gestern zum Beispiel habe ich an Jim Dine gedacht. An Jim Dines Malerei.
Oder ist es das Träumen von Bildern, nachts, während des Schlafens? Von noch nicht gemalten Bildern. Von oft gesehenen Bildern. Ist Malerei das Träumen vor Bildern – also während des Betrachtens von Bildern?
Träumen von nicht gemalten Bildern bedeutet für mich auch: Ich wünschte mir, dieses oder jenes Bild so oder so zu malen; gelungen ist mir das aber noch nie.
Dann frage ich: „Warum malst Du nicht das, was Du in der Nacht vor Deinem geistigen Auge gesehen hast?” Oft beginne ich ja mit der Absicht, mit dem Plan, ein erträumtes Bild zu malen. Aber dann wird doch wieder alles anders. Ist das Unfähigkeit?
Eigentlich quäle ich mich, während der Pinsel über die Leinwand zieht, wenn ich die weiche, noch feuchte Ölfarbe furche. Es ist ein quälender, ermüdender Prozess. Außerdem ist es stinklangweilig. Gelegentlich sagt jemand: „Ich würde Dir gerne nur einen Tag zugucken, während Du malst.“
Verrückt. Sollen lieber spazieren gehen mit der Geliebten oder mit den Kindern spielen in der Zeit, die Leute.
Eben. Ich verbringe mehr Zeit damit, genau diesen Moment vorzubereiten: der Moment, an dem ich den Pinsel über die Fläche der Leinwand führe. Und anschließend denke ich darüber nach. Nachdenken kann lange dauern.
Vielleicht male ich deswegen. Ein Bild nach dem anderen. Weil ich von Bildern träume und über sie nachdenken kann.
Wenn ein Bild fertig ist, bin ich glücklich; aber nur dann. Wenn ich mich beim Betrachten eines Bildes freue, ist es fertig. Ich nehme mir nie vor, das Bild fertig zu malen. Es ist das Bild, was mich überrascht und sagt: „Hör auf! Ist gut! Mach Schluss! Geh spazieren mit der Geliebten oder spiele mit den Kindern!“
Dann bin ich erleichtert und denke: „Wie gut, dass Du Dich so gequält hast!“
Es kommt vor, dass ich nicht auf das Bild höre und ein wenig zuviel male. Dann bin ich einen Tag später damit beschäftigt, die Spuren des Malereiüberschusses mit den Mitteln der Malerei zu beseitigen. Oder ich kratze alles ab, wasche alles mit Terpentin runter. War das unnötige, nichtsnutzige Malerei?
Das ärgert mich. Ich weiß nicht, ob ich den Gedanken, der im Bild war, noch einmal fassen kann. Nein – ich weiß, dass ich den Gedanken nie wieder fassen kann. Er ist weg. Flüchtig. Einmal, für deine winzige Ewigkeit, war er im Bild und ich habe nicht gehört, nicht gesehen, nicht nachgedacht, war zu schnell; zu schnell gemalt.
Ich habe den Gedanken mit Farbe zugeschmiert. Zugemalt. Besser, ich hätte vorher gedacht, über den nächsten Schritt nachgedacht. Über Malerei nachgedacht. In Gedanken gemalt. Gott sei Dank gibt es viele Gedanken. Viele winzige Ewigkeiten. Manche kann ich dann doch festhalten. Das ist schön.
Möglicherweise liegen die Antworten dieser Fragen im Bild. Das Bild zeigt die Zeit, in der Malerei stattgefunden hat. Und sie findet weiterhin statt.
Malerei ist eine Haltung. Wenn du Maler bist, malst du ständig. Das ist das praktische an der Malerei. Egal, ob die Augen geschlossen sind oder geöffnet.
Dieses Jahr habe ich viel über Malerei nachgedacht.
Deklination & Konjugation
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 32 x 24 cm
Ich bin nicht religiös, aber zur Zeit befinde ich mich in Exerzitien.
Eine andere Möglichkeit sehe ich gerade nicht.
Unendliche Geschichten …
Ohne Titel, 2006/2008
Öl auf Leinwand, 40 x 61 cm
Privatbesitz
Immer & immer wieder übermalen – manche Bilder werden einfach nie fertig. Vom Porträt als Pirat mit zwei Töchtern zum Häschen zum Gartenbild …
Dieses Bild ließ ich in genau diesem Zustand. Das Abendessen war fertig, ich musste gezwungenermaßen aufhören. Am nächsten Morgen dann diese weiße, eigentlich unfertige Gestalt. Und der ganze unfertige Rest. Wunderbar! Eine gute Ausgangsbasis für kommende Bilder!
