kunst im öffentlichen Raum
Rammbock
Karl Prantl (Wien, Österreich), 1978
Sieben Stelen
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
Kaum waren die lebenserhaltenden Poller im Zuge der Erweiterung der Fußgängerzone hinter der Stadtgalerie am St. Johanner Markt weg, ging es der Skultur von Karl Prantl aus Österreich an den Kragen.
Hier kann man noch die verpollerte Version der Skuptur sehen.
Saalat
Endlich mal eine sinnvolle Nutzung des Platzes vor der Modernen Galerie. Oder handelt es sich etwa um eine temporäre Installation im Rahmen der Saalat?
Und nein: Ich empfinde sowohl den völlig verunglückten Platz als auch den fantasielosen & langweiligen Bau immer noch skandalös.
Hanns Schönecker rotiert bis heute in seinem Grab.
Band der Erinnerung
Im vergangenen Jahr wurde vor der Saarbrücker Synagoge das Denkmal „Band der Erinnerung“ eingeweiht.
Ein ca. fünfzehn Meter langes gewundendes Edelstahlband mit Namen und Geburtsdaten der fast zweitausend Juden, die im Saarland während des Holocausts ermordet wurden soll gleichzeitig erinnern & mahnen. Außerdem wurde die Fläche in „Platz der Erinnerung“ umbenannt. Die Sulptur wurde von der Künstlergruppe „Mannstein und Vill“ aus Berlin entworfen.
Sowohl der „Platz der Erinnerung“ als auch die Skulptur befinden sich auf dem Platz vor der Saarbrücker Synagoge am Beethovenplatz.
Allerdings stelle ich mir wieder mal die Frage, wie eine „Stadt“, wie wir alle mit Kunst in öffentlichen Räumen umgehen, wie wir sie wahrnehmen. Parkende Autos & unnötige E-Roller scheinen normaler Bestandteil dieses Mahnmals zu sein. Die Skulptur verstellt zwar nicht den Blick, aber mir ist der Blick auf die Skulptur verstellt. So wird aus dem „Platz der Erinnerung“ ein banaler Park- & Abstellplatz & die Skulptur verschwindet.
Ich bin stinksauer & empfinde das respektlos.
Wdh. Oliberius
Heinz Oliberius mal wieder. Routine; ich beschrieb es schon.
Anbei ein Artikel von Silvia Buss zu diesem Thema in der Saarbrücker Zeitung vom 23. Mai 2016. Bitte hier klicken.
Paul Schneider ist tot
Skulpturengruppe mit acht Steinen, 1978
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
Grauer Granit
Der saarländische Bildhauer Paul Schneider ist tot. Er starb bereits am 16. April.
Oliberius
Die Skulptur von Heinz Oliberius am St. Johanner Markt wurde wieder Opfer eines Wendemanövers. Routine; ich beschrieb es schon.
Anbei ein Artikel von Silvia Buss zu diesem Thema in der Saarbrücker Zeitung vom 23. Mai 2016. Bitte hier klicken.
2003 (Arbeitskammer)
links oben:
Ohne Titel, 2003
Acryl, Öl auf Leinwand, 70 x 70 cm
Hochformat Mitte:
Ohne Titel, 2003
Acryl, Öl auf Leinwand,
2 Teile, je 220 x 180 cm
gesamt 440 x 180 cm
rechtes Querformat:
Ohne Titel, 2003
Acryl, Öl auf Leinwand, ca. 85 x 240 cm
Säule im Raum:
Acryl auf Sichtbeton,
Durchmesser ca. 50 cm
Schon lange her – es war im Jahr 2003 – dass ich im Neubau des Informations- & Beratungszentrums der Arbeitskammer des Saarlandes im sog. „Haus der Beratung“, die Gestaltung einer Wand im Erdgeschoss übernehmen durfte. Das große Hochformat passte nur als Querformat in mein damaliges Atelier & genau so musste ich es auch malen. Und weil ich damals ein Atelier auf dem Speicher über unserer Mietwohnung hatte, musste ich das insgesamt über vier Meter hohe Bild zweiteilen, damit es durch unser Treppenhaus passte. Abends machte ich immer ein Zustandsfoto & guckte auf dem Rechner, wie & ob es denn als Hochformat funktioniert. Während der Malerei legte ich immer den Kopf schief & hatte öfter mal einen ziemlich steifen Nacken. Ursprünglich war eine Wandmalerei angedacht & geplant, die habe ich dann aber verworfen zugunsten der Leinwände. Einzig die Säule im Raum habe ich vor Ort bemalt.
