Foto vom 06.10.2010, 20:07:27 Uhr: Fensterreihe des Saarlandmuseums mit Wachmann & Wilhelm Lehmbrucks „Mädchenkopf auf schlankem Hals“.
Ohne Titel (Wilhelm Lehmbrucks „Mädchenkopf auf schlankem Hals“), 2010
Kreide, Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 18,1 cm
(Auf der Skizze zu sehen: Die Büste von Wilhelm Lehmbruck im Saarlandmuseum mit Blick auf die Baustelle am Vierten Pavillion)
Ohne Titel („Demo: Situation im Museum“), 2010
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 18,1 cm
Zeichnen im Museum. Eine großartige Erfahrung. Zum Beispiel: Ein zeichnender Student in der Zeichnung eines Kommilitonen vor einem Porträt eines Künstlers der Neuen Sachlichkeit neben einer Skulptur …
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 18,1 cm
Das sehe ich, wenn ich aus meinem Atelierfenster gucke. In 14 Tagen ziehe ich um. Gleiches Stockwerk, zwei Türen weiter. Andere Fenster, andere Blicke.
Begonnen vor einigen Wochen, heute zu Ende gebracht.
Aber auch das Wetter schlägt allmählich um Richtung kalt & unfreundlich. Morgens auf dem Fahrrad frieren Dir die Finger ab, die Dunkelheit überholt das Licht. Unsicherheit bahnt sich ihren Weg.
Wenn die Blätter von den Bäumen gegenüber alle gefallen sind, sehe ich weiter.
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Skizzenbuch, ca. 25 x 19 cm
Gestern auf der Intensivstation:
Die Lungenbeatmungsmaschine oder so am Nachbarbett zeichnete zusammen mit der Atmung eines Patienten wunderschöne Kurven auf einen Bildschirm. Ständig musste ich auf diesen Bildschirm gucken. Und zum ersten Mal die Erkenntnis: Jeder Atemzug ist einmalig! Einmalig tief, einmalig lang … kein Atemzug gleicht dem anderen. Selbst die Pausen zwischen zwei Atemzügen: immer unterschiedlich lang. Oder kurz. Es gibt keine Regelmäßigkeit. Keine Wiederholungen. Jede Kurve, jeder Gipfel, jedes Tal ist einzigartig!
Regelmäßigkeit ist eine unglaubliche Erfindung. Regelmäßigkeit ist was völlig Abstraktes. Ist in der Natur überhaupt nicht vorgesehen. Bestenfalls Annäherungen an Regelmäßigkeiten. Wir versuchen unser Leben, Regelmäßigkeiten zu unterwerfen & dabei vergessen wir, dass wir allein von den Abweichungen der Regel bestimmt werden. Das Straucheln, Stolpern, das aus-der-Bahn-geworfen-werden …
Acht von zehn Arbeiten für eine Ausstellung irgendwo irgendwann.
Je Ohne Titel (zu: „Macht & Machtraum“), 2010
Bleistift, Öl auf Papier, 42 x 59,4/59,4 x 42 cm
Angeblich seit Monaten geplant: Eine Gruppenausstellung irgendwo in Shanghai. Irgendwann im Herbst. Planung als Prozess mit sich ständig veränderten & veränderbaren Parametern.
Jetzt fahre ich aber zuerst mal nach Irland. Ich war noch nie in Irland. Das Wetter hier erscheint mir momentan ein bisschen wie eine Übung für den Ernstfall. Es ist kalt & es regnet. Wie in Irland. Aber das ist ja nur eines von vielen Klischees.
Kein Klischee ist die Tatsache, dass in Irland Künstler keine Steuern zahlen müssen. Wenn der größte Teil der irischen Künstler allerdings dort genau so wenig Umsatz macht wie die Künstler hier in Deutschland, entgeht dem irischen Staat ohnehin nicht viel Geld. Im Gegenteil.
Aquarellfarben nehme ich trotzdem mit. Vor allem Grün.
In den nächsten 14 Tagen wird es relativ ruhig hier.
Ich weiß nicht, ob es Internet gibt, da in Irland.
Ohne Titel („Farngold“), 2010
Bleistift auf Papier, 20,8 x 14,7 cm
Ohne Titel („Farngold“), 2010
Bleistift auf Papier, 20,8 x 14,7 cm
Farngold war wieder zu Besuch. Im Atelier. Er hat seine sehr eigene Art, sich während des Sitzens mit Händen & Ellbogen auf den Oberschenkeln abzustützen.
Ohne Titel („Gregor“), 2010
Öl auf beschnittenem Papier, ca. 28 x 32 cm
Ohne Titel („Gegor“), 2010
Öl auf beschnittenem Papier, ca. 28 x 32 cm
Gregor tauchte in einer Papierarbeit auf. Nachdem ich die Arbeit versaute – es folgten einige vergebliche Rettungsversuche – wollte ich ihn ihn zuerst wegwerfen. Ich entschloss ich mich, ihn aus der Arbeit auszuschneiden.
