ich find alles ganz toll. aber mit den skizzen nimmst du es nicht ernst genug. auch die gemälde sind eher lieblos. nicht falsch verstehen, aber unsauber flächig von links nach rechts füllen kann ja wohl jeder. gut find ich, dass du oft etwas von den dunkler vogezeichneten umrissen stehen lässt. außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass du ab und zu versuchst plastizität durch hell/dunkel effekte darzustellen. man erkennt dies auch an deiner handführung.
vielen Dank für den Kommentar – ich werde versuchen, meine Sicht darzulegen. Vorab noch ein Hinweis: Mit der Kritik – sei es mit der wohl meinenden oder auch mit der Kritik des Schmähs & der Häme – halte ich es in aller Regel mit Paul Watzlawick.
Der sagt:
„Ich zeige jemandem ein Bild und frage ihn, ob es obzön sei. Wenn er mit „Ja” (oder „Nein”) antwortet, weiß ich etwas über ihn, aber nichts über das Bild.”
„ aber mit den skizzen nimmst du es nicht ernst genug.“?
Was mag dieser Vorwurf (als solchen begreife ich den Versuch dieser Kritik) tatsächlich meinen? Er erschließt sich mir nicht. Allein, dass ich einen Gegenstand für Wert erachte, zu skizzieren, zu zeichnen – ich ihn also Ernst nehme – zeigt ein Interesse meinerseits am Gegenstand. Eine Neugierde. Ein Verstehen wollen. Ein Begreifen wollen. All das findest Du auch in meinen Skizzen – wenn Du willst.
Ich tue das zunächst für mich. Skizzen sind für mich Untersuchungen, Notizen. Ich frage mich, wie die Welt funktioniert & versuche in der Skizze darauf eine Antwort zu finden.
Skizzen geben dem Betrachter die Möglichkeit eines Einblickes, wie ich die Welt wahrnehme und über sie denke – gleichzeitig geben sie ihm eine Möglichkeit, sich selbst wahrzunehmen.
Anders wie bei einer Addition von zwei Zahlen, bei der nur ein Ergebnis heraus-kommen kann, gibt es für die Bilder so viele Ergebnisse wie es Betrachter gibt – anders wie bei der Addition ist das Ergebnis keinesfalls eine Lösung, es ist eine mögliche Variante.
Das obige Beispiel entstand im Staatstheater in Saarbrücken. Eingezwängt zwischen meinen Sitznachbarn zu meiner rechten & linken skizzierte ich – in der Dunkelheit – das verlorene Profil einer Balletttänzerin. Mich interessierte, wie sich der Kopf, aus der Dunkelheit der Raumes schälte & gleichzeitig mit dem Raum verschmolz. Der stehende Mann auf der linken Seite kommentierte zwischen den Akten das Geschehen.
Beides also Skizzen von einer sich bewegenden Person – von einer sich ändernden Situation.
Oder um es etwas anders auszudrücken: Skizzen, die die Flüchtigkeit des Augenblickes festhalten wollen.
Möglicherweise ist es diese den Skizzen inhärente Flüchtigkeit, die bei Dir den Eindruck von Unernstigkeit weckt.
(Wie Ernst ich es tatsächlich mit den Skizzen meine, vermag nur der liebe Gott erkennen, denn nur er kann in mein Herzilein schauen)
Insofern trifft dieser Vorwurf nicht. Er sagt, um auf Paul Watzlawick zurückzukommen, möglicherweise etwas über Deine innere Befindlichkeit zum Zeitpunkt des Betrachtens aus – er sagt etwas über Deine Haltung zur Welt aus, ausgelöst durch meine Skizze.
Was ist das für eine Kategorie? Genau wie liebevoll oder schön oder hässlich scheinen mir das keine geeigneten Begriffe zu sein, eine künstlerische Arbeit zu beschreiben. Auch hier verweise ich auf wieder auf Watzlawick.