Vor kurzem war ich – zum ersten Mal seit damals – wieder im Haus der Beratung. Ich war total überrascht; die Arbeiten wirken immer noch total frisch, sogar die Farben auf der Säule sind ohne Schäden. Da war ich anfangs nämlich skeptisch; ich hatte keine Erfahrung mit Acryl auf Sichtbeton.
Ich habe lange überlegt & geplant, in welchem Rhythmus, in welcher Höhe & mit welchen Abständen ich die unterschiedlichen Formate an der Wand verteile. In der Theorie kein Problem. Vor Ort sieht dann aber erfahrungsgemäß alles wieder ganz anders aus.
Eine Firma hat die Aufgabe übernommen, die Bilder nach meinen Plänen zu hängen. War nicht einfach, denn die beiden Hochformate mussten auf den Millimeter passen.
Hat alles geklappt! Hängt noch, als wäre es erst gestern passiert.
2005 (Mensa)
Ohne Titel, Nov. 2005
Acryl, Öl auf Leinwand, 70 x 250 cm
Ohne Titel, Nov. 2005
Acryl, Öl auf Leinwand, 70 x 250 cm
Ohne Titel, Nov. 2005
Acryl, Öl auf Leinwand, 70 x 250 cm
Die Bilder für die Mensa an der Hermann-Neuberger-Sportschule entstanden 2005. Sowohl die Räume als auch die Maße waren vorgegeben. Eine von mir vorgeschlagende Wandmalerei konnte aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert werden. Es blieb also bis auf Thema, Inhalt & Motive – da hatte ich absolut freie Hand – kaum Bewegungsspielraum. Das war zwar ein Kompromiss, aber in Anbetracht der gestalterischen Freiheit zu verschmerzen. ich durfte mich auf der Leinwand austoben.
Danke!
Meinen Dank an Michael Riedel. Meinen Dank dafür, dass er offensichtlich auch an mich gedacht hat. In mikroskopisch kleinen Teilen kann ich mich gelegentlich mit seinem Werk mit dieser trostlosen grauen Einöde voll & ganz identifizieren & mich daran erfreuen.
Korrektur
Sinep
Unbekannter Urheber, Zeichnung in Schnee auf Heckscheibe
Zeichnung in Schnee auf Heckscheibe
Unbekannter Urheber, 2019
Zeichnung in Schnee auf Heckscheibe
Es ist faszinierend. Zu allen Zeiten & immer wieder. Pimmelzeichnungen.
„Jede Penis-Zeichnung ist ein kleiner Akt der Rebellion.“
Weihnachtsbrunnen
Normalerweise ist das ein Brunnen. Aber zu Beginn der Kältezeit wird das Becken leergepumpt & mit Holzplatten abgedeckt; es fließt kein Wasser mehr bis zum Frühjahr. Nachvollziehbar & verständlich.
Der Freiburger Künstler Robert Schad entwarf dieses „Brunnenobjekt“ für die damals neu gestaltete Bahnhofstraße, welches am 23. Juli 1999 eingeweiht wurde. Mir persönlich hat das „Brunnenobjekt“ nie gefallen. Die orthogonale Ausrichtung des Beckens ist konventionell & langweilig. Die Stahlobjekte können sich weder gegen die umliegende Architektur noch gegen die Platanen im Umfeld behaupten. Das Ensemble wirkt anämisch. Einzig wenn das Wasser in unregelmäßigen Abständen „tost & braust“, kommt ein wenig Leben in die Bude.
“Nach den Vorstellungen des Freiburger Künstlers Robert Schad soll mit dem Brunnen ein Ort des Erlebens geschaffen werden, der in dieser Art noch nie und nirgends zu sehen war. So sah es auch das Preisgericht des Kunstwettbewerbes „Brunnen Bahnhofstraße“ …“
„ … ein Ort des Erlebens, der in dieser Art noch nie und nirgends zu sehen war …“
Nunja, viel Verheißung, wenig dahinter. Ein aus meiner Sicht etwas schlaffes Objekt in einer stinklangweiligen, austauschbaren Einkaufsmeile, die so leider überall in dieser Art zu sehen ist; eingezwängt zwischen DM, TKmaxx, H&M & Fischbrötchen.