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Ölkreide auf Papier, 29,7 x 21 cm
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Ölkreide auf Papier, 29,7 x 21 cm
Ohne Titel, 2010
Bleistift, Ölkreide auf Papier, 29,7 x 21 cm
Henri bat mich heute Morgen, alle Fußballspieler seiner Sammelkarten abzuzeichnen. Es war ein ziemlich großer Stapel. Leider schaffte ich gerade einmal drei Zeichnungen.
Ansonsten vertreibe ich mir meine Zeit mit umständlichen Vorbereitungen für einen riesigen Umzug. Seit fast dreizehn Jahren lebe & arbeite ich hier mit Line & unseren Kindern Emilie & Henri.
Wohnung, Atelier, Bilderlager.
Falls ich die umständlichen Vorbereitungen sowie den Umzug überlebe, leben wir dann in vier Wochen hier.
Frau Blaumann stieß auf ein interessantes Phänomen: Asemic Writing.
Mir fielen sofort einige Arbeiten aus „vor meiner Zeit“ ein. Jetzt weiß ich wenigstens, was ich damals tat (Man weiß ja nicht immer, was man tut). Ähnlich wie Frau Blaumann.
Asemic Writer scheint es schon seit geraumer Zeit zu geben:
Das Foto entstand heute Nachmittag während eines Spaziergangs mit meiner Nikon D60.
Vor sehr langer Zeit, vor Ewigkeiten, fast wäre ich geneigt zu sagen: vor meiner Zeit – erfüllte ich mir einen großen Wunsch:
Von meinem ersten Sold während des sog. Zivildienstes erwarb ich eine Spiegelreflexkamera. Eine XGM von Minolta. Dazu – nach & nach – diverse Wechselobjektive für diverse Zwecke.
Im meinem Jugendzimmer unter dem Dache des elterlichen Hauses richtete ich mir eine Dunkelkammer ein, wo ich des Nachts Filme entwickelte & Bilder vergrößerte.
Jugendzimmer.
Das waren Teppichboden, Bett, Kleiderschrank, Schrankwand mit integriertem Schreibtisch. Gelb. Schwarz. Laminat.
Und Staub. Jede Menge Staub. Staub bist Du & zu Staub wirst Du. Staub ist der Feind des Fotografen. Staub ist der Feind in der Dunkelkammer. Staub auf dem Objektiv, Staub auf dem Film, Staub auf dem Schlitten im Vergrößerer, Staub auf dem Fotopapier. Staub überall. StaubStaubStaub.
Aber das Bad war um die Ecke. Für die Chemikalien. Für das Fixieren & das Wässern. Für das Wasser lassen.
Fotoarbeit in staubiger Atmosphäre macht nämlich durstig.
Schwarzweiß-Filme. Schwarzweiß-Abzüge. Papiere. Ich vernichtete Unmengen von Material.
Berge von Abzügen: Landschaften, Menschen, Stillleben. Zum Beispiel war ich ein großer Fan der Pseudo-Solarisation.
Einmal – während des Studiums – hielt ich ein Referat über die „Subjektive Fotografie” von Otto Steinert.
Danach warf ich, bis auf ein oder zwei Fotos – alle Berge von Abzügen in die Tonne, verkaufte meinen Vergrößerer & den ganzen Rest an meine Kommilitonin Rita & widmete mich von da an nur noch der Zeichnung & der Malerei. Die Minolta behielt ich, bis sie ihren Geist aushauchte.
Mittlerweile knipse ich seit einigen Jahren wieder. Digital.
Ohne Titel („Alex & Anita“), 2010
Mir unbekannte Materialien & Öl auf einem während des Rundganges 2010 der HBKsaar gefundenem Stück MDF, ca. 15 x 30 cm
Da war dieses längliche Stück MDF mit dem leuchtend grünen, massiven Balken, der das Brett in der Mitte teilt. Rechts neben diesem günen Balken ein Verlauf von Schwarz ins Braun. Reste vom Grün schimmern durch. Eine graue Schräge im unteren Drittel – zwischendurch verdeckt vom Grün & Schwarz – verliert sich auf seinem Weg aus dem Bildformat. Gesprühte Farbe. Irgendwelche Bearbeitungsspuren – Dreck, Bleistift.
Ich steckte es vorsichtshalber mal ein (man kann ja nie wissen).
Der Entwurf weist Ähnlichkeiten mit Nr. 787 auf.
Was kein Zufall ist.
Beide Arbeiten stehen in direktem Zusammenhang & sind doch grundsätzlich verschieden. Solche Dinge passieren Gott sei Dank während der Arbeit. Nicht, dass es mich beunruhigt – aber es macht mich ein wenig nervös. Angenehm nervös.
Möglich, dass es sich nur um eine Einzelerscheinung handelt …
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 21 x 29,7 cm
Mitte September (18.09.2009, 18:39:39 Uhr) diesen Jahres am Staden. Höhe Ulanenpavillon. Ich bin gerade ein wenig sentimental; deswegen diese Reminiszenz an den frühen Herbst.
