Ohne Titel („Georg“), 2004
Acryl, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm
Privatbesitz
Georg hat mein Porträt der Hl. Edith Stein in der Kapelle der katholischen Hochschulgemeinde an der Uni in Saarbrücken gesehen.
Daraus entstand dieses Porträt von Georg. Weil er auf hohe Berge klettert, habe ich in den Hintergrund einen Teil des K2 (Godwin Austen) in Pakistan gemalt.
Ohne Titel („Stylit“), 1996
Öl auf Pressspahn, 122 x 105 cm
Privatbesitz
Gelegentlich versuche ich, Ordnung in die vergangenen Jahre zu bringen. Regelmäßig scheitere ich. Ordnung ist ziemlich abstrakt. Eine Möglichkeit, Dinge zu sortieren & zu kategorisieren oder in eine Linie zu bringen. Am nächsten Tag ist man wieder unzufrieden mit den neuen Kategorien & Schubladen & richtet andere neue ein. Außerdem ist Ordnung ein Relationsbegriff. Es geht immer noch eine Spur chaotischer.
Tröstlich.
Es bleibt beim Versuch, bei dem aber immer wieder Ergebnisse der Vergangenheit in die Gegenwart gespült werden.
Sowohl in Crailsheim als auch in Norden hielt ich meine Einführung selbst. Was dem Umstand geschuldet war, dass die Rede jeweils mit einem Honorar bezahlt wurde.
Auf musikalische Umrahmungen oder Untermalungen verzichte ich ja schon länger während meiner Eröffnungen. Stattdessen biete ich den Veranstaltern an, selbst ein Lied zu singen. Ich habe zwar keine musikalische Ausbildung & betätige mich auch sonst nicht als Performer, aber für musikalische Umrahmungen oder Untermalungen während einer Ausstellungseröffnung gibt es meistens einen Etat in Kunstvereinen oder öffentlichen Institutionen. Das ist natürlich richtig, aber ungerecht. Dem Künstler gegenüber. Finde ich.
Für meine Leistungen als Künstler, die ich für eine Ausstellung erarbeite, hat mir noch niemand freiwillig ein Honorar angeboten. Immerhin bin ich verantwortlich für Konzeption & Thema der Ausstellung, ich rahme Bilder ein, verpacke sie & transportiere sie an den Ausstellungsort, wo ich dann, je nach Umfang der Ausstellung auch schon mal ein paar Tage mit der Installation der Ausstellung beschäftigt bin.
Manchmal schreibe ich einen Pressetext; ich bin dafür verantwortlich, dass Texte & Bilder für Einladungkarten, Plakat oder Webseite pünktlich geliefert werden.
Wenn die Arbeiten hängen, tippe ich im Vorbeigehen sosolala eine Versicherungs- & Preisliste. Außerdem bin ich während der Vernissage anwesend, was ja bekanntlich Schwerstarbeit ist, denn während sich alle anderen langsam & allmählich bei einem Wein oder Prosecco entspannen, muss ich wachsam & konzentriert sein. Meistens werde ich vorher genötigt, für die Presse vor einem Gemälde zu posen, um der bescheuerten Zeitungsfoto-Konvention zu genügen. Dabei darf man natürlich nicht schwanken oder mit glasigen Augen ins Objektiv starren. Macht keinen guten Eindruck.
Einige Wochen später baue ich alles wieder ab & ein, verspachtele schön die Löcher in den Wänden & fahre die Bilder wieder nach Hause. Manchmal klebe ich einen Kaugummi an eine unscheinbare Stelle im Raum & stelle mir vor, dass er in einigen Jahren immer noch da ist – aber unentdeckt. Oder zeichne etwas mit schwarzem Edding oder Jaxon-Kreiden auf die Fliesen der Herrentoilette. Dabei lächle ich.
Und so weiter.
All diese Leistungen werden in aller Regel nicht honoriert.
Die Bedingungen, das äußere Umfeld, in dem eine Ausstellung stattfindet, sind natürlich unterschiedlich, je nach Museum, Kunstverein oder auch einer städtischen Galerie sind die Institutionen mal mit mehr oder meistens mit weniger Geld ausgestattet.
