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Saar
Die Saar bei Grosbliederstroff.
Die Grenzen sind zwar schon lange wieder geöffnet, aber erst heute waren wir wieder mit den Fahrrädern an der Schleuse in Großblie. Workout sozusagen. Entspanntes Radeln entlang der Saar nach Frankreich. Ich habe das sehr vermisst. Wenn man in Güdingen über die Grenze fährt, wird es ruhiger; auf der französischen Seite ist meistens weniger Betrieb als in Deutschland, was ich immer als sehr angenehm empfinde. Zumal in Zeiten des Arschlochs Corona.
Symbolbild
Früher konnten wir auf dem sog. Treidelpfad, der parallel zur Saar verläuft, einfach mal so mit dem Fahrrad von Saarbrücken nach z. B. Sarreguemines (Saargemünd) fahren. Ich kenne das überhaupt nicht anders. Es war schon immer so.
Wegen des Arschlochs Corona ist jetzt erst einmal bis auf weiteres hinter der Schleuse in Güdingen Schluss. Die Grenze ist wieder sichtbar die Grenze. Nix bienvenue, nix willkommen.
Merde!
Aus Solidarität mit meine französischen Freundinnen & Freunden trinke ich täglich ein Glas Pastis.
„Á votre santé, mes frères et soeurs en France! A bientôt!“
Saar
Die Saar. Ausnahmsweise mal nicht in Grosbliederstroff, sondern in Saarbrücken, fotografiert von der Alten Brücke aus. Niemand darf zur Zeit mit dem Fahrrad an der Saar entlang nach Frankreich fahren. Arschloch Corona sei Dank. Hinter der Schleuse in Güdingen ist wieder die Grenze. Unvorstellbar! Wozu eigentlich? Das Virus wechselt doch die Grenze wie es will.
Ufer
„Der Staden ist ein Erholungsgebiet in Saarbrücken-St. Johann am rechten Ufer der Saar“.
Im Grunde ist der Staden nichts anderes als die längste Autobahnraststätte in Deutschland. Und damit alles andere als ein Erholungsgebiet. Eine Autobahn sorgt für Lärmemissionen klingt süß. Es müsste heißen: Sie produziert vierundzwanzig Stunden Dauerkrach & terrorisiert damit eine Stadt. Jahraus, jahrein. Seit Jahrzehnten. Und offensichtlich ist weder in der Stadt noch im Land irgendein politisch Verantwortlicher daran interessiert, irgendetwas dagegen zu tun. Nicht eine einzige, klitzekleine Lärmschutzmaßnahme. Ich könnte kotzen.
Am billigsten wäre es, die Höchstgeschwindigkeit im Stadtgebiet auf Tempo sechzig zu reduzieren. Die liegt nämlich bei Tempo achtzig. Was für die meisten Autofahrer allerdings wohl eher eine Empfehlung ist. In aller Regel fahren die meisten nämlich viel schneller.
Die beiden Fotos sind wirklich idyllisch. Fotos machen keinen Krach.
[An Deutschlands Autobahnraststätten mutiere ich in aller Regel zum Misanthropen …]
Relevanz
Die Saar bei Grosbliederstroff (Foto vom 3. Oktober 2013)
„Mich interessiert: die Abbildung der Welt. Die Frage, die mich beschäftigt, lautet: Wie sieht die Welt aus …“ sagt David Hockney in einem Interview in der Zeit.
Auch ich beobachte die Welt, die sogenante „Realität“. Oder das, was ich dafür halte. Malerei ist für mich ein Vehikel, mit dem ich die Welt entdecke. Ich sehe und beobachte die Welt und diese Beobachtungen filtere und transformiere ich über die Malerei. Malerei ist ein Prozess, bei dem ich mich zwischen dem Gegenstand und dem Bild des Gegenstandes bewege. Das Bild ist kein Abbild einer Realität, sondern ein aus dem Prozess wachsendes, gestaltendes, Gestalt gebendes Ding. Etwas für mich gänzlich Neues, Überraschendes – im Idealfall.
Ich male Bilder, um etwas über die Welt und über mich selbst zu erfahren. Mein Bilder geben dem Betrachter die Möglichkeit eines Einblickes, wie ich die Welt wahrnehme und über sie denke – gleichzeitig geben sie ihm eine Möglichkeit, sich selbst wahrzunehmen. Der räumliche & zeitliche Zusammenhang, in dem eine künstlerische Arbeit gezeigt wird ist dabei nicht unwichtig. Unterschiedliche Räume & Zeiten können die Intentionen & Sichtweisen einer Arbeit völlig verändern.