Sonntags-Gedanken
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Öl auf Papier, 30 x 24 cm
Den ersten Eintrag auf dieser Plattform machte ich am 9. August 2007. Mittlerweile hier zu finden. Davor war ich ungefähr ein Jahr lang hier.
Für eine Serie von Arbeiten suchte ich einen Präsentationsraum außerhalb meiner (mittlerweile nicht mehr exitierenden) Webseite & stieß über einen Artikel in der Zeit auf das mir damals unbekannte Phänomen „Blog“.
Ich stellte ein paar Wochen lang fast täglich eine Arbeit ins Netz.
Eigenartig, die Verbindung von Überschrift & Bild & Bild & Text & Link & den ganzen anderen Möglichkeiten, die ich nicht nutze, weil es so uferlos erscheint & man selbst so begrenzt ist & ich blieb bei dieser merkwürdigen Angewohnheit, mich weiterhin fast täglich auf diese Weise zu äußern.
Es ist ein Teil meiner alltäglichen Beschäftigungen geworden wie Essen, Trinken, Verdauen, das Malen & Zeichnen & der ganze andere erfreuliche oder unangenehme Rest meines Lebens.
Allerdings stehe ich noch am Anfang.
Das Blog verfolgt keinen Zweck. Es verfolgt kein Ziel. Es ist einfach da.
Wenn ich auch anfangs einen Beweggrund hatte, nämlich den, der Dokumentation, so habe ich diese Motivation mittlerweile aus den Augen verloren. Möglicherweise dokumentiert es mittlerweile eher den Prozess einer Suche, einer Suche nach Bildern; es dokumentiert vielleicht auch eine Entwicklung meiner Arbeit, es macht Veränderungen, Brüche & auch das Gescheiterte sichtbar.
Andererseits dokumentiert es auch, dass ich überhaupt arbeite. Und natürlich auch, an was ich gerade arbeite. Es dokumentiert, dass da irgendwo jemand sitzt der irgendetwas tut.
So gesehen ist es ein Beleg meiner täglichen Arbeit, was wiederum auch ein Zweck sein könnte, aber das ist nicht mein Anliegen.
Einige Arbeiten sind möglicherweise von allgemeinem Interesse, andere sind sehr persönlich. Daraus könnte man schließen, dass es das ein oder andere über mich & meine inneren Befindlichkeiten zu erfahren gibt. Das könnte durchaus sein – es ist sogar sehr wahrscheinlich – war aber auch nicht der Zweck.
Manchmal schreibe ich auch ein paar Zeilen. Zweckfrei. Durch den Kopf geschossenes.
Ich tue es einfach. Was sollte es gebracht haben? Ich weiß es nicht.
Auf alle Fälle macht es die Suche nach (zu malenden & zu zeichnenden) Bildern nicht einfacher.
Möglicherweise hat es etwas verändert – meine Sicht auf meine Arbeit oder die Sicht anderer auf meine Arbeit.
Möglicherweise bringt es dem ein oder anderen Besucher etwas, manche sind ja regelrechte Wiederholungstäter.
Es ist zu früh, eine Bilanz zu ziehen; ich stehe ja noch am Anfang …
Vom Hölschberg aus gesehen …
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 24 x 32 cm
Letzte Woche war ich für einen Nachmittag in der Nähe der Bauschutt- und Erdmassendeponie des Saarpfalz-Kreises „Auf dem Hölschberg“ in Biesingen zum Aquarellieren.
Es herrschten Sturm & Eiseskälte, was die Landschaft nur unwesentlich – mich aber um so mehr beeindruckte: nach drei unvollendeten Blättern fuhr ich durchgefroren & steif, aber froh & gutgelaunt nach Hause …
Entwurf zu einem Projekt (2)
Architekturmodell M 1:50
Diverse Materialien
(im Hintergund: Malerei auf Aludibond)
Das Architekturmodell zeigt den zweiten Streich einer Arbeit für zwei Räume, mit der ich seit einigen Monaten kämpfe (erster Streich).
Ausgangspunkt – Ausgangsraum – war ein dem Krankenhaus eingeschobener Rundbau, ein Rondell (Durchmesser ca. 20 – 25 m), welches in Zukunft als unabhängiger Veranstaltungsort funktioniert.
Eine Art Mini-Multifunktionsraum für Kongresse, Konzerte, Hochzeiten, Familienfeiern, Kongresse, Tagungen usw..
