Fotos nutzte ich in den letzten Jahren immer häufiger für meine Malerei. Ich fand sie in Zeitungen oder im Internet – oder ich nutzte eigene Fotos von Freunden oder der Familie. Sie waren Rohstoff für meine „Bildcollagen“.
Ich löste Personen, Tiere und Gegenstände aus ihren Zusammenhängen heraus und ordnete sie neu auf der Leinwand. Es entstanden andere Zusammenhänge und Beziehungen – neue Geschichten – den Hintergrund bildeten Farbräume und Farbnebel.
Prinzip Collage.
Aber auf die Dauer war das sehr mühsam. Ich wollte einfach keine Geschichten mehr erfinden. Geschichten erzählen sich ja fast von selbst. Auch ich bin ja Teil einer Geschichte, ohne dass ich all zu viel Einfluss auf das Drehbuch & die Ereignisse habe.
2008 begann ich mich mehr für einzelne Personen zu interessieren. In ihrem Raum. In ihrem Umfeld. Ich wollte an den Kern der Geschichte. An den Kern meiner Geschichte.
Die Figur im Raum. Ein durchaus tragfähiges Konzept.
Vorlagen finde ich nach wie vor überall. Den größten Anteil aber bilden nach wie vor die Fotos aus meinem Nähkästchen, Freunden oder Ereignissen, die ich selbst geschossen habe.
Spaziergänge sind zum Beispiel sehr ergiebig. Oder Familienfeiern. Manchmal schickt mir jemand ein Foto.
Es geht nicht immer um Ähnlichkeit. Im Gegenteil. Oft lege ich das Foto während des Arbeitens zur Seite. Es reicht eine Andeutung. Ein Schemen. Gleichsam ein heller Schatten.
Geisterhafte Gestalten.
Wenn sich die Ähnlichkeit einstellt, heiße ich sie herzlich willkommen. Sie darf bleiben.
So entstanden in den letzten zwei Jahren Skizzen, Bilder, Zeichnungen, Aquarelle und Mischtechniken zum Thema Mensch und Raum. Ein Netzwerk von Bildern, die ich versuchte, in den beiden großen Ausstellungsräumen des St. Wendeler Stadtmuseums, zu inszenieren. Eine große Rauminstallation von Zeichnungen, Bildern. Ähnliches & Gegensätzliches – vergleichbar mit einer Partitur. Wie die Noten auf den Notenlinien sind die Arbeiten an den Wänden verteilt. Es gibt Verdichtungen und offene Räume, Rhythmenwechsel, unterschiedliche Klänge und eine Unzahl von überraschenden Beziehungen und Verweisen …
Von Menschen und Räumen
Läuft noch bis zum 7. November.
Stadtmuseum St. Wendel
Di, Mi und Fr 10:00 – 13:00 und 14:00 – 16.30 Uhr;
Do 10:00 – 13:00 und 14:00 – 18:00 Uhr;
Sa 14:00 – 16.30 Uhr;
So (und an Feiertagen) 14:00 – 18:00 Uhr.
Am 7. Oktober, 17:00 Uhr: Werkgespräch
klaus
4. Oktober 2010 @ 10:40
Hab's jetzt gestern geschafft! Liebe Menschen, die ihr dies lest: geht, fahrt, rennt, kriecht nach St. Wendel! – die Stadt ist kaum eine Reise wert, aber die Ausstellung! Diese Ausstellung ist nicht so schnell leergeguckt wie manch andere, wo man rein und wieder rausgeht und nix passiert. Und das liegt nicht an der Menge der Exponate! Sondern an Form und Inhalt und Schlüssigkeit. Normalerweise schreibt man dann immer: das muss man neidlos anerkennen. Aber irgendwie bin ich natürlich schon neidvoll – im positiven Sinne. Und angeregt und angespornt. Hier finden sich die wahren Nebenwege zu einem wirklichen Weg. That's it!
Armin
5. Oktober 2010 @ 06:09
Lieber Klaus – das hat mich sehr gefreut & gerührt – um so mehr, als es sich um das Statement eines von mir überaus geschätzten Kollegen handelt!
Vielen großen Dank!!!