Ich verabscheue die Kälte, ich mag keinen Schnee. Und dann, unweigerlich, als wäre es unvermeidbar: der erste Spaziergang im neuen Jahr. Aufs Land, in die Kälte, in den Schnee. Man muss sich bewegen, den Alkohol & das schwere Essen von Silvester abbauen. Das alte Jahr endgültig abschütteln, wie eine zu eng gewordenen Haut, abstreifen & alles von vorne beginnen, neu anzufangen. Die Spaziergangskonvention an Neujahr. Wie an jedem Neujahrstag. Das war schon immer so. Egal bei welchem Wetter.

Kindheitserinnerungen.

Trotzdem gefiel mir dieser Spaziergang in der Kälte, mir gefiel die winterliche Stille. Eine Welt ohne Geräusche. Bis auf die knirschenden Schritte auf dem gefrorenem Boden & das Geräusch des eigenen Atems hörte man fast nichts. Selten mal ein Knacken im Gebüsch; ein oder zwei Krähen kreischten irgendwo. Möglicherweise Einbildung. Dazu der Nebel, der die Welt so klein machte. Nirgendwo ein Horizont. Und da, wo der Nebel alles verschluckte, hätte die Ewigkeit beginnen können. Oder irgendein Nichts.

Auch in meinem Kopf breitete sich die Stille aus. Wattestille.

Nur wenn ich an meine ungemalten Bilder dachte, machten sich Geräusche breit; die Bilder in meinem Kopf waren so laut wie immer.

Das war schön.