Angedacht war zunächst eine Wandmalerei – aus verschiedenen Gründen wurde die Idee verworfen zugunsten einer Installation: Malerei auf unregelmäßig geformte Platten aus Aludibond, die den Raum in seiner Regelmäßigkeit vollkommen anders takten & rhythmisieren soll.
Die vordere Hälfte des Rondells (Höhe ca. 6 m) besteht aus Glas & Metallrahmen, die sog. „Fensterfront“ (üblicherweise horizontal & vertikal gegliedert. Die hintere Hälfte ist die Wand für besagte Installation, die aus Gründen der Akustik allerdings leider nur bis zu einer Höhe von 3 m gestaltet werden durfte.
Ganz klar: die anämische Farbigkeit der gesamten Archtitektur schrie nach Farbe; aus dem Konzept der unregelmäßig geformten Aludibond-Platten im runden Veranstaltungsraum ergab sich schließlich auch die formale Idee zum Bild in der Empfangshalle.
Die große Arbeit hängt im Neubau der SHG-Klinik in Völklingen in einer überaus großzügigen Empfangshalle in Höhe des ersten Stocks. Der Neubau strahlt im Innern die übliche Material bedingte Kühle (Glas, Stahl) & strukturell bedingte Strenge (Horizontale, Vertikale, Rhythmus, Raster) aus.
Da musste ein Gongschlag her, der die Architektur zum Schwingen bringt; ein Kontrapunkt, der das Ganze ein bisschen aus dem Tritt bringt.
Die Schwierigkeit bei Unterfangen dieser Art besteht einerseits darin – zumal an solch zentraler Stelle – eine Arbeit zu entwerfen, die nicht zur bloßen Dekoration & künstlerischen Aufhübschung der Architektur verkommt – Alibikunst also, die zum Kitsch mutiert.
Andererseits sollte sie provozieren; ein Fremdkörper sein, eine Art Ufo. Auffallen, ohne die Bauherren – & in diesem Fall auch: die Herzpatienten – zu verschrecken (Hängt demnächst alles im Neubau der SHG-Klinik in Völklingen – das Foto im Link ist der alte Bau!).
Eine Gratwanderung.
In diesem Fall arbeite ich sozusagen verdeckt. Die Absichten werden verschlüsselt, aber nur so weit, dass der Betrachter noch eine Chance hat, etwas zu erahnen, zu spüren – ohne dem Bild ganz auf die Schliche zu kommen.
Auf den ersten Blick: Freude über die schönen Farben & auch Formen. Beim zweiten Hinschauen stellt sich vielleicht doch ein gewisses Unbehagen ein (so hoffe ich doch …)
Die 12 m lange Wand in der Empfangshalle wird in der Mitte durch eine Säule geteilt. Lag nahe, die Säule in die Arbeit mit einzubeziehen, sie irgendwie asymmetrisch hinter Säule & Wand zu platzieren. Das integriert die Malerei in den Raum & macht sie weniger dekorativ. Asymmetrie ist in aller Regel auch nicht sehr beliebt. Sie verunsichert den Betrachter. Die Einfachheit & Ordnung der Symmetrie vermittelt ja auch immer ein gewisses Wohlbehagen.
Die Farbe tritt aus dem Rechteck & verschafft sich Raum; thematisch greife ich mit der Malerei Körperhaftes, Organisches auf. Figurative Formen, assoziativ tauglich, aber nie konkret. Irgendwo zwischen Entstehung & Auflösung. Nicht greifbare Momente. Sich windende, krümmende Körper & Fragmente, Chiffren, Torsi, die von der Figur erzählen.
(Was täte ich ohne Semikolon …)
Die Farbe übernimmt dabei die Rolle einer Filmmusik – allerdings diametral entgegengesetzt zur Handlung.
Etwa so: Eine Fimszene aus Hitchcocks Psycho unterlegt mit Klängen aus Mozarts kleiner Nachtmusik – oder so ähnlich.
Ergebnis ist eine eigenständige Malerei, die sich Ihren eigenen Raum schafft & gerade wegen Ihrer Gegensätzlichkeit eine symbiotische Verbindung zur Architektur eingeht.
Das Ufo ist gelandet.
Latenz
Ohne Titel, 2007
Mischtechnik auf Papier, 42 x 29,7 cm
Wenn Malerei wirklich provoziert, bewegt, erregt – dann schlummert meistens etwas unter ihrer Oberfläche; ein Bild schwebt gleichsam in einer Art Latenzzeit & beschreibt auch einen Vorgang, den der Betrachter mit seinem ganzen Körper fühlen kann.
Man spürt, man ahnt, dass hier etwas in Bewegung ist, dass sich gleich etwas verändern könnte.
Gewissermaßen: Das Bild liegt auf der Lauer.