Ein Bild kann nicht lieblos sein. Es kann auf Dich wie „lieblos gemacht“ wirken oder scheinen.
Ist etwa ein Baum lieblos? Ein Stein? Oder gar eine Landschaft?
„ außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass du ab und zu versuchst plastizität durch hell/dunkel effekte darzustellen.“
Ich versuche nicht, „ plastizität“ durch „hell/dunke effekte“ darzustellen. Sowie ich überhaupt versuche, Effekte in meinen Bildern zu vermeiden. Vom Effekt ist es nicht weit bis zur Effekthascherei. Das ist ein leicht durchschaubarer, billiger Versuch, den Betrachter auf seine Seite zu locken. Aber das ist mir fremd. Ich male nicht für den Betrachter. ich male zuerst für mich & möchte mich überhaupt nicht mit Tricks & Effekten mit irgendeinem Betrachter verbünden.
Meine Malerei war – bei allen Veränderungen, die sie im Laufe der zeit durchlief – immer nachvollziehbar für den Betrachter. Bei mir gab es nie einen artistischen Pinselschwung oder eine sich selbst feiernde Peinture (obwohl ich solche Dinge bei anderen, von mir sehr geschätzten Kollegen sehr mag. Wenn es nicht darum geht, nur einen Effekt zu zeigen). Alles immer sehr einfach & direkt. Damit ist vielleicht auch der folgende Vorwurf zu entschuldigen:
„[…] aber unsauber flächig von links nach rechts füllen kann ja wohl jeder.“
(Was bedeutet in dem Zusammenhang „unsauber“ – wieder der Versuch einer Wertung. Eine – für mich – nicht relevante Kategorisierung. Heißt das: „Du sollst nicht unsauber malen?“ oder: „Nur sauber gemalt ist schön gemalt?“ Das erinnert mich ein wenig an meine Kindergartenzeit: „Du darfst nicht über die schwarze Linie beim Anmalen kommen. Das ist überhaupt nicht schön!“)
„gut find ich, dass du oft etwas von den dunkler vogezeichneten umrissen stehen lässt.“
Dunkel vorgezeichnete Umrisse sind als gut? Wären demnach hell vorgezeichnete Umrisse schlecht? Oder gar keine Umrisse?
Wer sagt, dass die sog. dunkel vorgezeichneten Umrisse tatsächlich dunkel vorgezeichnete Umrisse sind? Möglicherweise sind es die Reste einer dunklen Untermalung & so das Ergebnis von mehreren Schichten, übereinander gemalt?
Malerei ist die Organisation von Farbe (Dreck plus Bindemittel) auf der Fläche. Sie kann ganz unterschiedlich daherkommen: Jackson Pollocks Drippings (kann ja wohl jeder), Dürers ausgefeilte Technik (kann wirklich nicht jeder), Cezannes Entdeckungen (ganz ohne Effekte, aber sehr effektiv – könnte aber fast jeder).
„ kann ja wohl jeder.“ – das ist nun wirklich das Schwachmatenurteil Nr. 1. Ein Totschlagurteil. Ein Lieschen-Müller-Urteil. Ein dummes, wirklich sehr dummes Urteil.
Natürlich könnte das (fast) jeder!
„ man erkennt dies auch an deiner handführung.“
Was erkennt man an meiner Handführung? Wer erkennt überhaupt, wie ich meine Hand führe? Wozu wollte man das erkennen?
Das verstehe ich leider nicht.
Vieles an diesem kurzen Versuch einer Kritik mutet bruchstückhaft, holprig an. Es fehlt ein gewisser Zusammenhang oder auch mal die ein oder andere Begründung.