Auf der Seite des Institutes für aktuelle Kunst ist zu lesen:
„Das niedere, viereckige Brunnenbecken lädt die Kleinen zum gefahrlosen Spiel, während der Wasserfall und die aus der Stahlplastik sprudelnde Gischt den auf Bänken ausruhenden Passanten akustisch und optisch eine Abwechslung zu den Geräuschen der Stadt bieten. Die markante, dabei leicht und filigran wirkende Brunnenplastik, eine räumliche Figuration, ist aus hohlem Vierkantedelstahl geschmiedet.So halten zwei schlanke Bündel aus geknickten Elementen eine schmale Fläche, über die sich eine Wasserwand in das Brunnenbecken ergießt. Eine aufwendige, fein abgestimmte Brunnentechnik steuert die vom Künstler komponierte Choreographie des Wasserspiels. Der Brunnen lebt von den gegensätzlichen Eigenschaften der Materien: Hier der feste, aber leicht wirkende Stahl, dort das in seiner Anmutung mal leicht, mal als Naturgewalt (Wasserfall) inszenierte Wasser.
Furchtbares Geplapper aus der Unterwelt des Marketingsprechs. So weit, nicht so gut.
Man mag zu den Arbeiten von Robert Schad stehen wie man will – aber: kann diese weihnachtliche Geschmacksverirrung im Rahmen des Saarbrücker Christkindl-Marktes wirklich im Sinne des Künstlers gewesen sein?
Mitnichten
Nein, ich finde es immer noch nicht ganz hervorragend, das größte öffentliche Kunstwerk aller Zeiten im Saarland. Ich mag mich einfach nicht dafür erwärmen.
Unwirklich
Im Umfeld des neuen Pavillons lädt Michael Riedels nicht zu übersehende, großräumige Installation den geneigten Betrachter immer wieder ein („… es dürfte das größte öffentliche Kunstwerk aller Zeiten im Saarland sein.“), sich sinnstiftende Gedanken über Gott & die Welt & das große Ganze zu machen. Oder neue Bezüge & Zusammenhänge zu finden.
Aber je länger ich darüber nachdenke – ich bin ja täglich mit dem Werk konfrontiert – empfinde ich einen Abnutzungseffekt. Oder anders gesagt: ich finde das Werk schlecht. Große zubetonierte Flächen mit Buchstaben, die mit der Zeit zu Mustern & unterschiedlichen Grauwerten verschwimmen, versiegelter Boden, verschenkter Raum & Zugangs- & Durchgangsfläche für Fußgänger: Zum Museum, zur Musikhochschule, zur Saar. Weder Platz noch Weg. Ein graues Nichts. Eine uninspirierte Fläche ohne Tiefe & ohne Tiefgang.
Vielleicht zu sehr Design denn eine wirkliche ästhetische Zumutung. Ästhetische Zumutungen, Provokationen im öffentlichen Raum finde ich nämlich gut. Wenn sie klug gedacht & gut gemacht sind. Wann hat je in den letzten Jahren ein Werk in Saarbrücken provoziert? Wann hat man den Bürgern das letzte Mal wirklich etwas zugemutet? Also künstlerisch, ästhetisch. Keine Möblierung, keine Dekoration, keine Aufhübschung, kein Design, sondern irgendein Störfaktor, irgendein ein fremdartiges Ding, über das wir uns aufregen können. Nicht weil es schlecht ist, im Gegenteil! Weil einfach da ist & mich fertig macht, weil es mir den Blutdruck hochtreibt & mich täglich herausfordert, weil es zum Nachdenken anregt & einfach nur klug & gut ist.
Wie so oft bei konzeptioneller Kunst finde ich die Idee & ihre Beschreibung besser als die Umsetzung.
Vielleicht tue ich Herrn Riedel unrecht, ich habe durchaus Respekt vor seiner Arbeit, andernorts.
Aber hier macht sich – aus meiner Sicht – eine gewisse graue Langeweile breit. Einzig das Wort „Museum“ prangt immer wieder unterschiedlich groß & breit aus dem Fließext. Damit auch wirklich jeder kapiert, womit er es hier zu tun hat. In der sommerlichen Hitze heizen sich diese Platten mit Sicherheit bis zur Unerträglichkeit auf. Dann wünscht man sich wahrscheinlich mehr Schatten spendende, kühlende Bäume zum mittlerweile warmen Bier, nachdem man kurz zuvor sein Grillsteak auf dem heißen Stein durchgegart hat.
