Ohne Titel, 2009
Öl auf Papier, 29,7 x 21 cm
Das Blatt war ursprünglich doppelt so groß & eine Szene aus dem langweiligen Film. Vor allem war es sehr geschwätzig. In der linken Hälfte stand noch ein Pärchen inmitten einer Parklandschaft mit Bäumen & einer Villa.
Übermalen half nichts. Ich musste die Hälfte abschneiden & zerstückeln.
Dem blauen Herrn tat es gut – dem Blatt auch.
Außerdem habe ich dieses Bild abgeschliffen & mit Weiß übertüncht.
Einen genauen Plan habe ich noch nicht. Zur Zeit entscheide ich mich sehr intuitiv & spontan.
Das funktioniert nicht immer. Aber auch mit einem Plan geht vieles in die Hose.
Dann muss ich eben wieder schneiden, zerstückeln, schleifen, übertünchen.
blaumann
18. Juli 2009 @ 08:18
Schneiden, zerstückeln, zerreißen … nennen wir es Splatter-Art? Übertünchen, übermalen … nennen wir es … oder gibt's das schon?
Armin
18. Juli 2009 @ 15:44
Klingt wie das Tagebuch eines psychopathischen Killers …
klaus
19. Juli 2009 @ 07:00
@blaumann: Muss man alles benennen? Klingt eher wie aus dem Tagebuch der manischen Bennenenmüsserin…
Armin
19. Juli 2009 @ 07:37
Nennt es doch Malerei … oder so.
klaus
19. Juli 2009 @ 08:02
@armin: eben!
Mikey
19. Juli 2009 @ 15:21
Was man bennen kann, existiert. Malerei existiert.
blaumann
19. Juli 2009 @ 17:42
Alles benennen, findet ihr das schlecht?
Armin
20. Juli 2009 @ 06:48
Irgendwann vor langer Zeit tat die Malerei in meinen Bildern, was sie wollte. Alles schien sich aufzulösen – oder auch zu gerade zu formen.
Meine Figuren, Köpfe, Landschaften … alles weg.
Damals begann ich, die Bildtitel in Anführungszeichen & in Klammern zu setzen.
Ich misstraute dem, was da entstand, weil ich nicht wusste, was es war. Ich konnte es nicht mehr benennen. Außerdem vertauschte ich gelegentlich die Bildtitel.
Vieles blieb unbenannt; mir fehlten einfach die Worte.
Ich finde das nicht sehr schlimm.
Aber ich bewundere Menschen, die zumindest den Versuch unternehmen, unsere Welt mit Worten zu beschreiben & Zustände & Vorgänge bennnen & Worte finden, die ich nie gefunden hätte.
Ist es nicht so: Das wenigste ich wirklich benannt …
klaus
20. Juli 2009 @ 07:55
Das Ding, dem ich einen Namen geben kann existiert. (Siehe auch Anfang des Alten Testaments: Gott stellt die Dinge her und benennt sie anschließend.) In der Kunst exisieren aber auch die Dinge, denen ich keinen Namen geben kann. Ein Bild zu sehen, die Methode der Entstehung geschildert zu bekommen, und dann zu sagen: nennen wir es Splatter-Art fand ich in der Tat ein wenig schnell geschossen. Denn ein Name, wenn man denn schon einen braucht, sollte der Sache auch gerecht werden. Splatter-Art schien mir einerseits ein wenig abgegriffen. Und andererseits reduziert es das entstandene Blatt, die entstandene Arbeit auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Schublade auf, Splatter-Art draufgeschrieben, Arbeit rein, Schublade zu. Die künstlerische Arbeit ist durchaus ein Tasten im erstmal Ungewissen und Unbenennbaren. Im Hegelschen Sinne stelle ich ein Ding her, das mir, meinen Gedanken und Empfindungen und Kenntnissen, entsprungen ist, die sich in diesem Ding (außerhalb von mir hingestellt) wiederfinden, von mir dort betrachtet werden kann, und somit mir wieder Erkenntnisse über dieses Ding, mich selbst und die Welt zulässt. Oder so ähnlich jedenfalls. Jedenfalls wird erst im Namenlosen getastet und dann kann darüber nachgedacht werden. Schriftsteller, selbst Wissenschaftler, sind der Sprache (und Benennungen) gegenüber skeptisch und stellen die Worte und Ergebnisse auf den Prüfstand. Und das zeichnet, denke ich, den begabten Schriftsteller aus, dass er nicht behauptet: so ist das und so heisst ab heute das Ding, sondern der sich über die Zwischentöne und seine eigene Unzulänglichkeit im Klaren ist. Mein Kommentar war also nur eine Reaktion auf etwas, was mir ein wenig unbedacht erschien. Und Bedachtsamkeit scheint mir unerlässlich nicht nur für den Umgang mit Kunst. Liebe Grüße.
blaumann
20. Juli 2009 @ 08:31
Das nenne ich (Entschuldigung!) eine fruchtbare Auseinandersetzung. Nenn mich voreilig, du hast Recht. Ich quatsche oft einfach so drauflos. Das ist meine Art, mich einem … Dings … Phänomen anzunähern: ich umstelle es erstmal mit Benennungen. Vieles ist nicht so ernst gemeint. Ich versteh auch die Leute, die genervt reagieren. Kennt ihr den netten Spruch: Witz komm raus, du bist umzingelt? So ungefähr: statt Witz halt was anderes einsetzen …
klaus
20. Juli 2009 @ 15:11
@blaumann: So oder so ähnlich konnte man sich das durchaus vorstellen, kein Ding, war auch nicht genervt. So oder so ähnlich habe ich meine künstlerische Arbeit eigentlich immer beschrieben: die Themen umzingeln und sich von außen dann langsam rantasten…