Das Blatt war ursprünglich doppelt so groß & eine Szene aus dem langweiligen Film. Vor allem war es sehr geschwätzig. In der linken Hälfte stand noch ein Pärchen inmitten einer Parklandschaft mit Bäumen & einer Villa.
Übermalen half nichts. Ich musste die Hälfte abschneiden & zerstückeln.
Dem blauen Herrn tat es gut – dem Blatt auch.
Außerdem habe ich ein Bild abgeschliffen & mit Weiß übertüncht.
Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Zur Zeit entscheide ich mich sehr intuitiv & spontan.
Das funktioniert nicht immer. Aber auch mit einem Plan geht vieles in die Hose.
Dann muss ich eben wieder schneiden, zerstückeln, schleifen, übertünchen.
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Öl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Außerdem: habe ich eine alte Leinwand mit Schleifklotz & Schmirgelpapier bearbeitet. Danach mit einer Mischung aus Titanweiß, Lein- & Terpentinöl sowie Dammar überpinselt.
Zwei Anläufe, dem so vorbereiteten Malgrund jeweils ein Bild zu entlocken, scheiterten.
Wahrscheinlich das falsche Motiv. Wahrscheinlich gar keins. Egal. Als hätte ich nie gemalt.
Leider habe ich keine Katze.
Gerd Brunzema
Erste Hilfe. Goldfolie, März 2009
Bleistift auf weißem Papier, 21 x 29,7 cm
Die oben gezeigte Arbeit & folgender Text sind von Gerd. Gerds Wege & meine Wege haben sich irgendwann im großen weiten Netz gekreuzt. Mittlerweile haben wir uns auch schon mal getroffen – in Hamburg. Gerd hat auch ein Blog, in dem er unter anderem auch Gedanken über die Zeichnung, die Malerei & die Kunst verliert. Ich dachte, es wäre schön, wenn er seine Gedanken auch einmal in meinem Blog verstreut:
Armin hat mich eingeladen, einen Text für sein Weblog zu schreiben. Das mache ich sehr sehr gerne. Ich beschreibe mal den Stand der Dinge, was Zeichnung, Malerei und Kunst zur Zeit für mich bedeuten. Widerspruch, Ergänzung, Fragen oder Zustimmung bitte in die Kommentare.
Zeichnung
Zeichnen ist visuelles Denken. Mit Zeichnung verbindet mich ein eine große Loyalität und Liebe. Wer Zeichnung beleidigt, den finde ich nicht nett. Gar nicht. Das ist für die meisten Menschen, denen ich begegne, schwer bis gar nicht verständlich. Diese Freundin ist so unscheinbar und unsexy. Man schaut darauf herab wie auf ein Mauerblümchen.
Die Loyalität, das Gefühl, der Zeichnung verpflichtet zu sein, entspringt einer einfachen Tatsache. Sie ermöglicht mir Welt. Das mag eine Behinderung sein, aber ich brauche das Zeichnen um mich mit dem, was mich umgibt verstehend auseinandersetzen zu können. Ohne Zeichnung würde ich sofort mit dem nächsten Raumschiff wieder wegfahren wollen.
Und die Liebe, die Liebe zur Zeichnung wurzelt in der Faszination, mit so minimalen Mitteln (eine einfarbige Fläche und ein andersfarbiges Dings zum Linien draufmachen) Ordnungen, Strukturen, Welten zu schaffen, zu erklären, zu erfinden. Was gibt es unglaublicheres? Da kommt nur noch menschlicher Gesang mit.
Malerei
Malerei ist visuelles Fühlen. Farben sind zusammen mit Klang und Geruch die direktesten Mittel, ein Gefühl zu erzeugen, zu verändern oder zu beenden. Malerei ist Auseinandersetzung von Farbe und Form auf der Fläche, hab ich im Studium gelernt. Jeder Pinselstrich ist eine Farbe und eine Form auf der Fläche. Das ist nicht vermeidbar beim Malen. Wohl aber die Auseinandersetzung damit. Malen ohne Zeichnen ist ein vielfach erprobter, erfolgreicher Weg Scheißbilder zu produzieren. Malen ohne Auseinandersetzung also. Malen ist lebendiger und saftiger als Zeichnung und ist sofort weich und kraftlos taumelnd, wenn nicht in Zeichnung geübtes Gespür für Struktur für Kraft und Halt sorgt. Und das hat zunächst mal nix mit gegenständlich oder nicht zu tun. Das gilt universal.