Wie zeitgemäß ist das eigentlich? Unter ökologischen Gesichtspunkten? Welche Aufenthaltsqualitäten bietet eigentlich dieser komplett verunglückte Platz mit dem noch verunglückteren Eingangsbereich zum Museum sonst noch? Ich sehe da keine.
Am Museumsbau vorbei, in ost-südlicher Richtung, paralell zur Bismarkstraße, breitet sich die alltägliche Begrausamung weiter aus. Hier spendet der alte Schönecker-Bau wenigstens in den Abendstunden Schatten. Aber ansonsten: Null Aufenthaltsqualität, reizlos für das Auge, langweilig.
Überhaupt: Der Eingangsbreich des Museums. Völlig verplant & mickrig; im Sommer wird der geneigte Besucher zum Spießrutenlauf zwischen Tischen, Stühlen & Sonnenschirmen des Cafés gezwungen. Der alte Eingang ist der neue Eingang. (Wer hier ein Café betreiben will, möchte sicherlich einmal im Leben einen Konkurs hinlegen). Stiefmütterlich, verschämt & versteckt, von der Straße kaum einsehbar (sowohl Café als auch der Eingang).
Wo keine Typoplatten an der Fassade des neuen Pavillons hängen, ist der Bau in einem undefinierbaren, langweiligen Braun grob verputzt. Kackbraun. Meinetwegen auch Dunkelwarmgrau. Von wem stammt eigentlich diese Entscheidung?
Ich plädierte ja seinerzeit schon immer für rosa. Wegen mir auch Magenta. Warum denn nicht? Rosa passt immer! Dazu die grauen Platten – aus meiner Sicht wäre das plötzlich ein Augenschmaus. Und für jeden Museumsschriftzug hätte ich eine Eiche im irgendwo im näheren Umfeld gepflanzt. Oder wenigstens eine Yucca-Palme.
Aber mich fragt ja keiner, auf mich hört ja keiner.
Dann müssen wir eben jetzt damit leben, mit dem größten öffentlichen Kunstwerk aller Zeiten im Saarland.
Sind ja nur Steine – Baustelle
Im Rahmen der Saarbrücker Innenstadtsanierung in den 1970er Jahren wurde eine Fußgängerzone um den St. Johanner Markt errichtet, die am 01. Mai 1979 eingeweiht wurde. Auf der Grundlage des Gestaltungsrahmenplanes entwarfen Künstler und Architekten der Arbeitsgemeinschaft Fußgängerbereich Saarbrücken (AFS), die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler e.V. (ABK) enthielt, die technische, gestalterische und künstlerische Detailplanung, in der mehrere Kunstobjekte […] vorgesehen waren.
Eine Baustelle rund um den Stein von Milena Lah aus Zagreb. Ich finde das Vorgehen sowohl der ausführenden Arbeiter als auch der Verantwortlichen Planer respektlos. Man hätte dieses Werk im Vorfeld der Bauarbeiten schützen können.
Aber wozu? Ist ja nur ein Stein.
Gaia
Die „Große Gaia“ von Matschinsky-Denninghoff am neuen Museumspavillon in Saarbrücken. Leider verstellt durch einen Laternenmast. Ein Fauxpass.
Aber das ist ja auch kein Wunder. Der komplette Museumsneubau ist ein einziger Fauxpas. Ein scheiß langweiliger Fauxpas. Ein scheiß langweiliges Bild kann man übermalen. So was passiert. Aber dieses scheiß langweilige Fauxpas-Museum kann man nicht einfach mal übermalen.
Scheißen!
Kalte Reste
Der schönste Tag im alten Jahr: Das Hüttendorf am St. Johanner Markt ist abgebaut. Weihnachten kann losgehen. Die vereinzelten Bretter fügen sich harmonisch in das Ensemble ein, zusammengehalten vom Regen. Ich hätte nichts dagegen, blieben sie dauerhaft.
Rammbock
Was hier am Boden liegt, ist eine Skulptur von Thomas Wojciechowicz. Vermutlich umgefahren im Zuge der Aufbauarbeiten rund um das Hüttendorf, genannt Christkindlmarkt.
Die Steinskulpturen rund um den St. Johanner Markt werden eigentlich immer mal wieder umgemäht; das ist hier eigentlich nichts besonderes. Routine. Die Skulptur von Heinz Oliberius, bei dem ich einst einge Semester zeichnete, wird pro Jahr mindestens zwei- bis dreimal Opfer unaufmerksamer Wendemanöver.
Anbei ein Artikel von Silvia Buss in der Saarbrücker Zeitung vom 23. Mai 2016. Bitte hier klicken.
