September 2015
Tage der Bildenden Kunst: Präsenz
„Kollege Arne Menzel zeigt Präsenz“
Hier geht es zur Homepage von Arne Menzel.
Letztes Wochenende waren die Tage der Bildenden Kunst.
Unser Atelierhaus war auch dabei. Kollektiv. Der Verein organisiert diese zwei Tage für uns Künstler. Wir müssen lediglich die Türen öffnen. Und Kuchen backen. Ums Haus macht sich traditionell ein wenig Volksfeststimmung breit. Es gibt Getränke- & Essensstände; die Mitarbeiter des Vereins verkaufen unseren Kuchen & Kaffee; der Erlös des Verkaufs geht zur Unterstützung an den Verein.
Mehr als 1.500 Menschen besuchten an diesen zwei Tagen das KuBa.
Ich habe kaum Erinnerungen an das Wochenende. Die Stunden rauschten vorbei. Gesprächsfetzen & Gesichter im Stakkato, Krümel aus Erinnnerungen an Freunde oder Fremde. Wie im Rausch dehnten sich die Stunden aus ins Unendliche. Am Ende hatte ich das Gefühl, als sei die Zeit explosionsartig abgefackelt wie ein Feuerwerk. Scheinbar endlose Tage zerbröselten zu winzigen Brosamen.
Außerdem ist man abends heiser.
Aber auch viele der Besucher rauschten vorbei. Zum Beispiel an meiner offenen Ateliertür. Schauten nicht ins Atelier. Eilten einfach vorbei. Nicht nur an meinem Atelier, sondern auch an den Ateliers der Kollegen. Manchmal reckte jemand der Vorbeieilenden den Hals in die Tür. Ein scheuer Rundumblick, grußlos & fahrig.
Flüchtige Blicke von flüchtigen Besuchern streiften auch die Bilder in den Fluren des Atelierhauses. Blicke, die suchen & nicht wirklich finden, nicht finden wollen, nichts sehen oder erkennen. Vielleicht haben sich diese Menschen auch nur verlaufen. Sind zufällig ins Haus gestolpert, hatten die Möglichkeit wahrgenommen, Kaffee zu trinken & Kuchen zu essen, hatten sich in den Weiten der Treppenhäuser & Gänge der unterschiedlichen Stockwerke verirrt & suchten nun verzweifelt den Ausgang. Suchende soll man nicht aufhalten.
Natürlich, es gab es auch mir unbekannte, neugierige Besucher, die sich trauten, ihre Füße in die einzelnen Ateliers zu setzen – abgesehen von den Freunden, Kollegen & Bekannten, die sowieso immer dabei sind. Manche Besucher fotografierten: „So muss es in einem Künstleratelier aussehen!“ Fotografierten mehr als sie guckten. Zum Beispiel den Fußboden, Tische mit Pinseln & zerknautschten, klebrigen Farbtuben & die Schuhe des Malers. Auch Bilder. Aber meistens die Klischees.
Es gab seltsame Begegnungen, merkwürdige Besucher & vor allem denkwürdige Kommentare, die im Kopf haften geblieben sind. Manche habe ich aufgeschrieben:
„Ah ja! Allmählich wird es wieder besser!“
„Können Sie von Ihrer Kunst leben?“
„Wer kauft denn so was? Hier im Saarland? Hier ist doch kein Geld.“
„Haben Sie auch noch einen anderen Beruf?“
„Haben sie Kunst studiert?“
„Und Sie sind … professioneller Künstler?“
„Wie machen Sie diesen Effekt? Wissen Sie, ich male nämlich auch.“
„Darf ich den Fußboden fotografieren? Das ist ja ein richtiges Bild!“
„Das Grün da rechts oben im Bild – irgendwie stört mich das. Ich weiß nicht … Grün gefällt mir nicht als Farbe. Naja, ich habe ja auch keine grünen Kleider“
„Hah! Die fröhliche Unterwasserwelt! Da malt jemand die bunte Koralle, die lustige Qualle & den intelligenten Oktopus! Habe ich recht?“
„Die figürlichen Arbeiten haben mir besser gefallen. Ich kann ja mit abstrakter Kunst eh nichts anfangen. Konnte ich noch nie. Figürliche Kunst finde ich besser. Da sieht man wenigstens, ob jemand was kann!“
„Wie teuer ist so ein Bild? Und wie lange brauchen Sie eigentlich für so ein Bild?“
„Verdienen Sie Geld mit Ihrer Kunst?“
Ich habe nichts verkauft, weder samstags noch sonntags. Gratis-Postkarten gingen weg wie warme Semmeln. „Es geht nicht nur um den Verkauf“, sagte der Kollege. „Du musst Präsenz zeigen.“
„Könnten Sie mir die Karte noch signieren?“
Ich zeigte zwei Tage Präsenz & war anschließend sehr müde.
Es gab aber auch schöne Begegnungen, nachhaltige Gespräche & fruchtbare Diskussionen mit offenen Menschen.
Als Künstler wünscht man sich ja gelegentlich ein Feedback. Keine Streicheleinheiten, keine Lobhudelei. Keine hochwissenschaftliche Laudatio, wie man sie kennt von Vernissagen. Keine oberfächlichen Kommentare bei einem Gläschen Crémant.