Malerei hat es aus meiner Perspektive schwerer als Zeichnung. Einfach deshalb, weil es in unvermeidlicher Konkurrenz zu Photo und auch Film/Video steht. Gar nicht mal in kunstmarkttechnischer Hinsicht, sondern im Hinblick auf die technischen Möglichkeiten von Photo und Film/Video. Und die Malerei hält sich erstaunlich gut. Eigentlich gar nicht erstaunlich. Es gibt ganz banale Gründe, wie „braucht kein Strom“, „ist lichtecht“ und „wenn man es beherrscht, kann man Sachen machen, die mit keinem anderen Medium gehen“.
Wenn. Genau. Deshalb machen ja auch so viele in Video…
Andererseits, und das ist ebenfalls ein eher kunstferner Grund, ist ein Gemälde ein beeindruckenderes Stück Handelsware als eine DVD oder ein Abzug. Kunst findet hier auf dem Planeten Erde statt. Und ob ein Grund für oder gegen etwas ehrenwert oder trivial ist, spielt für die Frage ob er wirksam ist, keine Rolle. Wenn Kunst nicht als Event daherkommt (und damit eigentlich nicht mehr bildende sondern darstellende Kunst ist, und sich ganz anderen Beurteilungskrterien stellen müsste. Ja. Müsste. Tut sie nämlich nicht) sondern als Ding , dann ist Malerei immer noch das technisch und konzeptionell spannendste was es gibt.
Ich habe lange Zeit sehr wenig und sehr kleinformatig gemalt. Das hatte kunstferne und weniger kunstferne Gründe. Das ändert sich aber gerade wieder. Mal sehn.
Kunst
Kunst ist eigentlich immer dann Scheiße, wenn sie als Täuschung funktioniert. Wenn sie als Religionsersatz, Politikersatz, Lebenssinnstifterin, Ablenkungsmanöver, Gedankenlosigkeitsdeko daherkommt, wenn sie also als etwas benutzt wird, was sie ehrlicherweise/langfristig nicht leisten kann. Und nicht sollte.
Sie ist eigentlich immer dann grandios, wenn sie andere Blickwinkel ermöglicht, das großartige im Banalen, das banale im Großartigen sichtbar macht, wenn sie zeigt, das man nicht allein ist mit der Ratlosigkeit ist (nicht das Kunst daraufhin ein guter Ratgeber wäre. Vorsicht. Voooorsicht). Wenn Kunst Menschen in die Situation versetzt neu nachdenken zu müssen, neu nachfühlen zu müssen, dann ist Kunst gute Kunst. Denke ich. Gute Kunst ist schwer zu machen, weil man sie nicht absichtlich machen kann. Die passiert manchmal im andauernden Bemühen, seine Arbeit gut zu machen. Da kommt dann manchmal (sehr manchmal!) Kunst raus.
Und dann müssen das noch die richtigen Leute bemerken. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich hoffe, in diesem Gastspiel nicht zu seltsam erschienen zu sein.
Ohne Titel, 2009
Bleistift, Radiergummi auf Papier, 21 x 29,7 cm
Schon einmal verschwanden die Personen, Figuren, Wesen aus meinen Bildern. Ich wurde sozusagen Zeuge, Beobachter einer Auflösung. Zurück blieben Fragmente, Chiffren oder auch Zitate der Figur in einem Farbnebelraum.
Ein paar Jahre später tauchten sie wieder auf. In letzter Zeit hat sich der Farbnebelraum gelichtet. Aber auch die Figuren lichten sich manchmal (sowie in der Zeichnung da oben) – oder auch nicht.
Wer weiß schon, ob sie gerade kommen oder gehen?
Ehrlich gesagt hoffe ich, sie blieben. Gelegentliche Ausflüge und kurze Spaziergänge in unbekanntes Terrain nicht ausgeschlossen.
Zurzeit zerreibe ich mich gerade zwischen vielen Fronten: den Selbstbestimmten & den vermeintlich Fremdbestimmten. Auch eine Form von Auflösung. Während ich zeichne oder male, versuche ich, diesen Auflösungsprozess aufzuhalten.