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Zwischenstand: Unendliche Geschichten III
Ohne Titel, 2010
Öl auf Leinwand, 180 x 220 cm
Mit dieser Arbeit fing es eigentlich an. Plötzlich tauchte diese weiße Gestalt in der Mitte des Bildraumes auf. Und blieb da stehen.
Auch nach ein paar Wochen stand sie noch immer auf dem selben Platz in der Wiese.
Möglicherweise war es das Sommerlicht, was jetzt den Impuls zur Arbeit an dem großen Bild auslöste. Dieses flirrende, flimmernde, scharfe Licht. Hochsommerlicht. Das Foto zur Arbeit entstand nämlich vor zwei Jahren im Garten in Ensheim & war damals Anlass für eine kleine Serie von Bildern & Zeichnungen.
Fotografien nutzte ich ja schon länger für meine Arbeit. Sie waren eine Zeit lang Rohstoff für meine „Bildcollagen“. Figuren löste ich aus ihren Zusammenhängen & Räumen heraus & ordnete sie neu in meinen Farbräumen.
Es entstanden neue Geschichten. Aber auf die Dauer war das sehr mühsam. Ich wollte einfach keine Geschichten mehr erfinden. Geschichten erzählen sich ja fast von selbst. Auch ich bin ja Teil einer Geschichte, ohne dass ich all zu viel Einfluss auf das Drehbuch & die Ereignisse habe.
Eine einfache Idee: Eine Figur im Raum – muss man erst mal drauf kommen. Das ist ein durchaus tragfähiges Konzept.
Einstieg
Ohne Titel („Ereignis“), 2010
Öl, Bleistift auf Papier, geklebt; 36,4 x 42 cm
Privatbesitz
Ohne Titel („Line“), 2010
Öl, Bleistift auf Papier, 29,7 x 42 cm
Ein neues Atelier ist merkwürdig. Es fehlen Farbe & Nagellöcher an Wänden, es fehlt die Farbe auf dem Fußboden.
Morgen schmeiß‘ ich einen Eimer mit Farbe um.
Hachja …!
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 21 x 29,7 cm
Mitte September (18.09.2009, 18:39:39 Uhr) diesen Jahres am Staden. Höhe Ulanenpavillon. Ich bin gerade ein wenig sentimental; deswegen diese Reminiszenz an den frühen Herbst.
So schön kann Saarbrücken sein.
Familiengeschichten
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Außerdem: habe ich eine alte Leinwand mit Schleifklotz & Schmirgelpapier bearbeitet. Danach mit einer Mischung aus Titanweiß, Lein- & Terpentinöl sowie Dammar überpinselt.
Zwei Anläufe, dem so vorbereiteten Malgrund jeweils ein Bild zu entlocken, scheiterten.
Wahrscheinlich das falsche Motiv. Wahrscheinlich gar keins. Egal. Als hätte ich nie gemalt.
Leider habe ich keine Katze.
Es war aber auch keine Küche.
Richtige Vorlage
Ohne Titel („Line – von Terminator beeinflusst“), 2009
Öl auf Leinwand, 40 x 50 cm
Unendliche Geschichten …
Ohne Titel, 2006/2008
Öl auf Leinwand, 40 x 61 cm
Privatbesitz
Immer & immer wieder übermalen – manche Bilder werden einfach nie fertig. Vom Porträt als Pirat mit zwei Töchtern zum Häschen zum Gartenbild …
Dieses Bild ließ ich in genau diesem Zustand. Das Abendessen war fertig, ich musste gezwungenermaßen aufhören. Am nächsten Morgen dann diese weiße, eigentlich unfertige Gestalt. Und der ganze unfertige Rest. Wunderbar! Eine gute Ausgangsbasis für kommende Bilder!
Glück
Ohne Titel, 2008
Öl auf Leinwand über Karton, 29,5 x 23,5 cm
„Der Mann, der gesagt hat: „Ich hätte lieber Glück als Talent“, hat tiefe Lebensweisheit bewiesen: Man will nicht wahr haben, wie viel im Leben vom Glück abhängt.
Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. […]
Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) in Match Point
Sonntags-Gedanken
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Öl auf Papier, 30 x 24 cm
Den ersten Eintrag auf dieser Plattform machte ich am 9. August 2007. Mittlerweile hier zu finden. Davor war ich ungefähr ein Jahr lang hier.
Für eine Serie von Arbeiten suchte ich einen Präsentationsraum außerhalb meiner (mittlerweile nicht mehr exitierenden) Webseite & stieß über einen Artikel in der Zeit auf das mir damals unbekannte Phänomen „Blog“.
Ich stellte ein paar Wochen lang fast täglich eine Arbeit ins Netz.