Für eine Rede & eine musikalische Umrahmung sind meistens Gelder vorhanden. Ein Etat für Transport ist selten. Wenn nicht, biete ich eben an, zu reden & zu singen. Denn mit dem Rede- & Gesangeshonorar kann ich meistens einen Teil des Transports finanzieren, wenn er nicht im Etat des Veranstalters drin ist. Bisher haben die Veranstalter auf meine Einlage verzichtet & das für die musikalische Umrahmung eingeplante Geld meistens auf den Transport umgelegt. Das heißt, ich zahle den Transport der Bilder aus meiner Tasche.
In Crailsheim & Norden waren die Bedingungen sehr unterschiedlich. Aber sie waren in beiden Fällen stimmig & akzeptabel.
Auch das Thema der Übernachtung war in beiden Fällen, wenn auch unterschiedlich, zu meiner vollsten Zufriedenheit geregelt. Es entsatnden keine Kosten. Manchmal muss man halt ein bisschen verhandeln oder pokern.
Während des Ausstellungsaufbaus wurde ich kulinarisch sehr verwöhnt, was mir persönlich sehr wichtig ist, denn mit einem guten Essen im Bauch geht mir die Arbeit leichter von der Hand. In beiden Institutionen wurde ich warm empfangen & tatkräftig unterstützt. Die Zusammenarbeit gestaltete sich unkompliziert & alles in allem hat es Spaß gemacht.
Ich arbeite nämlich nicht nur des Geldes wegen.
Tatkräftige Unterstützung & Hilfe während des Aufbaus ist nicht zu unterschätzen, gibt es doch Institutionen, wo lediglich jemand mit einem Schlüssel kommt, um die Tür aufzusperren, vor der man schon einige Zeit im Regen wartete. Anschließend steht der Künstler dann mehr oder weniger alleine in den Räumen, die er bespielen soll. Abends legt er sich in das Bett des Hotelzimmers, das er gebucht hat & auch aus eigener Tasche zahlt, einsam, Lichtjahre entfernt vom Ausstellungsort & von den Liebsten daheim & singt & weint sich leise in den Schlaf.
Man muss natürlich wissen, dass in öffentlichen Galerien, kleineren Kunstvereinen oder auch kleineren städtischen Galerien wenig bis gar nichts verkauft wird (Diese Erfahrung habe ich auch in meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied im Saarländischen Künstlerhaus gemacht – welches ich übrigens an dieser Stelle uneingeschränkt als Ausstellungsort empfehlen kann. Die Bedingungen dort sind nämlich – aus meiner Sicht – ungewöhnlich gut – im Gegensatz zur Webseite, die leider ungewöhnlich schlecht ist.)
Das Publikum ist meistens sehr interessiert & auch gut informiert. Das macht die Gespräche während der Eröffnung kurzweilig. In acht nehmen muss man sich allerdings vor regionalen Künstlergrößen, die sich unaufgefordert in Gespräche einmischen & ihre bunten Visitenkärtchen mit der aktuellen Homepage verteilen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Künstler es gibt.
„Wissen Sie, ich male ja auch“.
Natürlich gibt es auch Orte oder auch Unorte, an denen man unbedingt ausstellen möchte. Sei es des Ortes wegen, sei es der Ausstellung wegen oder sei es auch nur, weil ein ganz bestimmtes Projekt verwirklicht & gezeigt werden will. Ohne irgendwelche Etats. Oder man wird eingeladen. Von Freunden. Bei Freunden. Da freut man sich natürlich & fährt hin. Mit einem Auto voller Bilder. Aber das ist natürlich was anderes.
Künstlerische Arbeit wächst & gedeiht wo sie will. Und wo sie wachsen & gedeihen muss.
Aber Bilder auszustellen in der Hoffnung, sie zu verkaufen, ist noch keine Geschäftsidee. Auch Musiker & Redner werden schließlich nicht engagiert mit der Aussicht auf Zuhörer, die möglicherweise irgendwann eine Platte oder eine Rede kaufen wollen. Ich entgegne den Leuten immer, wenn sie mir kleinlaut sagen, dass ich ja die Möglichkeit habe, die Bilder auch zu verkaufen: „Ich will ja nix verkaufen!“
Ich plädiere hier nicht unbedingt für ein allgemeines Ausstellungshonorargesetz oder für eine Ausstellungsvergütung, wie es schon seit langem von Künstlern & deren Berufsverbände gefordert wird. Eher vielleicht für ein Honorar für meine Leistungen. Verkäufe sind dann so eine Art Sahnehäubchen.