Rebellion
23. Januar 2014
Saarbücken, Kaiserstaße
Unbekannter Urheber
7. Januar 2015
Zeichnung in einer Druckgrafik, Nantes, Frankreich in einem Hotelzimmer
Unbekannter Urheber
6. Februar 2015
Unterseite eines Stuhls, HBK Saar
Unbekannter Urheber
21. Januar 2017
Saarbrücken, Siemensgebäude
Unbekannter Urheber
15. Juli 2017
Kaiserslautern, Stromkasten
Unbekannter Urheber
12. November 2017
Saarbrücken, Rosenstraße
„Ich habe eine Orange geschält.“
„Jede Penis-Zeichnung ist ein kleiner Akt der Rebellion.“
Münster
Die Skulptur Projekte Münster 2017. Drei Tage an der nicht immer frischen Luft. Sommer, Sonne, Fahrrad fahren. Viel Zeit damit verbringen, sog. Skulpturen zu suchen. Nicht immer einfach zu finden. Manchmal ist man ein wenig ratlos. Nicht alles erschließt sich allein durch Betrachtung. Konzeptkunst. Man muss die Konzepte lesen. Die Konzepte sind oft das Papier nicht wert. Manchmal aber auch spannender als die Umsetzung.
Übers Wasser bin ich nicht gegangen. Aber ich habe lange da gesessen, am Ufer, & Leute dabei beobachtet, wie sie mit großen, leuchtenden Augen verwundert „über“ das trübe Wasser gingen, eher durch das seichte, knietiefe Wasser wateten, meistens lächelnd, lachend, irgendwie glücklich & sich dabei bewegten, als hätten sie die Fortbewegungsart des Gehens gerade erst für sich entdeckt: Etwas unsicher, zögerlich & vor allem aber die eigenen Schritte & die der anderen unentwegt dokumentierend mit dem Handy oder einer Kamera & ab damit, mit dem Foto oder dem Film, hoch ins Netz, in die Cloud.
Den Brunnen von Nicole Eisenmann fand ich lustig. Allerdings war die Wiese rundrum schon zertrampelt & außerdem war er immer umringt von Menschen wie uns. Kunsttouristen halt.
Gregor Schneiders Räume waren überraschend. Allerdings durfte man sie nur einzeln betreten, deswegen stand man eineinhalb Stunden in der Schlange. Und natürlich ist das auch keine Skulptur. Es ist ein Gag. Einmal sehen & verstehen reicht dann auch. Wie die meisten Gags wird die Arbeit durch die Wiederholung wahrscheinlich nicht besser & auch nicht überraschender. Unter anderem dies unterscheidet Gags dieser Art wahrscheinlich auch von Malern wie Vermeer, Velázquez oder auch Munch. Deren Bilder erschöpfen sich nicht in Gags, sie ermüden nicht & werden, je länger ich lebe, immer besser, großartiger, schöner.
Vielleicht werde ich zu einem späteren Zeitpunkt näher darauf eingehen.
Es war trotzdem schön.
Entwurf
Während der Kaffeepause in der Gemeinschaftsküche des Atelierhauses entwarf ich dieses Modell eines Objektes zur Gestaltung einer Verkehrsinsel im Großraum Saarbrücken.
Entwurf
Während der Mittagspause in der Gemeinschaftsküche des Atelierhauses entstand dieses Modell einer Skulptur zur Gestaltung einer Verkehrsinsel irgendwo im Großraum Saarbrücken.
Centerjob
Ohne Titel, 2015
Alkydharz auf Aludibond, 100 x 80 cm
Heute Morgen kurzfristig drei Bilder im Jobcenter umgehängt. Verrückterweise sollten die Arbeiten nämlich installiert werden, bevor die Behörde mit Sack & Pack Einzug hält. Zuerst war ich skeptisch, aber für Situationen wie oben bin ich dann dankbar. Erst das Bild, dann der Ficus benjamina mit dem Sitzmöbel. Eine subtile Collaboration mit der Innenausstatterin. Ausgerechnet mit meinem Selbstporträt. Das ist so schön!
Fingerzeig
Frau Nahles ist die Chefin. Sozusagen. Sie hängt ganz oben, im dritten Stock (wo auch mein Selbstporträt hängt).
Der Gedanke ist nicht frei von Ironie.
