Herr Keuner sah sich die Zeichnung seiner kleinen Nichte an. Sie stellte ein Huhn dar, das über einen Hof flog.
„Warum hat dein Huhn eigentlich drei Beine?“ fragte Herr Keuner.
„Hühner können doch nicht fliegen“, sagte die kleine Kuenstlerin,“ und darum brauchte ich ein drittes Bein zum Abstoßen.“
„Ich bin froh, dass ich gefragt habe“, sagte Herr Keuner.
(so oder so ähnlich nach Berthold Brecht …, frei zitiert oder nacherzählt von Herrn G. während des Gespräches, welches übrigens außerordentlich kurzweilig & erhellend war.)
Ohne Titel, August 2008
Öl auf Aludibond, 2 Teile
gesamt ca. 120 m x 4,40 m
Ateliersituation; Zwischenstand.
[Die zweite von sieben (möglicherweise acht?) Arbeiten auf Aludibond fürs Europa-Institut, an der Uni Saarbrücken]
[Vor einigen Wochen den Anrufbeantworter deaktiviert. Niemand hat sich bis jetzt beschwert. Also entbehrlich, das Ding.]
Manchmal habe ich den Eindruck, den deutschen Künstlern fehlt es gelegentlich an Selbstironie.
(Weiß man eigentlich über Selbstironie in der Konkreten Kunst?)
Vorgabe: vier Arbeiten werden in bereits vorhandene Vitrinen & Nischen installiert. Der Rest – unregelmäßig geschnittene Platten (ähnlich wie hier) – frei auf der Wand.
„Mr. President, you haven’t been golfing in recent years. Is that related to Iraq?“
„Yes, it really is. I don’t want some mom whose son may have recently died to see the Commander-in-Chief playing golf. I feel I owe it to the families to be as – – to be in solidarity as best I can with them. And I think playing golf during a war sends the wrong signal.“
Ohne Titel, 2008
schwarze Tinte, Skizzenbuch, ca. 19 x 23,5 cm (geschlossen), rechte Seite
Just in dem Moment, wo ein jüngeres Ehepaar mit Hund & Kinderwagen den großen Baum passierte (Ich wartete den Zeitpunkt ab, um H. den Größenvergleich Mensch – Baum besser verdeutlichen zu können), startete gegenüber am Flughafen Ensheim eine Maschine Richtung Osten.
[Kühe gab es auch – nicht im Bild zu sehen, weil ursprünglich & vor der Entstehung der großen-Baum-Zeichnung weiter rechts, außerhalb der Formates grasend – ein ganzes Rudel, vielleicht fünfzehn, siebzehn Stück, schwarz-weiß & braun-weiß; die schwarz-weißen sehr mager; die braun-weißen mit riesigen Eutern – schöne Motive halt.]
Aber anstatt Kühe zu zeichnen machte ich mir zunächst mit H. am elektrischen Zaun Gedanken über das Leben der Kühe im Allgemeinen (H.: „… ich wäre lieber eine Fledermaus.“), was anscheinend die Neugierde der Tiere weckte. Nach & nach schlenderten – eher: wankten – die Tiere wiederkäuend & unter Gebrüll zu uns an den Zaun & glotzten uns an – was H. allerdings große Angst machte.
Die Situation wurde unheimlich – ja, fast bedrohlich, weil sich von Osten her sehr schnell der Himmel über der Weide verdunkelte.
Wir entfernten uns eilig.
Hundert Meter weiter setzten wir uns auf eine freundliche Bank & beobachteten die Lage aus sicherer Entfernung.
Eine männliche Person in schweren, schwarzen Gummistiefeln näherte sich dem Kuh-Rudel, öffnete den elektrischen Zaun & trieb die Tiere zum entfernt gelegenen Hof.
Der große Baum blieb allein zurück.
Aus diesem Grund zeichneten wir gestern keine Kühe, sondern den goßen Baum.
