landschaft
Im Wesentlichen bin ich mir fremd
Ohne Titel, 2012
Aquarell auf Aquarellpapier, 46 x 61 cm
Privatbesitz
Morgen fahre ich nach Crailsheim. Stadtmuseum im Spital.
Ich baue eine Ausstellung auf. Wie man so sagt unter Künstlerkollegen.
Der Titel der Ausstellung heißt: „Im Wesentlichen bin ich mir fremd.“ So steht es jedenfalls auf der Einladungskarte & auf dem Plakat.
In der Einladungskarte steht auch: „Die Einführung spricht der Künstler“
Das weckt Erwartungen. Man erwartet Antworten.
Aber ich habe wahrscheinlich ebenso viele Fragen an meine Bilder wie die Betrachter. Wahrscheinlich stellen auch Bilder eher Fragen als dass sie Fragen beantworten – sowohl dem Betrachter als auch mir.
Solange ich mit meinen Bildern Fragen stellen kann, werde ich malen oder zeichnen. Natürlich sind mir meine Bilder vertraut. Aber weil sie mir nicht alle Fragen beantworten, bleiben mir sie mir in gewisser Weise fremd.
Im Wesentlichen.
Ich versuche mich & mein Handeln über meine Bilder zu verstehen. Leider habe ich nicht viele Antworten auf die Fragen, die mir nach meinen Bildern gestellt werden.
Jedenfalls keine vollständigen Antworten. Es bleiben Bruchstücke. Fragmente. Ahnungen.
So sehe ich das.
Das wird das Thema meiner Einführung sein.
Kommt alle, die Ihr mühselig & beladen seid. Ich will Euch erquicken!
Letztes Eines
Ohne Titel, 2012
Aquarell auf Aquarellpapier, 46 x 61 cm
Meine Zeit in Wiepersdorf ist abgelaufen. Morgen breche ich auf nach Saarbrücken.
In Wiepersdorf fand ich vor allem einen verloren geglaubten Rhythmus. Oder vielleicht auch eine neue Struktur – was sowohl die Arbeit als auch das Leben betrifft. Das wirkte sich weniger auf die Bilder & Zeichnungen aus, als auf meine Befindlichkeit, auf meine Haltung zur Arbeit. Eine sehr gute Erfahrung zum richtigen Zeitpunkt.
Denke ich an die Heimat, treibt mich nur eine Frage um: Ist der Vierte Pavillon endlich fertig? Und: Ist die Fassade rosa, wie ich es gefordert habe?
Wiepersdorf
Ohne Titel, 2012
Bleistift, Ölkreide auf Papier, 21 x 29,7 cm
Privatbesitz
Den August verbringe ich hier. Arbeisaufenthalt. Vier Wochen Zeit, um mich neu zu sortieren. Am Ende der Welt.
Wo die Bäume so schön im Gras stehen.
Arbeit
Ohne Titel, 2011
Bleistift, Aquarell, Skizzenbuch, ca. 21 x 26 cm (geöffnet)
Ich tue, was ich tue, weil ich es tue. Die Ergebnisse meiner Tätigkeit nenne ich Malerei oder Zeichnung. Oder meine Arbeit.
Zur Arbeit braucht es von Zeit zu Zeit einen gewissen Abstand zur Arbeit. Selbstironie halte ich für eine gute Möglichkeit, um Abstand zu gewinnen.
Auch, wenn ich die Arbeit vieler Künstlerkollegen, die sich auf dem Feld der Konkreten Kunst bewegen, sehr sehr schätze, verbinde ich mit Ihnen leider nicht immer die Eigenschaft der Selbstironie.
Humor ist auch eine sehr schöner Charakterzug. Gerne schräg.
Außerdem sollten die Ergebnisse der Arbeit in regelmäßigen Abständen hinterfragt werden. Ein Konzept verfolge ich, wie gesagt, persönlich keines; finde aber einige Konzepte, von denen ich hörte, durchaus tragfähig & spannend.
Wenn Konzepte allerdings die Bilder ersetzen, halte ich die Bilder für fragwürdig, wenn nicht gar vollkommen überflüssig.
Manche Menschen unterstellen mir ein Konzept. Das finde ich sehr merkwürdig, aber ich wehre mich nicht dagegen. Ich habe Angst, mich mit dem Versuch einer Antwort & dem damit verbundenen Rumgeeiere in Schwulitäten zu bringen.
Konzepte haben die Eigenschaft, manifest zu werden. In Stein gemeißelt. Beton. Ich möchte nicht zum Erfüllungsgehilfe eines Konzeptes werden.
(Allerdings komme ich nicht umhin mir einzugestehen, dass ich einem Weg folge, einen roten Faden wickle.)
Wichtig ist mir der Prozess, das heißt, der Erkenntnisgewinn & die gedankliche Auseinandersetzung auf der Wegstrecke zwischen zwei Arbeiten. Diesen Prozess kann man nicht verkaufen. Dafür sind die materialisierten Ergebnisse dieser Auseinandersetzung wiederum sehr praktisch, wenn auch nicht immer dienlich.
Manchmal treffe ich auf der Straße Leute, die mich fragen: „Na, was macht die Kunst?“ Darauf weiß ich in der Regel keine Antwort. Aber weil ich ein höflicher Mensch bin, lächle ich trotzdem.
Mir wäre es lieber, sie fragten: „Na, was macht Deine Arbeit?“ Darauf könnte ich wahrscheinlich antworten. Auf Fragen zu meiner Malerei oder zu meiner Zeichnerei.
Aber danach fragt mich ja niemand.
Zur Kunst habe ich in solchen Momenten keine Meinung.