Ich flüchte nicht aus der Realität. Ich untersuche sie, beziehungsweise ich untersuche einen Teil meiner Realität. Diese Beobachtungen haben mit mir zu tun und ich hoffe, dass sie auch für den geneigten Betrachter möglicherweise von einer gewissen Relevanz sind. Ich bin mir bewusst, dass ich mit meiner Arbeit nur wenig Menschen erreiche – der „Wirkungsgrad“ also eher bescheiden ist. Kunst, beziehungweise die Beschäftigung mit Kunst ist ja eigentlich nach wie vor einem kleinen Teil der Bevölkerung vorenthalten. Dem Großteil der Menschen fallen zum Thema Kunst sowieso nur die geschmacklosen Preisrekorde ein, die Bilder von lebenden oder toten Malern bei Auktionen erzielen.
Mit einiger Sicherheit kann ich sagen, dass meine künstlerische Arbeit auf mich und mein Leben wirkt. Sie beeinflusst jeden Bereich; die Art und Weise, wie ich über viele Dinge denke und wie ich handele wird bestimmt von einer Struktur, die etwas zu tun hat mit meiner Auffassung von Bildern. Als Maler schlägst Du morgens die Augen auf und siehst Bilder. In der Nacht träumst Du von und in Bildern. Das hat einfach Auswirkungen.
Sind meine Untersuchungen relevant? Politisch? Teil eines gesellschaftlichen Prozesses?
Alles Fragen, auf die es für mich keine messbaren Antworten gibt. Fragen, die mich eigentlich auch nie bewegt haben. Ich tue das, was ich tue, weil ich es tue.
Die Beschäftigung mit Kunst und das Nachdenken über Kunst aber bleibt ja oft elitäre und privilegierte Angelegenheit und dient in aller Regel meistens nur der Aufhübschung des Alltags. Leider.
Künstlerische Freiheit ist etwas sehr schönes. Wird aber oft – soweit ich es beobachten kann – missverstanden. Verantwortung für mein Tun und Handeln trage ich zuerst immer als Mensch. Der Mensch ist nicht vom Künstler zu trennen. Oder doch? Aber das ist wieder ein neues Fass.
Ich kann mich während des Malens vergessen. Während der Malerei, während der Arbeit bin ich mich auf mich selbst zurückgeworfen. Es ist niemand da, der mich unterstützt oder mir eine Alternative zeigt, wenn die Arbeit stockt. Ich mache alles mit mir aus.
Bilder spielten in meinem Leben immer schon eine wichtige Rolle. Und ich meine jetzt nicht meine gemalten Bilder, sondern Bilder von anderen, Gemälde, Fotografien – auch Filme. Ich war immer bildergeil. Überhaupt, ich könnte mein Leben mit dem Betrachten von Bildern verbringen. Mit dem Beobachten. Ein Leben lang einfach nur gucken. Malen & Zeichnen ist für mich einfach nur die logische Konsequenz des Guckens.
„Alles Beobachten ist auch Erfinden.“ Sagt Rudolf Arnheim.
Eigentlich möchte ich ja nur in aller Bescheidenheit arbeiten. Tatsächlich war mir die Wirkung meiner Bilder auf andere Menschen immer egal. (Außer der Meinung meiner Geliebten und Ehefrau.) Während des Malens klammere ich diesen Gedanken aus. Interessiert mich nicht, hat mich nie interessiert. Trotzdem kann ein Bild in einer Ausstellung wichtig für einen Betrachter sein. Relevant. Der Grund muss nichts zu tun haben mit meinen Intentionen. Es kann ein Gefühl sein, eine Emotion, die ich wecke. Vielleicht ist es auch ein Farbklang im Bild, eine figürliche Konstellation, die jemanden berührt.
Natürlich frage ich mich, ob sich die Arbeit bewährt, ob alles „trägt“ (sagte mein alter Prof. immer), ob sie „Qualität“ hat. Gelegentlich gibt es natürlich mal eine Rückmeldung. Wie auch immer. Ob gut oder weniger gut – am Ende bin ich wieder auf mich selbst zurückgeworfen. Allein im Atelier. Es bleibt immer ein kleiner Rest Zweifel.
Reaktionen auf meine Arbeiten sind herzlich willkommen. Falls meine Bilder eine Wirkung Betrachter haben, um so schöner, aber es ist, wie gesagt, nicht wichtig für mich. Die meisten Menschen sehen sich Bilder in meinen Ausstellungen an und ich bin ja nicht permanent in meinen Ausstellungen. Höchstens mal zur Vernissage bin ich anwesend. Da gibt es natürlich überwiegend positives Feedback; die meisten Menschen sind ja höflich. Wenn man Menschen in Ausstellungen beobachtet, tuscheln sie oft. Ich glaube, für die Künstler verheißt das nicht immer Gutes. Kritisches und Konstuktives gibt es meistens von geschätzten Kollegen. Von manchen fordere ich das auch ein. Das sind dann oft fruchtbare Gespräche und Diskussionen.
Ich habe übrigens weder Sendungsbewusstsein noch will ich die Welt missionieren.
Meine Bilder sollen für sich stehen. So wie Bäume in einer grünen Wiese.
Über die kann man auch nachdenken. Muss man aber nicht.
Armin Rohr, Oktober 2013