Blick aus dem westlichen Dachfenster in den Garten des katholischen Pfarrhauses; tatsächlich aber war es – entgegen der Kameradaten 2008-01-21T03:17:42+2:00 – erstens vorgestern & zweitens bereits ca. 16:30 Uhr.
Ohne Titel, 2006/2008
Öl auf Leinwand, 40 x 61 cm
Privatbesitz
Immer & immer wieder übermalen – manche Bilder werden einfach nie fertig. Vom Porträt als Pirat mit zwei Töchtern zum Häschen zum Gartenbild …
Dieses Bild ließ ich in genau diesem Zustand. Das Abendessen war fertig, ich musste gezwungenermaßen aufhören. Am nächsten Morgen dann diese weiße, eigentlich unfertige Gestalt. Und der ganze unfertige Rest. Wunderbar! Eine gute Ausgangsbasis für kommende Bilder!
Ohne Titel, 2008
Öl auf Leinwand über Karton, 29,5 x 23,5 cm
„Der Mann, der gesagt hat: „Ich hätte lieber Glück als Talent“, hat tiefe Lebensweisheit bewiesen: Man will nicht wahr haben, wie viel im Leben vom Glück abhängt.
Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. […]
Für eine Serie von Arbeiten suchte ich einen Präsentationsraum außerhalb meiner (mittlerweile nicht mehr exitierenden) Webseite & stieß über einen Artikel in der Zeit auf das mir damals unbekannte Phänomen „Blog“.
Ich stellte ein paar Wochen lang fast täglich eine Arbeit ins Netz.
Eigenartig, die Verbindung von Überschrift & Bild & Bild & Text & Link & den ganzen anderen Möglichkeiten, die ich nicht nutze, weil es so uferlos erscheint & man selbst so begrenzt ist & ich blieb bei dieser merkwürdigen Angewohnheit, mich weiterhin fast täglich auf diese Weise zu äußern.
Es ist ein Teil meiner alltäglichen Beschäftigungen geworden wie Essen, Trinken, Verdauen, das Malen & Zeichnen & der ganze andere erfreuliche oder unangenehme Rest meines Lebens.
Allerdings stehe ich noch am Anfang.
Das Blog verfolgt keinen Zweck. Es verfolgt kein Ziel. Es ist einfach da.
Wenn ich auch anfangs einen Beweggrund hatte, nämlich den, der Dokumentation, so habe ich diese Motivation mittlerweile aus den Augen verloren. Möglicherweise dokumentiert es mittlerweile eher den Prozess einer Suche, einer Suche nach Bildern; es dokumentiert vielleicht auch eine Entwicklung meiner Arbeit, es macht Veränderungen, Brüche & auch das Gescheiterte sichtbar.
Andererseits dokumentiert es auch, dass ich überhaupt arbeite. Und natürlich auch, an was ich gerade arbeite. Es dokumentiert, dass da irgendwo jemand sitzt der irgendetwas tut.
So gesehen ist es ein Beleg meiner täglichen Arbeit, was wiederum auch ein Zweck sein könnte, aber das ist nicht mein Anliegen.
Einige Arbeiten sind möglicherweise von allgemeinem Interesse, andere sind sehr persönlich. Daraus könnte man schließen, dass es das ein oder andere über mich & meine inneren Befindlichkeiten zu erfahren gibt. Das könnte durchaus sein – es ist sogar sehr wahrscheinlich – war aber auch nicht der Zweck.
Manchmal schreibe ich auch ein paar Zeilen. Zweckfrei. Durch den Kopf geschossenes.
Ich tue es einfach. Was sollte es gebracht haben? Ich weiß es nicht.
Auf alle Fälle macht es die Suche nach (zu malenden & zu zeichnenden) Bildern nicht einfacher.
Möglicherweise hat es etwas verändert – meine Sicht auf meine Arbeit oder die Sicht anderer auf meine Arbeit.
Möglicherweise bringt es dem ein oder anderen Besucher etwas, manche sind ja regelrechte Wiederholungstäter.
Es ist zu früh, eine Bilanz zu ziehen; ich stehe ja noch am Anfang …