Eigenartig, die Verbindung von Überschrift & Bild & Bild & Text & Link & den ganzen anderen Möglichkeiten, die ich nicht nutze, weil es so uferlos erscheint & man selbst so begrenzt ist & ich blieb bei dieser merkwürdigen Angewohnheit, mich weiterhin fast täglich auf diese Weise zu äußern.
Es ist ein Teil meiner alltäglichen Beschäftigungen geworden wie Essen, Trinken, Verdauen, das Malen & Zeichnen & der ganze andere erfreuliche oder unangenehme Rest meines Lebens.
Allerdings stehe ich noch am Anfang.
Das Blog verfolgt keinen Zweck. Es verfolgt kein Ziel. Es ist einfach da.
Wenn ich auch anfangs einen Beweggrund hatte, nämlich den, der Dokumentation, so habe ich diese Motivation mittlerweile aus den Augen verloren. Möglicherweise dokumentiert es mittlerweile eher den Prozess einer Suche, einer Suche nach Bildern; es dokumentiert vielleicht auch eine Entwicklung meiner Arbeit, es macht Veränderungen, Brüche & auch das Gescheiterte sichtbar.
Andererseits dokumentiert es auch, dass ich überhaupt arbeite. Und natürlich auch, an was ich gerade arbeite. Es dokumentiert, dass da irgendwo jemand sitzt der irgendetwas tut.
So gesehen ist es ein Beleg meiner täglichen Arbeit, was wiederum auch ein Zweck sein könnte, aber das ist nicht mein Anliegen.
Einige Arbeiten sind möglicherweise von allgemeinem Interesse, andere sind sehr persönlich. Daraus könnte man schließen, dass es das ein oder andere über mich & meine inneren Befindlichkeiten zu erfahren gibt. Das könnte durchaus sein – es ist sogar sehr wahrscheinlich – war aber auch nicht der Zweck.
Manchmal schreibe ich auch ein paar Zeilen. Zweckfrei. Durch den Kopf geschossenes.
Ich tue es einfach. Was sollte es gebracht haben? Ich weiß es nicht.
Auf alle Fälle macht es die Suche nach (zu malenden & zu zeichnenden) Bildern nicht einfacher.
Möglicherweise hat es etwas verändert – meine Sicht auf meine Arbeit oder die Sicht anderer auf meine Arbeit.
Möglicherweise bringt es dem ein oder anderen Besucher etwas, manche sind ja regelrechte Wiederholungstäter.
Es ist zu früh, eine Bilanz zu ziehen; ich stehe ja noch am Anfang …
Im kath. Kindergarten-Garten II
Ohne Titel („Line im Garten“), 2008
Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 42 cm
In den Ferien & am Wochenende dürfen wir das Gelände des katholischen Kindergartens – mit wenigen Einschränkungen – nutzen; was wir leider selten tun, aufgrund der wenigen Einschränkungen. Manchmal spielen die Kinder im Sand. Oder wir sitzen alle abends da & essen. Oder trinken eine Flasche Wein. Oder wir frühstücken. Leider ist morgens meistens der Hausmeister da; der will uns einschränken. Hausmeister tun das.
Man darf Ihre Ordnung nicht stören.
Gelegentlich zeichne ich da auch. Überhaupt Landschaft. Auch so ein Thema. Muss da eigentlich immer schönes Wetter sein?
Ich bin kein Fan von Grillfleisch. Das macht vieles erträglicher.
Nachtrag:
K.: „Guck mal, wie der Schatten nach mir greift!“
Verfluchter Wandel!
Ohne Titel, 2008
Bleistift, Markertuscheverunreinigungen auf Papier, 29,7 x 21 cm
Missionieren im Business
Künstler (K.) im Gespräch mit dem Leiter oder der Leiterin (L.) einer kleinen kommunalen oder städtischen Galerie irgendwo in der deutschen Provinz (so oder so ähnlich):
L.: […] K.! Ich freue mich, dass Sie in unseren schönen Räumen ausstellen werden […]
Falls Sie jemanden kennen, der ein paar Worte über Ihre Arbeit verlieren kann – kein Problem. Dafür stellen wir ein Honorar von 200 Euro zur Verfügung.
In aller Regel bieten wir hier während der Vernissage Musikern aus der Region die Gelegenheit, ein bisschen Geld zu verdienen – 300 Euro – zwischen den Ansprachen & im Anschluss an die Eröffnung, so ein bisschen Hintergrundmusik als musikalische Untermalung. Das letzte Mal hatten wir zwei Jazzer; wenn Sie möchten, stelle ich gerne den Kontakt her …
K. hasst Hintergrundmusik – egal ob im Fahrstuhl oder im Baumarkt. Er hasst musikalische Untermalungen oder auch musikalische Umrahmungen, ganz besonders während seiner Vernissagen. Mit einem betretenen Lächeln stellt man sich lauschend & denkt aber an ganz & gar Unwichtiges oder guckt sich die Gesichter der Gäste an.
