Ohne Titel, 2008
schwarze Tinte, Skizzenbuch, ca. 19 x 23,5 cm (geschlossen), rechte Seite

 

Just in dem Moment, wo ein jüngeres Ehepaar mit Hund & Kinderwagen den großen Baum passierte (Ich wartete den Zeitpunkt ab, um H. den Größenvergleich Mensch – Baum besser verdeutlichen zu können), startete gegenüber am Flughafen Ensheim eine Maschine Richtung Osten.

[Kühe gab es auch – nicht im Bild zu sehen, weil ursprünglich & vor der Entstehung der großen-Baum-Zeichnung weiter rechts, außerhalb der Formates grasend – ein ganzes Rudel, vielleicht fünfzehn, siebzehn Stück, schwarz-weiß & braun-weiß; die schwarz-weißen sehr mager; die braun-weißen mit riesigen Eutern – schöne Motive halt.]

Aber anstatt Kühe zu zeichnen machte ich mir zunächst mit H. am elektrischen Zaun Gedanken über das Leben der Kühe im Allgemeinen (H.: „… ich wäre lieber eine Fledermaus.“), was anscheinend die Neugierde der Tiere weckte. Nach & nach schlenderten – eher: wankten – die Tiere wiederkäuend & unter Gebrüll zu uns an den Zaun & glotzten uns an – was H. allerdings große Angst machte.

Die Situation wurde unheimlich – ja, fast bedrohlich, weil sich von Osten her sehr schnell der Himmel über der Weide verdunkelte.

Wir entfernten uns eilig.

Hundert Meter weiter setzten wir uns auf eine freundliche Bank & beobachteten die Lage aus sicherer Entfernung.

Eine männliche Person in schweren, schwarzen Gummistiefeln näherte sich dem Kuh-Rudel, öffnete den elektrischen Zaun & trieb die Tiere zum entfernt gelegenen Hof.

Der große Baum blieb allein zurück.

Aus diesem Grund zeichneten wir gestern keine Kühe, sondern den goßen Baum.