Lucien Freud, Norbert Tadeusz & Cy Twombly sind tot.
Lucien Freud ist tot.
Was bleibt, sind seine Bilder.
Für mich waren das Landschaften. Schrundige, schartige, bis an die Grenze gequälte Farbe. Farblandschaften. In diesen schrundigen Landschaften ging ich sehr gerne mit meinen Augen spazieren. Wenn ich mal die Gelegenheit hatte, Originale zu sehen.
Ebenso wie er wahrscheinlich in den Gesichtern & Leibern spazieren ging, die er malte. Mit Pinsel, Farbe, Bleistift & Radiernadel.
Außerdem starb am 11. Juli starb Norbert Tadeusz. Den ich wirklich mal in seinem Atelier in Düsseldorf getroffen habe.
Cy Twombly starb am 5. Juli. Seine Bilder & Zeichnungen haben mich schon in jungen Jahren nachhaltig geprägt.
Rams in der Kunst
Ohne Titel, 2011
Öl auf Papier, 29,7 x 21 cm
Die berühmten Worte von Dieter Rams, übertragen auf die Kunst:
Zehn Regeln für gute Kunst:
Gute Kunst ist innovativ.
Gute Kunst macht sich brauchbar.
Gute Kunst ist ästhetische Kunst.
Gute Kunst macht sich verständlich.
Gute Kunst ist ehrlich.
Gute Kunst ist unaufdringlich.
Gute Kunst ist langlebig.
Gute Kunst ist konsequent bis ins letzte Detail.
Gute Kunst ist umweltfreundlich.
Gute Kunst ist so wenig Kunst wie möglich.
Fragen
aus: Meine einsamen Performances:
„In Kisten starren“, Juni 2011
In der Ausgabe 26/2011 vom 24. Juni 2011 des FORUM – WOCHENMAGAZINS beantwortete ich einen Fragebogen. Steht leider nicht online.
Dann halt eben so:
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Irdisches Glück ist nicht vollkommen. Dafür fehlt es ihm einfach an Dauer.
Ihr Traum vom Glück?
Eine gelungene Zeichnung.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Eine misslungene Zeichnung.
Ihr liebster Romanheld/Ihre liebste Romanheldin?
Bunny Munro aus Nick Caves Roman „Der Tod des Bunny Monroe“.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Alle großen Gescheiterten.
Ihr Lieblingsheld/Ihre Lieblingsheldin in der Wirklichkeit?
Meine Frau und meine Kinder.
Ihr Lieblingsmaler/Ihre Lieblingsmalerin?
Der Urheber der ältesten Höhlenmalereien in der Chauvet-Höhle in der Ardèche.
Ihr Lieblingskomponist?
Shostakovich.
Ihre Lieblingsblume?
Die Pusteblume.
Ihr Lieblingstier?
Der Schabrackentapir.
Ihr Lieblingsschriftsteller/Ihre Lieblingsschriftstellerin?
Momentan lese ich Houellebecqs „Karte und Gebiet“.
Ihr Lieblingsbuch?
Der Diercke Weltatlas.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Die Fähigkeit, sich selbst zu ertragen.
Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Die Fähigkeit, mich auf Dauer zu ertragen.
Ihre Stärke?
Für ein gutes fünfgängiges Menü brauche ich mittlerweile kein Kochbuch mehr.
Ihre Schwäche?
Beim Anblick eines Bildes von z. B. Vermeer, Dürer oder Velázquez werde ich schwach.
Was sind Ihre liebsten Beschäftigungen?
Malerei und Zeichnung.
Wo möchten Sie leben?
Im Hier und Jetzt.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Der oder das, der ich bin. Gelegentlich Colin Firth. Er spielte Jan Vermeer in Peter Webbers Fim „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ & durfte Scarlett Johannsson alias Griet malen. Worauf ich sehr neidisch bin.
Wen möchten Sie gerne persönlich kennenlernen?
Lady Gaga.
Was würden Sie tun, wenn Sie Bundeskanzler/Bundeskanzlerin wären?
Ich würde malen, zeichnen und spazieren gehen mit meiner Familie.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Die Fantasielosigkeit körperlicher Gewalt.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Die Beckerrolle.
Ihre derzeitige Geistesverfassung?
Eine Gratwanderung.
Ihr Motto?
Aufstehen. Immer wieder.
Nicht abwegig: Selbst in ephemeren Reis
Ohne Titel, 2011
Schweiß vom Reis in Edelstahl, Durchmesser ca. 20 cm
Gestern gab ’s Reis. Das Schweißbild vom Reis blieb im gespülten Topf. Außerdem Reste von mir, gespiegelt, verkocht, in grüner Jacke. Das latente Bild durch den Kochvorgang sichtbar gemacht.
Sozusagen.
Ambulant
Im Kunstforum Bd. 208 Mai – Juni 2011, Seite 256, steht in einem Artikel von Freya Mülhaupt mit der Überschrift: „Die Zeichnungsfolge ‚Berliner Ateliers‘ von Matthias Beckmann führt in ein Labyrinth der Wahrnehmung über den Zeichner Matthias Beckmann, den ich im übrigen sehr schätze, folgender Satz:
„Er selbst betreibt seine Kunst ambulant & hat, wie er im Gespräch erklärt, nie ein seperates Atelier besessen. Heute empfinde ich es so, das für mich überall mein Atelier ist, wo ich gerade zeichne. Meinen jetzigen Arbeitsraum, der als Teil der Wohnung nicht klar von dieser getrennt ist, würde ich nur zögerlich Atelier nennen. Es ist der Raum, in dem der Zeichentisch steht.‘“
Der Gedanke gefällt mir sehr gut. Passt mir gerade ins Konzept. Ich melde mich für ein paar Tage ab. Papier & Stift nehme ich mit. Es könnte aber auch eine Performance werden.