Eine Ausstellungseröffnung bedeutet Anspannung, Konzentration, Akquise, anstrengende Gespräche mit wichtigen (selten) oder sich wichtig gebärdenden („Wissen Sie, ich male ja auch …“) Menschen. Am Ende ist man betrunken & einen Tag später hat man einen Schädel vom meistens eher schlechten Weißwein. Wer braucht da eine gut gemeinte musikalische Untermalungen oder -rahmungen?
K.: Mmh – wie sieht es aus mit den Transportkosten? Wenn ich die großen Arbeiten ausstelle, brauche ich einen Leihwagen – Hasenkamp kommt ja wohl nicht in Frage – hin & zurück plus Spritkosten komme ich da mindestens auf 500 – 600 Euro …
L.: Bei uns übernimmt der Künstler den Transport. Einen Etat dafür haben wir bis jetzt noch nicht vorgesehen. Hat bis jetzt immer funktioniert …
K. (überlegt eine Weile): Vorschlag: Ich verliere ein paar Worte über meine Arbeit & zwischendurch musiziere ich. Das ersetzt zwar nicht die Transportkosten, da ich ja dann ausschließlich für meine Leistungen als Redner & Musiker bezahlt werde. Aber es würde meine Kosten etwas reduzieren…
L.: Wunderbar! Sie machen Musik? Das wusste ich nicht! Welches Instrument spielen Sie denn? Beziehen Sie sich da auf Ihre Arbeit?
K.: Ich spiele kein Instrument. Aber ich könnte etwas singen.
K. schießt gerade Tevjes Song: „Wenn ich einmal reich wär’ …“ aus „Anatevka“ durch den Kopf; banal, schließlich geht es doch hier um Höheres, es geht um die Kunst …
L.: Der Künstler singt selbst? Eine Performance?
K.: Nein, auch keine Performance; aber für die 200 Euro würde ich hier sozusagen debutieren …
L. runzelt die Stirn …
K.: Sehen Sie ’s mal so: Noch vor der Ausstellungseröffnung haben doch schon eine Menge Leute an & mit meiner Arbeit Geld verdient:
Der Drucker/Grafiker, der für Einladungskarte & vielleicht ein Plakat zuständig ist, Ihr Webdesigner, der Getränkehändler, der Winzer, der Catering-Service, die Versicherung für meine Arbeiten – sofern Sie eine abschließen, der Hausmeister, der mich beim Hängen der Arbeiten unterstützt, Sie, als verantwortliche kommunale Angestellte, die die Ausstellungen kuratiert & organisiert, das Unternehmen, das meinen Leihwagen stellt, die Tankstelle, an der ich den Leihwagen betanke, die für die musikalische Umrahmung der Vernissage verantwortlichen Musiker, der/die Laudator, Laudatorin, der Fotograf & der Schreiber für die regionale Presse, die Putzfrau, die Aufsicht & eine Unzahl emsiger, fleißiger Menschen, deren Dienste wir vor & während der Ausstellung in Anspruch nehmen werden.
Wenn ich für die musikalische Untermalung sorge, klingelt es mit jedem Takt zur Abwechslung auch in meinem Portemonnaie & das Geld für ein paar verlorene Worte könnte ich gut gebrauchen, um die Übernachtung im Hotel zu zahlen …
L.: Aber vielleicht verkaufen Sie ja was …
Es folgt eine kleine Pause …
K.: Ich möchte nichts verkaufen. Ich möchte lediglich ein Honorar für meine Leistungen. Der Transport geht ja nach wie vor auf meine Kosten – von den 500 Euro Honorar für Musik & Rede kann ich weder den Leihwagen noch das Benzin vollständig bezahlen …
L. (immer noch leise): Ehrlich gesagt, darüber haben wir uns hier noch nie Gedanken gemacht.
Mein Vorschlag: Sie erzählen den Besuchern ein bisschen was über Ihre Arbeit & wir verzichten auf Ihr musikalisches Debut. Dafür geben wir Ihnen die 500 Euro & Sie leihen dafür ein großes Auto … ?
K. willigt ein. Er überlebt die Vernissage & wird sogar für seine verlorenen Worte gelobt. Das Publikum findet K.s Bilder sehr farbenfroh, aber problematisch: „Wer hängt sich denn so was übers Sofa?“
Die Transportkosten belaufen auf rund 600 Euro; L. zahlt auch die zusätzlichen Kosten inclusive Benzin.
Vier Wochen später baut K. die Ausstellung ab. Es war wirklich eine sehr schöne Ausstellung in sehr schönen Räumen. K. war mit einem Farbfoto in der Regionalzeitung.
Tatsächlich hat er eine kleine Arbeit verkauft.