Ohne Titel („bewaldeter Bergrücken”), 2009
Reste mehrerer radierter Bleistiftzeichnungen, Aquarell auf Spiralskizzenblockpapier, 21 x 29,7 cm
Sollte eine Kompositionsskizze für eine Landschaft werden. Am nächsten Morgen tanzte Line durchs Bild. Später saß sie mir gegenüber, trank Kaffee, gestikulierte & verlangte Geld fürs Modell sitzen. Da griff ich vorsichtshalber zum Radiergummi …
Ohne Titel („Keinerlei Zielunterlagen oder Koordinaten“), 2009
Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Stadt Saarbrücken
Weil ein Bild nicht gleichzeitig an zwei Orten sein kann, musste ich diese Arbeit heute noch einmal malen; nicht auf Holz, sondern auf Leinwand & etwas größer. Sogar mit einem ordentlichen Titel.
Ohne Titel („Anastasiya“), 2009
Bleistift, Hühnerfett auf Papier, 29,7 x 21 cm
Ein gewisser ein gewisser Alfonzo Weiss schrieb mir per Mail; im Anhang das Foto eines jungen Mädchens:
Betreff: Werde ich dich finden und ich werde ganzes Leben lieben.
Hallo werde ich der schone Fremde, uber unsere Bekanntschaft mich froh sein rufen Anastasiya.
Ich suche seine einzige und eigenartige Halfte. Ich suche nicht einfach den Mann ich ich suche den Freund, des vorliegenden Freundes auf ganzes Leben. Ich das warme, zartliche, zarte Madchen. Mir 27 Jahre.
Es ist ein wenig uber mich: ich liebe, die Gemutlichkeit zu schaffen, mir gefalle wenn zu Hause gut und ruhig, ich in das Ma? das ernste, verantwortliche, richtige Madchen. Au?er dem ich romantisch, empfindlich, verstehend und emotional. Ich verstehe mit dem Humor, auf die Probleme bezogen zu werden und lustig zu sein. Fur mich in der Einsamkeit verliert das Leben den Sinn ich ich verwelke wie das Blumchen. Betreffs der Einfachheit kann, dass ich offen wie das Buch sagen. Mich mu? man nur lesen. Wenn es Ihnen interessant ist, uber mich jenes dann zu erfahren schreiben Sie!
Ich warte mit der riesigen Ungeduld auf die Antwort.
Die Straße – beim Lesen dieses Buches hatte ich ständig Bilder im Kopf – Bilder der Beklemmung, Bilder der Angst, Bilder der Hoffnungslosigkeit.
Ich versuchte zu zeichnen. Aber es gelang mir nichts: weder eine Zeichnung noch eine andere Arbeit. Ich fand keine einfach keine Sprache. Alles für den Eimer.
Die Bilder blieben bis heute in meinem Kopf hängen.
Ohne Titel, 2009
Bleistift in Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm
Ohne Titel, 2009
Bleistift in Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm
Ohne Titel, 2009
Bleistift in Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm
Auch wenn die drei geschilderten Ereignisse nicht unbedingt in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen, so sind sie doch tatsächlich kurz hintereinander geschehen …
Das Blatt war ursprünglich doppelt so groß & eine Szene aus dem langweiligen Film. Vor allem war es sehr geschwätzig. In der linken Hälfte stand noch ein Pärchen inmitten einer Parklandschaft mit Bäumen & einer Villa.
Übermalen half nichts. Ich musste die Hälfte abschneiden & zerstückeln.
Dem blauen Herrn tat es gut – dem Blatt auch.
Außerdem habe ich dieses Bild abgeschliffen & mit Weiß übertüncht.
Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Zur Zeit entscheide ich mich sehr intuitiv & spontan.
Das funktioniert nicht immer. Aber auch mit einem Plan geht vieles in die Hose.
Dann muss ich eben wieder schneiden, zerstückeln, schleifen, übertünchen.
Ohne Titel („Petra“), 2008
Bleistift, Aquarell auf Aquarellpapier, 30 x 40 cm
Wieder ein paar Tage über den Tellerand geguckt – bisschen Hamburg, bisschen Berlin.
Leider habe ich das USB-Kabel vergessen. Also keine Fotos. Dafür Zustandsberichte der Zeichnung vom Anfang der Woche. Auch keine Skizzen aus dem fahrenden Auto.
Entweder flog ich durch die Nacht oder fuhr mit dem Zug; auch in der Nacht. Einmal – glaube ich mich zu erinnern – saß ich auch an einem Vormittag mit mehreren Menschen in einem Abteil. Aber so genau weiß ich das nicht mehr. Sehr hell kann es also auch nicht gewesen sein.
In Hamburg traf ich mich (unter anderem) sehr lange & ausgiebig mit Gerd. Mir gefällt Gerds Haltung zu Malerei & Zeichnung. Außerdem schätze ich seine Arbeit sehr. Leider gibt es in Hamburg kaum Bierkeipen. Dafür Unmengen von „Coffee shops”, die allerdings ein durstiger Mensch überhaupt nicht gebrauchen kann.