Mit Wut oder Angst …
Ohne Titel, 2007
Mischtechnik in Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm (geöffnet)
… ja, auch dies: alles andere als subtil, aber legitimer Antrieb & Stoßrichtung (künstlerisch) authentischer und relevanter Formulierung, meint Gerd – in dem Zusammenhang bitte auch mal bei Cordula Güdemann gucken …
Meine Geschichte mit Che …
Ohne Titel, 2007
Mischtechnik über Offset-Druck, 33 x 24,1 cm
Meine erste „raumgreifende Auftragsarbeit” war ein Deckengemälde im Jugendzimmer meines Freundes Alois vor ungefähr 30 Jahren.
Vier mal vier Meter, Ernesto „Che“ Guevara in schwarz/rot.
Mir hat das Linolschnittartige der Vorlage irgendwie gut gefallen. Che & Kuba & das ganze Drumrum haben mich damals eigentlich nicht interessiert. Aber dieses Bild von Che war – würde man heute sagen – irgendwie hip.
Mittlerweile weiß ich ein kleines bisschen mehr über Che, aber Kuba ist immer noch sehr weit entfernt & Che ist immer noch oder schon wieder hip …
Heute habe ich Ihn wieder auf einem T-Shirt getroffen. Schwarz/rot.
K. fragte mich, ob meine eingestellten Arbeiten was mit meinen gelegentlichen Statements zu tun hätten …
Eher selten, antwortete ich …
Schakal
Ohne Titel, 2007
Monotypie, Fingernagellack, Buntstift über Offset-Druck, 33 x 24,1 cm
Herr Baselitz war 1998 sog. „Künstler im Geschäftsjahr“ der Deutschen Bank. Anlässlich dieser Ehre gab es eine Ausstellung, die in diesem Jahr durch Deutsche-Bank-Filialen der Republik tourte. Saarbrücken war damals auch eine Station. Ein Katalog, der kostenlos verteilt wurde, begleitete die Ausstellung. Diesen Katalog habe ich vor einiger Zeit auseinandergenommen; Baselitz war ja früher einer meiner Helden.
Zeit, seine Bilder zu übermalen.
Über Kunst
Ohne Titel, 2007
Bleistift in Skizzenbuch, ca. 20,8 x 13 cm (geschlossen), rechte Seite
Matthias Winzen sprach des öfteren davon …
(was mir außerordentlich gut gefiel)
Bad Bergzabern
„Bilder – nichts als Bilder …”
Malerei – Zeichnung
Vernissage: Mittwoch, 30. Mai 2007, 19:00 Uhr
„Artgalerie am Schloss“
Südpfälzische Kunstgilde e.v.
Wilhelmstrasse 73g
52249 Bad Bergzabern
(Mittwoch, 30.05. bis Sonntag, 16.06.2007)
Nachtrag:
Besprechung von Gabriele Weingartner in der Rheinpfalz vom 04.06.07:
Kompromisslose Sicht auf desolate Welt
Ist die Welt wirklich so martialisch, wie sie sich uns in den Bildern Armin Rohrs präsentiert? Ein Blick ins abendliche Fernsehprogramm belehrt uns keines Besseren. Und doch lohnt es, sich auf die derzeit in der artgalerie am schloss in Bad Bergzabern ausgestellten Arbeiten des saarländischen Künstlers einzulassen. Auch wenn man ungetröstet vondannen zieht.
Eigentlich traut man ja seinen Augen nicht, beziehungsweise will ihnen nicht trauen: dass da buchstäblich auf jeder Mischtechnik die Gewalt obsiegt, dass da permanent Männer mit Maschinengewehren und Pistolen durchs bildnerische Gelände robben, dass selbst Spielzeug-Kuscheltiere wie Bären und Hasen und jede Menge Playmobil-Figuren bis an die Zähne bewaffnet sind und auf uns, die Betrachter – zu zielen scheinen. Nicht nur auf uns sogar, sondern auch auf die Jungen und Mädchen, die sich auf die Leinwände verirrt haben, dort im Schneidersitz hocken in melancholischer Pose oder verlegen ihr kurzes Röckchen um die Finger wickeln.
Bunt und poppig geht es zu in Armin Rohrs vermeintlich comicartiger Welt, wo die Inhalte der Sprechblasen konsequent übermalt wurden. Ein bisschen Lichtenstein-Verschnitt-artig sogar, nur dass die bekannte Rastermethode sich hier aufzulösen beginnt und Rohrs medienkritische Absicht mitnichten ironisch oder gar zynisch daherkommt.
