… für die einen bedeutet Malerei so etwas wie Lifestyle; ein Attribut, was schmückt & am Revers getragen werden kann. Maler zu sein ist schick.

Für die anderen ist es eine Berufung … das klingt auch ein bisschen nach Schicksal, glücklicher Fügung. Etwas, was einem von außen angetragen wird; vielleicht fühlt man sich auch ein wenig aufgefordert, wie seinerzeit an Pfingsten die Apostel von wem oder was auch immer. „Gehet hinaus & verkündet …!”

Ich weiß nicht.

Ich habe immer gemalt oder gezeichnet; meistens jedenfalls. Irgendwie. Trotzdem bin ich mir dessen erst spät bewusst geworden. Ich zeichnete, ohne darüber nachzudenken oder zu reflektieren. Als ich mit meinem ersten Studium in Saarbrücken begann, nahm die Zeichnerei den größten Raum ein & somit auch das Nachdenken & Reflektieren über das Zeichnen & die damit verbundenen Möglichkeiten, über die Welt nachdenken & die Welt zu verstehen, sie mit dem Stift zu begreifen. Es war verbunden mit einer gewissen Leichtigkeit & vor allem mit viel Entdeckerfreude.

Mit der Malerei begann ich viel später.

Ich kämpfte mich durch die Farbe. Das fiel mir schwer. Trotzdem habe ich weitergemalt & kämpfe immer noch …

Ich denke in Bildern. Zum Beispiel schaue ich, während ich diese Zeilen schreibe, zwischendurch aus dem Fenster. Ein früher Augustmorgen im gleißenden Spätsommerlicht. Die Blätter der Birke vor dem Eingang des Friedhofes auf der Straßenseite gegenüber glitzern silbrig in der Sonne. Tiefe Schatten – dunkel – aber nicht schwarz.

Ein kühler Wind bringt die Blätter leise zum Rauschen. Kindergeschrei. Die alte Frau mit der Handtasche schleppt sich die Straße hoch.

Ein schönes Bild.

Ein Baum, eine alte Frau & das Licht & die Schatten. Ein einfaches, banales Motiv.

Kindergeschrei.

Ich glaube, früher habe ich zu kompliziert gedacht. Es ist schwer, einfach zu denken.

Einfach zu malen.

Meine Malerei sucht. Tastet. Fragt.

Wie beschreibe ich mein Verhältnis zur Welt? Wie denke ich über die Welt? Wie verhalte ich mich zur Welt?

Die Welt ändert sich – ständig. Es ist schwer, immer wieder eine Haltung zu finden.

Im Ergebnis zeigt die Malerei meine Haltung zu Welt; sie ist ein Werkzeug, mit dem ich zweifelnd die Welt beobachte – möglicherweise ist sie eine Methode, die Welt zu verstehen (Wobei ich glaube, dass ich diese Welt gar nicht verstehen will. Nicht wirklich.). Oder ohne sie in Gut & Böse oder Schwarz & Weiß zu werten. Zumindest versuche ich, mich einer Wertung zu enthalten; für die Malerei ist das besser, habe ich gemerkt.

Manchmal misslingt dies oder das. Oder auch alles. Dann bin ich gescheitert. So was kommt vor.

Vielleicht dokumentiere ich in meinen Bildern einen ständigen Selbstvergewisserungsprozess.

Für den Betrachter allerdings ist das alles ziemlich uninteressant.

Glaube ich.