Sinnbild
Ohne Titel, 2015
Öl, Alkydharz auf Alidibond, 120 x 100 cm
Seit ein paar Tagen hängen die Bilder im Jobcenter. Das Projekt ist abgeschlossen. Momentan existieren leider nur ein paar verwackelte, aus der Hüfte geschossene Dokumentationsfotos vom Aufbau – so auch der ruhende Bergmann oben.
Eine ausführliche Dokumentation folgt.
Irgendwann.
Wenn ich wieder eine gewisse Ordnung in mein Leben gebracht habe.
Centerjob
Je ohne Titel, 2015
Öl & Alcydharz auf Dibond, unterschiedliche Formate (120 x 100 cm bis 30 x 40 cm)
Schnell noch die meisten Bilder nach dem Hängen fotogfiert – mehr schlecht als recht. Im Atelier war keine Zeit mehr, im Jobcenter ist das Licht leider suboptimal. Irgendwann hole ich das nach. Oder auch nicht. Ja, eher nicht.
Temp. soz. Plast.
Saarbrücken. Irgendwo am St. Johanner Markt.
Ein Beispiel für temporäre soziale Plastik.
Saarbrücken & Nantes sind übrigens Partnerstädte. Jumelage heißt das en français.
Bubblegum-Painting
Das Bubblegum-Dripping vorm Eingang des Primark in Saarbrücken.
Ein Work in Progress. Gemacht von ganz ganz vielen Menschen. In Saarbrücken findet man überall Kaugummiflecken. Aber vorm Eingang des Primarks tritt dieses Phänomen dermaßen gehäuft auf wie sonst nirgends in der Stadt.
Die Unesco sollte es aufnehmen in ihre Welterbeliste. Vielleicht wird es auch outgesourcter Bestandteil der nächsten Documenta.
Ich weiß nicht, ob sich die Menschen vorm Betreten oder nach dem Besuch ihrer Kaugummis entledigen. Oder ob besonders viele Menschen nur zufällig im Vorbeigehen ihre Kaugummis gerade hier ausspucken.
Es ist auf alle Fälle ein Zeichen. Es ist auffällig. Es ist nicht schön.
Es ist Kunst.
Kreise zeichnen
Mercedes-Sprinter-Zeichnung. Saarbrücken, entstanden am 30. Januar auf dem Parkplatz vorm E-Haus.
Mercedes-Sprinter-Zeichnung. Saarbrücken, entstanden am 31. Januar auf dem Parkplatz hinterm KuBa.
In Ermangelung eines Skizzenbuches zeichnete ich vor einigen Tagen während zweier Kunsttransporte mit einem Mercedes-Sprinter Kreise in den Schnee auf dem Parkpaltz hinterm KuBa. Die Zeichnungen sind mittlerweile nicht mehr zu sehen. Temporär & ephemer. Wie man so sagt.
Beispiele sozialer Plastik in Nantes
Wenn auch nur temporär, aber trotzdem ein durchaus gelungenes Beispiel für die praktische Anwendung des beuysschen Gedankens der sozialen Plastik:
Bürger gestalten ihre Stadt.
Findet man bestimmt nicht nur in Nantes.
Was ist eigentlich das Gegenteil von sozialer Plastik? Unsoziale Plastik? Asoziale Plastik? Antisoziale Plastik?
Such die Kunst!
Auch in Nantes pflegt man einen ähnlichen Umgang mit der Kunst im öffentlichen Raum wie in Saarbrücken.
Such die Kunst!
Jean Marie Mauclet (Nancy, Frankreich), 1978
Grauer Granit (Fichtelgebirge)
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
Karl Prantl (Wien, Österreich), 1978
Sieben Stelen
(Internationales Bildhauersymposion St. Johann)
In der Tat eine großartige Idee, die seinerzeit ins Leben gerufen & umgesetzt wurde. Kunst besetzt den öffentlichen Raum. Aber mittlerweile haben einige Werke von damals kongeniale, installative Erweiterungen erfahren. In aller Stille. Der öffentliche Raum, die Stadt oder auch Wirte angrenzender Lokalitäten besetzen & verändern die Kunst & ihre ursprüngliche Intention. Mülleimer, Kneipenbestuhlung, Poller, Absperrpfosten & anderes Mobiliar stehen einträchtig neben den Werken von damals, die auf diese Weise leise aus der Wahrnehmung & dem Bewusstsein verschwinden.
Ein gelungenes Beispiel für den Umgang, die Akzeptanz & überhaupt, ja, die völlige Assimilation von Kunst in öffentlichen Räumen in unserer Gesellschaft, wie ich finde.