Dass aber die Gewalt allgegenwärtig ist und es hier nicht um malerische Spielereien geht oder gar Reminiszenzen an die Popart, das zeigen vor allem die Schablonen kriegerischen Inhalts, die von einem Bild ins andere wandern. Die Cowboys in ihrem wiegenden Gang, die ein bisschen an Bush erinnern, die Dinosaurier, die überhaupt nicht gemütlich aussehen, die abgeschossenen Playmos, mit denen sich die krude Wirklichkeit so gut simulieren lässt. Sozusagen ohne Titel ziehen die Arbeiten ihre wirklichen Titel auf der Preisliste in Klammern hinter sich her und nennen sich etwa „Unschuld und Wehmut“ oder „Run chicken run“. Das heißt, wollen nicht plakativ Stellung nehmen und tun es letztlich doch, auch mit Mitteln, die in ihrer souverän agierenden Collagemanier aus der Werbung zu kommen scheinen.
Erst in einer Reihe von Selbstbildnissen gibt Armin Rohr dann den Blick auf seine inneren Impulse frei.
„Versuche über die Verzweiflung“ heißt die Serie, die den Künstler mit vielerlei Attributen versehen zeigt. Mit Punkten im Gesicht, mit Haarnetz, mit Lockenwicklern auf dem Kopf, Geschlechter übergreifend. Nur seine Mimik bleibt immer gleich und die Brille erkennbar und somit auch die klare, kompromisslose Sicht auf die desolate Beschaffenheit der Welt. Zu Hause erwarten den Betrachter, wie gesagt, die Blockbuster mit ihren Explosionen und die Nachrichtensendungen mit den minutiös abgefilmten Resultaten der täglichen Selbstmordattentate. Dass Rohrs Arbeiten insofern ästhetische Zumutungen bleiben müssen und keine malerisch kunstvollen Offenbarungen, unterliegt keinem Zweifel. Um Bilder, die man sich zur Erbauung übers Sofa hängt, handelt es sich allerdings nicht. Die Zeiten sind eh vorbei.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Letzter Zustand
Ohne Titel, 2007
Mischtechnik auf Leinwand, 75 x 101 cm
(Zur Erinnerung) Ein Gemälde stellt immer einen Näherungswert dar – es ist das Ergebnis einer Selbstumkreisung; während das Malens versuche ich, den Kern, das Wesen des Bildes mit meinem Kern, mit meinem Wesen in einen möglichst kongruenten, deckungsgleichen Zustand zu bringen. Ein Zustand höchster Befriedigung, höchster Erregung.
Ich glaube nicht, dass es zwischen zwei so unterschiedlichen Dingen wie meiner Befindlichkeit & einem Gemälde eine hundertprozentige Deckungsgleichheit geben kann; daher spreche ich von einem Näherungswert, der allerdings so nahe an mir dran ist, wie es nur irgend geht – sozusagen gegen Null oder gegen unendlich.
Der Rest sind klitzekleine Überlappungen. Sie sind der Antrieb, der Motor für die nächste Arbeit …
Für die Betrachter stellt sich die Situation fogendermaßen dar: Anders wie bei einer Addition von zwei Zahlen, bei der nur ein Ergebnis heraus kommen kann, gibt es für die Bilder so viele Ergebnisse wie es Betrachter gibt – anders wie bei der Addition ist das Ergebnis keinesfalls eine Lösung, es ist eine mögliche Variante …
Sentimentale Anwandlungen
Ohne Titel, 1999/2006
Öl auf Leinwand, 140 x 100 cm
Privatbesitz
Ich wollte etwas ausprobieren. Beim Durchblättern von alten Katalogen bin ich einem spontanen Impuls gefolgt & wollte einen Faden aus meiner malerischen Vergangenheit aufnehmen. So ähnlich malen wie früher. Aber anders. Zwei Bilder aus dem Jahr 1999, die noch nie fertig waren, übermalt.
Hat funktioniert.
Anfang
Ohne Titel („Versuche über die Verzweiflung“), 2005
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Privatbesitz
Ohne Titel („Versuche über die Verzweiflung“), 2005
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Privatbesitz
Ohne Titel („Versuche über die Verzweiflung“), 2005
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Privatbesitz
Ohne Titel („Versuche über die Verzweiflung“), 2005
Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Privatbesitz
Diese vier Bilder aus dem Jahr 2005 waren der Auftakt zu der Serie: „Versuche über die Verzweiflung“. Zunächst als Vierergruppe für eine Ausstellung geplant, entstanden nach & nach innerhalb eines Jahres über 70 Arbeiten auf Papier, Holz & Leinwand.