Ohne Titel („Bodo Baumgarten“), 2017
Bleistift, Skizzenbuch, 29,7 x 42 cm
In alten Fotokisten gewühlt & ein Foto meines Professors Bodo Baumgarten wieder entdeckt. Bei Bodo habe ich Malerei studiert, damals an der HBK Saar. Und ich musste auch an das denken, was ich am 12. Februar 2007 geschrieben habe:
„Oskar hat mich in meinem künstlerischen Denken mehr beeinflusst als Bodo; Oskars Grundlehre war für mich bis heute eine Art Ohrwurm der Gestaltung – sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf.“
Gilt nach wie vor. Oskars Grundlehre ist mir von Jahr zu Jahr näher, während Bodo sich immer weiter entfernt. Witzigerweise erlebte ich die Zeit bei Bodo an der HBK sehr intensiv; das hing aber wahrscheinlich eher mit der HBK & den außerordentlichen Umständen damals zusammen. Eine abenteuerliche Zeit des Aufbruchs für mich, die alles verändert hat. Aber es war der Austausch mit meinen Kommilitoninnen & Kommilitonen, es war das Leben & Arbeiten in den Malerateliers, Tag & Nacht, die mich bis heute prägten.
Die Aufgaben in Oskars Grundlehre dagegen waren mir anfangs schleierhaft, oft schickte er uns durch quälend lange Prozesse, manches war im besten Sinne meditativ, Abkürzungen wurden als solche schnell entlarvt & meistens gab es die sowieso nicht. Wir mussten einfach durch. Nachtschichten obligatorisch. Grauwerte, Material & Struktur, Körper & Raum, Farbe, Form, Rhythmus & Bewegung – das waren die großen Themen in der Gestaltung – zu erkennen & anzuwenden natürlich auch in der Musik, beim Kochen & Essen & auf das Leben sowieso. Holweck war ein Anhänger zen-buddhistischer Lehren & schien mir eine seltsam entrückte Lichtgestalt zu sein. Oft sprach er Rätselhaftes, auf Fragen pflegte er meist zu antworten: „Machen Sie!“ Erst allmählich, mit den Jahren & nach der Grundlehre, gingen mir Lichter auf. Sie durchdringt mich, meine Kunst & mein Leben bis heute.
Nebenbei: Heinz Popp hat mir übrigens viel hilfreiches über die Zeichnerei erzählt. Er selbst ist ein sehr guter Beobachter. Und außerdem malt er wunderbare Aquarelle & schneidet & schnitzt vortrefflich in Holzplatten. Seine Farbholzschnitte wirken transparent & leicht. Bei ihm studierte ich nach der Grundlehre. Grafik-Design. In dieser Zeit gab es eine sommerliche Exkursion in die Povence, an der ich dreimal teilnahm. Vierzehn Tage in der Landschaft sitzen & zeichnen. Meistens Aquarell. Ich glaube, diese Zeit hat mich bis heute beeinflusst in der Art, eine Landschaft zu sehen & wahrzunehmen. Mein Interesse an Landschaftzeichnerei wurde damals geweckt, die Bilder sind bis heute in meinem Kopf! Ich war geradezu süchtig nach Landschaft. Auch wenn ich oft glaube, das Gegenteil dessen zu machen, was Heinz Popp lehrte. Es verging kaum eine Reise nach diesem Studium ohne Skizzenbuch, Zeichenblock & Aquarellfarben.
Und nicht zu vergessen: mein Freund Ralf. War Lehrbeauftragter bei den Innenarchitekten, fantastischer Zeichner & Zeichnenerklärer. In Ralfs Altbauwohnung in der Saarbrücker Innenstadt stand eine große Radierpresse. Er weihte mich ins Handwerk des Kratzens & Druckens ein. Hier verbrachten wir unzählige Wochenenden, zogen nächtelang zeichnend von Kneipe zu Kneipe um anschließend gegen Morgen die zusehends verschwommenen Eindrücke in Kupferplatten zu ritzen. Fruchtbare, nachhaltige Nachtschichten, in denen ich vor allem viel über das Leben & über die Kunst des Zeichnens & der Radierung lernte. Ich glaube sogar, dass ich ohne die Anstöße von Ralf heute noch vor dem Bildschirm eines Rechners in irgendeiner Werbeagentur sitzen & über verpasste Chancen nachdenken würde.
Lurs – Armin Rohr
13. November 2019 @ 08:35
[…] Im Oktober 1983 studierte ich zunächst zwei Semester in der Grundlehre Oskar Holwecks. Seine Grundl… […]
Über Zufälle, Zweifel & Ungewissheiten – Armin Rohr
19. Februar 2020 @ 14:00
[…] Grafikdesign war laut meiner Arbeitsberaterin auch brotlose Kunst & Kunst in einer anderen Stadt außerhalb des Saarlandes Zeitverschwendung, weil noch brotloser als brotlos. Kam also überhaupt nicht in Frage. Zugegebenermaßen hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch noch keinen Plan von irgendwas. Nur eines war klar: Die drei Vorschläge meiner Eltern & meiner Arbeitsberaterin fand ich inakzeptabel. Ich machte mein Fachabitur & begann ohne Plan ein Grafikstudium – übrigens damit verbunden die sagenumwobene Grundlehre bei Prof. Oskar Holweck. Aber das ist eine andere Geschichte. […]