Sondern wirklich herausforderdernde Fragen & Gedanken von aufmerksamen Beobachtern.
Aber ich komme auch ganz gut mir mir allein zurecht.
Centerjob
Ohne Titel, 2015
Alkydharz auf Aludibond, 100 x 80 cm
Heute Morgen kurzfristig drei Bilder im Jobcenter umgehängt. Verrückterweise sollten die Arbeiten nämlich installiert werden, bevor die Behörde mit Sack & Pack Einzug hält. Zuerst war ich skeptisch, aber für Situationen wie oben bin ich dann dankbar. Erst das Bild, dann der Ficus benjamina mit dem Sitzmöbel. Eine subtile Collaboration mit der Innenausstatterin. Ausgerechnet mit meinem Selbstporträt. Das ist so schön!
Helden – für Klaus
Ein erweiterter Blick in den ersten Raum der Helden-Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus. Im Vordergrund eine Installation von Klaus Harth, weitere Arbeiten von Armin Rohr, Vera Kattler, & Markus Himmel.
Herbstsalon
Aufbau Herbstsalon. Mal wieder. Die Jahresausstellung mit den Künstlern des sog. KuBa Kulturzentrums am Eurobahnhof. Im Vordergrund drei hängende Skulpturen von Sigrún Ólafsdóttir, das große Bild in der Mitte ist mein Beitrag. Die drei Arbeiten rechts sind von Werner Constroffer.
Vernissage:
Donnerstag, 24. September 2015, 19 Uhr
Begrüßung: Michaela Kilper-Beer, 1. Vorsitzende KuBa e. V.
Einführung: Dr. Andreas Bayer, Kurator
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
Julia Aatz, Julia Baur, Dietmar Binger, Werner Constroffer, Mane Hellenthal, Juliana Hümpfner, Leslie Huppert, Petra Jung, Vera Kattler, Michael Koob, Annegret Leiner, Arne Menzel, Andrea Neumann, Sigrún Ólafsdóttir, Armin Rohr, Sabine Späder, Martin Steinert, Claudia Vogel
Finissage:
Samstag, 10. Oktober 2015, 21:00 Uhr
Live-Musik in der Großküche mit den Diamond Dogs
Dauer der Ausstellung: 24. September bis 11. Oktober
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 15:00 – 19:00 Uhr
Montag geschlossen
Öffnungszeiten während der Tage der Bildenden Kunst:
Samstag, 26. September, 14:00 – 18:00 Uhr
Sonntag, 27. September, 11:00 – 18:00 Uhr
Samstag 3. Oktober (Feiertag): geschlossen
Aus dem Einführungstext von Dr. Andreas Bayer:
„Eine enge Korrelation ergibt sich dann indem Zusammenwirken der Plastiken von Sigrún Ólafsdóttir und der großformatigen Malerei von Armin Rohr. Amorphe Bildsituationen mit leiblichen Anklängen und Fragmenten, elastische Formationen, die aufeinander interagieren und das Bildfeld so zu einem verlebendigten Geschehnisraum aus Form- und Farbdurchdringungen machen.“
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Fingerzeig
Frau Nahles ist die Chefin. Sozusagen. Sie hängt ganz oben, im dritten Stock (wo auch mein Selbstporträt hängt).
Der Gedanke ist nicht frei von Ironie.
Sinnbild
Ohne Titel, 2015
Öl, Alkydharz auf Alidibond, 120 x 100 cm
Seit ein paar Tagen hängen die Bilder im Jobcenter. Das Projekt ist abgeschlossen. Momentan existieren leider nur ein paar verwackelte, aus der Hüfte geschossene Dokumentationsfotos vom Aufbau – so auch der ruhende Bergmann oben.
Eine ausführliche Dokumentation folgt.
Irgendwann.
Wenn ich wieder eine gewisse Ordnung in mein Leben gebracht habe.
Helden
Blick in die Ausstellung, Raum 1: Armin Rohr, Vera Kattler, Markus Himmel
Das Saarländische Künstlerhaus lud seine Mitglieder anlässlich seines 30jährigen Bestehens und 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ein zu einer thematischen Ausstellung zum Thema „Heldenmythen – Heldentaten – Heldentod“.
Das Ergebnis ist eine Ausstellung in zwei Teilen.
Der erste Teil wird am morgen, Mittwoch, dem 16.September um 18:00 Uhr eröffnet & ist zu sehen bis zum 11. Oktober 2015. Von mir gibt es einige Blätter meiner Baselitz-Übermalungen aus 2007 zu sehen.
Vorträge und Gespräche mit Schriftstellern, Politikwissenschaftlern, Philosophen und Kulturtheoretikern begleiten die Ausstellung.
Teilnehmende Künstler:
Olgaruth Blass, Klaus Harth, Monika Hau, Mane Hellenthal, Mark Heydrich, Markus Himmel, Juliana Hümpfner, Petra Jung, Vera Kattler, Ingrid Lebong, Ute Lehnert, Annegret Leiner, Burghild Reichmann, Armin Rohr, Ludwig Schmidtpeter, Susanne Schmidt, Rudolf Schwarz, Werner Schwarz …
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!