Unterschiedliche Orte & Institutionen, unterschiedliche Bedingungen. Die Frage, ob ich mich als Künstler darauf einlasse, muss ich mir jedes mal selbst stellen & beantworten.
Vor allem: Man hüte sich vor all zu großer Selbstausbeutung. Das ist auf die Dauer nicht gut fürs Gemüt & die innere Befindlichkeit!
Das Leben ist schön!
(Nachtrag: In Crailsheim „ging was“, wie man so unter Kollegen sagt. Also tatsächlich ein Erfolg.)
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Noch ein paar Tage in Norden verbracht. Den Abbau der Ausstellung ein wenig verlängert, weil es in Norden so schön ist. Schatten & Spiegel. Bin ich es oder bin ich es nicht?
Noch zwei Tage läuft meine Ausstellung im Kunstverein Norden. Die Zeit während des Aufbaus habe ich sehr genossen & das nicht nur, weil das Meer so nahe ist.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Während ich in Crailsheim meine Ausstellung aufgebaut habe, wurde im Saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken die Gruppenausstellung „Ein Fest“ des Saarländisches Künstlerbundes eröffnet, der ich aus diesem Grund leider nicht beiwohnen (beiwohnen ist wirklich ein schönes Wort in diesem Zusammenhang) konnte. Es gibt auch keine Ausstellungsansichten zu sehen. Ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Einzig der Aussschnitt eines Zeitungsartikels aus der Saarbrücker Zeitung bezeugt meine Teilnahme – nebst 42 weiteren Kolleginnen & Kollegen.
Ich baue eine Ausstellung auf. Wie man so sagt unter Künstlerkollegen.
Der Titel der Ausstellung heißt: „Im Wesentlichen bin ich mir fremd.“ So steht es jedenfalls auf der Einladungskarte & auf dem Plakat.
In der Einladungskarte steht auch: „Die Einführung spricht der Künstler“
Das weckt Erwartungen. Man erwartet Antworten.
Aber ich habe wahrscheinlich ebenso viele Fragen an meine Bilder wie die Betrachter. Wahrscheinlich stellen auch Bilder eher Fragen als dass sie Fragen beantworten – sowohl dem Betrachter als auch mir.
Solange ich mit meinen Bildern Fragen stellen kann, werde ich malen oder zeichnen. Natürlich sind mir meine Bilder vertraut. Aber weil sie mir nicht alle Fragen beantworten, bleiben mir sie mir in gewisser Weise fremd.
Im Wesentlichen.
Ich versuche mich & mein Handeln über meine Bilder zu verstehen. Leider habe ich nicht viele Antworten auf die Fragen, die mir nach meinen Bildern gestellt werden.
Jedenfalls keine vollständigen Antworten. Es bleiben Bruchstücke. Fragmente. Ahnungen.
So sehe ich das.
Das wird das Thema meiner Einführung sein.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Ohne Titel, 2012
Aquarell auf Aquarellpapier, 46 x 61 cm
Meine Zeit in Wiepersdorf ist abgelaufen. Morgen breche ich auf nach Saarbrücken.
In Wiepersdorf fand ich vor allem einen verloren geglaubten Rhythmus. Oder vielleicht auch eine neue Struktur – was sowohl die Arbeit als auch das Leben betrifft. Das wirkte sich weniger auf die Bilder & Zeichnungen aus, als auf meine Befindlichkeit, auf meine Haltung zur Arbeit. Eine sehr gute Erfahrung zum richtigen Zeitpunkt.
Denke ich an die Heimat, treibt mich nur eine Frage um: Ist der Vierte Pavillon endlich fertig? Und: Ist die Fassade rosa, wie ich es gefordert habe?
Aquarell. Gescheitert & in postkartentaugliche Fragmente zerlegt. Manches Fragment funktioniert erstaunlich gut. Aber das Ganze ist mehr als die Summer seine Einzelteile.