Ohne Titel („Lichtung“), 2016
(Gemalt nach einem Aquarell von 1986)
Acryl auf Leinwand, 140 x 100 cm
Privatbesitz
Eine Frau liegt im Wachkoma. Unheilbar krank, die Augen offen. Das Zuhause eine Intensivstation. Das Bett umringt von Apparaten & Maschinen. Vierundzwanzig Stunden Rundum-Betreuung.
Die Tochter der Frau fragt mich, ob ich nicht ein Bild für ihre Mutter malen möchte. Vielleicht sogar eine Deckenmalerei. Die Mutter wird gedreht, auf den Rücken, von einer Seite auf die andere – vielleicht doch lieber eine Arbeit auf Leinwand? So kann das Bild immer in Blickrichtung umgehängt werden.
Wir wissen nicht, was Menschen im Wachkoma noch wahrnehmen; ob sie überhaupt etwas wahrnehmen. Das Bild soll eine Geste sein. Ein letzter Gruß vor dem endgültigen Abschied.
Ich zögere, aber wir verabreden uns. Einigen uns auf ein Landschaftsaquarell, das ich 1986 während meiner Spaziergänge bei Bayrisch Zell in Sulzbach gemalt habe. Es ist ein Motiv der Heimat der Familie. Dieses Aquarell übertrage ich also dreißig Jahre später auf Leinwand.
Natürlich kann ich das Bild nicht eins zu eins übertragen, natürlich passiert da während der Malerei etwas anderes als vor 30 Jahren. Ich versuche, während des Malens an eine Bildsprache anzuknüpfen, die ich vor 30 Jahren ja noch nicht einmal gefunden hatte.
Die Landschaft allerdings begleitet mich schon seit damals. Immer wieder.