Nicht falsch verstehen. Ich lege hier nur meine Sicht dar. Ich bin dankbar für solche Kommentare; über verschiedene Dinge kann ich mir Klarheit verschaffen, über manches kann ich neu nachdenken.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Klarheit schaffen …
Anonym
29. Mai 2009 @ 21:35
ich find alles ganz toll. aber mit den skizzen nimmst du es nicht ernst genug. auch die gemälde sind eher lieblos. nicht falsch verstehen, aber unsauber flächig von links nach rechts füllen kann ja wohl jeder.
gut find ich, dass du oft etwas von den dunkler vogezeichneten umrissen stehen lässt. außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass du ab und zu versuchst plastizität durch hell/dunkel effekte darzustellen. man erkennt dies auch an deiner handführung.
Armin
30. Mai 2009 @ 06:32
Sehr geehrter anonym,
vielen Dank für den Kommentar – ich werde versuchen, meine Sicht darzulegen.
Vorab noch ein Hinweis:
Mit der Kritik – sei es mit der wohl meinenden oder auch mit der Kritik des Schmähs & der Häme – halte ich es in aller Regel mit Paul Watzlawick.
Der sagt:
„Ich zeige jemandem ein Bild und frage ihn, ob es obzön sei. Wenn er mit „Ja” (oder „Nein”) antwortet, weiß ich etwas über ihn, aber nichts über das Bild.”
„ aber mit den skizzen nimmst du es nicht ernst genug.“?
Was mag dieser Vorwurf (als solchen begreife ich den Versuch dieser Kritik) tatsächlich meinen? Er erschließt sich mir nicht. Allein, dass ich einen Gegenstand für Wert erachte, zu skizzieren, zu zeichnen – ich ihn also Ernst nehme – zeigt ein Interesse meinerseits am Gegenstand. Eine Neugierde. Ein Verstehen wollen. Ein Begreifen wollen. All das findest Du auch in meinen Skizzen – wenn Du willst.
Ich tue das zunächst für mich. Skizzen sind für mich Untersuchungen, Notizen. Ich frage mich, wie die Welt funktioniert & versuche in der Skizze darauf eine Antwort zu finden.
Skizzen geben dem Betrachter die Möglichkeit eines Einblickes, wie ich die Welt wahrnehme und über sie denke – gleichzeitig geben sie ihm eine Möglichkeit, sich selbst wahrzunehmen.
Anders wie bei einer Addition von zwei Zahlen, bei der nur ein Ergebnis heraus-kommen kann, gibt es für die Bilder so viele Ergebnisse wie es Betrachter gibt –
anders wie bei der Addition ist das Ergebnis keinesfalls eine Lösung, es ist eine mögliche Variante.
Das obige Beispiel entstand im Staatstheater in Saarbrücken. Eingezwängt zwischen meinen Sitznachbarn zu meiner rechten & linken skizzierte ich – in der Dunkelheit – das verlorene Profil einer Balletttänzerin. Mich interessierte, wie sich der Kopf, aus der Dunkelheit der Raumes schälte & gleichzeitig mit dem Raum verschmolz.
Der stehende Mann auf der linken Seite kommentierte zwischen den Akten das Geschehen.
Beides also Skizzen von einer sich bewegenden Person – von einer sich ändernden Situation.
Oder um es etwas anders auszudrücken: Skizzen, die die Flüchtigkeit des Augenblickes festhalten wollen.
Möglicherweise ist es diese den Skizzen inhärente Flüchtigkeit, die bei Dir den Eindruck von Unernstigkeit weckt.
(Wie Ernst ich es tatsächlich mit den Skizzen meine, vermag nur der liebe Gott erkennen, denn nur er kann in mein Herzilein schauen)
Insofern trifft dieser Vorwurf nicht. Er sagt, um auf Paul Watzlawick zurückzukommen, möglicherweise etwas über Deine innere Befindlichkeit zum Zeitpunkt des Betrachtens aus – er sagt etwas über Deine Haltung zur Welt aus, ausgelöst durch meine Skizze.
Armin
30. Mai 2009 @ 06:33
„Lieblos.“
Was ist das für eine Kategorie? Genau wie liebevoll oder schön oder hässlich scheinen mir das keine geeigneten Begriffe zu sein, eine künstlerische Arbeit zu beschreiben. Auch hier verweise ich auf wieder auf Watzlawick.
Ein Bild kann nicht lieblos sein. Es kann auf Dich wie „lieblos gemacht“ wirken oder scheinen.
Ist etwa ein Baum lieblos? Ein Stein? Oder gar eine Landschaft?
„ außerdem ist mir positiv aufgefallen, dass du ab und zu versuchst plastizität durch hell/dunkel effekte darzustellen.“
Ich versuche nicht, „ plastizität“ durch „hell/dunke effekte“ darzustellen. Sowie ich überhaupt versuche, Effekte in meinen Bildern zu vermeiden. Vom Effekt ist es nicht weit bis zur Effekthascherei. Das ist ein leicht durchschaubarer, billiger Versuch, den Betrachter auf seine Seite zu locken. Aber das ist mir fremd. Ich male nicht für den Betrachter. ich male zuerst für mich & möchte mich überhaupt nicht mit Tricks & Effekten mit irgendeinem Betrachter verbünden.
Meine Malerei war – bei allen Veränderungen, die sie im Laufe der zeit durchlief – immer nachvollziehbar für den Betrachter. Bei mir gab es nie einen artistischen Pinselschwung oder eine sich selbst feiernde Peinture (obwohl ich solche Dinge bei anderen, von mir sehr geschätzten Kollegen sehr mag. Wenn es nicht darum geht, nur einen Effekt zu zeigen).
Alles immer sehr einfach & direkt. Damit ist vielleicht auch der folgende Vorwurf zu entschuldigen:
„[…] aber unsauber flächig von links nach rechts füllen kann ja wohl jeder.“
(Was bedeutet in dem Zusammenhang „unsauber“ – wieder der Versuch einer Wertung. Eine – für mich – nicht relevante Kategorisierung. Heißt das: „Du sollst nicht unsauber malen?“ oder: „Nur sauber gemalt ist schön gemalt?“ Das erinnert mich ein wenig an meine Kindergartenzeit: „Du darfst nicht über die schwarze Linie beim Anmalen kommen. Das ist überhaupt nicht schön!“)
„gut find ich, dass du oft etwas von den dunkler vogezeichneten umrissen stehen lässt.“
Dunkel vorgezeichnete Umrisse sind als gut? Wären demnach hell vorgezeichnete Umrisse schlecht? Oder gar keine Umrisse?
Wer sagt, dass die sog. dunkel vorgezeichneten Umrisse tatsächlich dunkel vorgezeichnete Umrisse sind? Möglicherweise sind es die Reste einer dunklen Untermalung & so das Ergebnis von mehreren Schichten, übereinander gemalt?
Malerei ist die Organisation von Farbe (Dreck plus Bindemittel) auf der Fläche. Sie kann ganz unterschiedlich daherkommen: Jackson Pollocks Drippings (kann ja wohl jeder), Dürers ausgefeilte Technik (kann wirklich nicht jeder), Cezannes Entdeckungen (ganz ohne Effekte, aber sehr effektiv – könnte aber fast jeder).
„ kann ja wohl jeder.“ – das ist nun wirklich das Schwachmatenurteil Nr. 1. Ein Totschlagurteil. Ein Lieschen-Müller-Urteil. Ein dummes, wirklich sehr dummes Urteil.
Natürlich könnte das (fast) jeder!
„ man erkennt dies auch an deiner handführung.“
Was erkennt man an meiner Handführung? Wer erkennt überhaupt, wie ich meine Hand führe? Wozu wollte man das erkennen?
Das verstehe ich leider nicht.
Vieles an diesem kurzen Versuch einer Kritik mutet bruchstückhaft, holprig an. Es fehlt ein gewisser Zusammenhang oder auch mal die ein oder andere Begründung.
Nicht falsch verstehen. Ich lege hier nur meine Sicht dar. Ich bin dankbar für solche Kommentare; über verschiedene Dinge kann ich mir Klarheit verschaffen, über manches kann ich neu nachdenken.
Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Klarheit schaffen …